Ein festlich gedeckter Tisch mit verschiedenen indischen Gerichten und mehreren Personen, die das Essen genieĂźen.

Essen in Indien

Wenn das Bier aus einer Teekanne kommt

Teilen Anne Kriebel 07.10.2024

Wenn das Bier in einer Teekanne serviert wird und man zur BegrĂĽĂźung nicht gefragt wird, wie es einem geht, sondern ob man schon gegessen hat, ist man in Indien angekommen. In den 28 Bundesstaaten und acht so genannten „Unionsterritorien” wird das Thema Kulinarik mit Haut und Haaren gelebt. Der – zumindest gefĂĽhlt â€“ gesamte Tagesablauf dreht sich in Indien um das Essen. Zwar gibt es auch dortzulande nur drei Hauptmahlzeiten, diese werden aber zelebriert und besonders intensiv erlebt. Dazu gehört zum Beispiel das Essen mit den Händen. Doch muss das wirklich sein – oder ist es sogar richtig clever? Und warum werden Souvenirjäger auf der Suche nach CurrygewĂĽrz fĂĽr die heimische KĂĽche ziemlich trĂĽbselig zurĂĽckgelassen?  

Essen in Indien – das ist der Taste of India

Ganz ehrlich – ohne gutes Essen wäre das Leben doch nur halb so schön. Während wir in Deutschland aber manchmal (oder häufiger als uns lieb ist) ziemlich unbedacht unsere Mägen fĂĽllen, geht man in Indien deutlich bewusster an die Sache heran. Das Kochen und anschlieĂźende Essen nimmt viel Zeit in Anspruch. Wo es bei uns zum FrĂĽhstĂĽck mal ein MĂĽsli oder Apfel auf die Hand tut, wird in Indien schon zu frĂĽher Stunde die Pfanne geschwungen: Aloo Paratha, ein Fladenbrot mit KartoffelfĂĽllung, schmort darin. Nach einer Tasse Tee – ein absolutes Muss zum Start in den Tag – wird dieses gerne sĂĽĂź belegt. Ăśberhaupt ist das Essen in Indien oft sĂĽĂźer als man glauben mag. In Rajasthan beispielsweise haben SĂĽĂźigkeiten aus Milch und Zucker Hochkonjunktur. Klingt nach Zuckerschock, ist aber ziemlich lecker.  

Ein Holztablett mit drei indischen Fladenbroten, Butter, Ketchup und gewĂĽrzter Garnitur.

Fühlen, was man isst – das steckt hinter dem Essen mit Händen

Wer eine Reise nach Indien plant, muss sich auf das Essen mit den Händen einstellen. Der direkte Kontakt mit den Speisen hat hier einen hohen Stellwert. Erst sieht man, dann fĂĽhlt man, dann schmeckt man. Was hier als unhöflich und nicht sauber gilt, ist in Indien das genaue Gegenteil: Inder sind extrem reinlich. Es gilt als weitaus hygienischer, die Nahrung mit den gewaschenen Händen zu sich zu nehmen, als mithilfe von Besteck. Allerdings nur – und das sollte sich jeder Indienreisender merken – wenn die rechte Hand verwendet wird! Die linke Hand gilt als unrein.  
 

Und wie isst man nun einigermaĂźen anständig mit den Händen? Mit Zeige- und Mittelfinger wird eine kleine Schaufel gebildet, mit dem Daumen schieben Sie die Speisen darauf. Da sich das bei gekochtem GemĂĽse durchaus schwierig gestalten kann, kommen Reis und Chapati zum Einsatz. Mithilfe des Reis’ können kleine Bällchen geformt werden und das Fladenbrot dient als Art Löffel. Gespeist wird dann oft von einem Thali – einer Platte, die mit allerlei Leckereien bestĂĽckt ist und von der sich jeder bedienen darf. Ersatzweise wird in manchen Regionen auch ein Bananenblatt verwendet.  

Fun Fact: Das Prinzip “Nicht sehen, was man zu sich nimmt” gilt zwar nicht beim Essen, dafĂĽr aber beim Alkohol. Die Genehmigung zum Alkoholausschank kostet Wirten in Indien eine horrende Summe. Um diese einzusparen, wird Bier in Teekannen serviert.  

Essen in Indien – das ist in Indien verpönt

Die indische Küche ist vorwiegend vegetarisch aufgestellt. Mit Gewürzen, Dips und Chutneys wird das Gemüse zu einem echten Gaumenschmaus. Doch natürlich findet man auf den Speisekarten auch Hühnchen, Schweinefleisch, Lamm und – Rind. Letzteres darf man sich jedoch nur in Goa schmecken lassen. Der Bundesstaat ist christlich und muslimisch geprägt, sodass die strengen Hindu-Regeln hier derzeit nicht gelten. Ansonsten gilt jedoch: Finger weg von der Kuh. Diese gilt als heilig, weil sie den Göttern einen Wohnort schenkt. Es kommt sogar regelmäßig zu Morden an denjenigen, die die Regel brechen und Rindfleisch essen.

Ebenfalls nicht gerne gesehen ist es, wenn man aufisst – mag es noch so gut schmecken. Wie auch in China, Thailand oder auf den Philippinen gilt es als unhöflich, den Teller komplett leer abzugeben, da dies als Zeichen gedeutet werden könnte, dass der Gastgeber nicht genug angeboten hat. 

Indien Reise – kein Curry für das Gewürzregal

Indien ist das Land, das man wohl am ehesten mit einer spektakulären KĂĽche in Verbindung bringt, in der Aromen zusammenkommen, die man zuvor noch nie geschmeckt hat. Die unglaubliche GewĂĽrzpalette macht das Essen in Indien so einzigartig und natĂĽrlich liegt es nahe, sich etwas davon mit in den Flieger packen zu wollen. Die unendlich vielen GewĂĽrzmärkte im ganzen Land machen es möglich. Wer sich aber Currypulver fĂĽr das nächsten Chicken Masala mitnehmen möchte, wird keinen Erfolg haben. Pulverisiertes Curry kennt man in Indien nämlich nicht. Wer Curry bestellt, bekommt ein Currygericht.  

Eine lächelnde Frau mit einer Cap in der Natur, umgeben von Bäumen und grünem Hintergrund.

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