Schock im peruanischen Regenwald

Dominiks Reise in das Amazonasgebiet

Teilen Anne Kriebel 02.09.2024

Es war einmal ein DIAMIR-Mitarbeiter, dem es nicht mehr ausreichte, nur zu reden. Er wollte selbst sehen, was Umweltschutz im großen Stil bedeutet. Gemeinsam mit Wilderness International reiste Dominik, unser Dresdner Büroleiter, 2024 zum zweiten Mal in den Regenwald von Peru. Es ist seine ganz persönliche Geschichte. Ein Bericht über Vorfreude, Fassungslosigkeit, Hoffnung und dem Bewusstwerden darüber, dass es da draußen etwas gibt, das so viel größer ist als wir Menschen.  

Regenwald Peru – wenn alles andere unwichtig wird

1996 – ist das lange her – stand ich zum ersten Mal in einem Regenwald. Damals brachte mich der Flieger nach Ecuador. In den Folgejahren reiste ich immer wieder in die größten Wälder der Welt und mit jedem Mal stellte ich vermehrt fest, dass die Besiedlung der Naturschauplätze voranschreitet. Es ist also kein neues Phänomen, dass die Regenwälder bedroht sind. Nur jetzt wird mehr darüber gesprochen und die Probleme, die damit verbunden sind, werden gesehen. Das größte Problem, das die Besiedlung und damit die Rodung der Regenwälder verursacht, ist, dass unser globales Ökosystem nicht mehr funktioniert. Es geht nicht um den einzelnen Baum oder den einzelnen Affen, der kein zu Hause mehr hat, sondern um das Zusammenspiel aller im Regenwald Agierenden. Sie halten den Laden am Laufen. Sind sie weg, muss geschlossen werden und der Rest muss zusehen, wie er zurechtkommt. 

Ich durfte 2009 das erste Mal den Regenwald in Peru besuchen. Ich hatte eine Vorstellung, was mich erwarten würde. Die Realität hat mich umgehauen. Mit einem Mal war überall Natur: Unter uns der Matsch, der sich wie Superkleber um unsere Gummistiefel legte. Um uns herum ein fast schon ohrenbetäubendes Surren und Zirpen, das die Wahrscheinlichkeit von Stichen jeglicher Art ins Bewusstsein schob. Über uns ein Dickicht aus Grün und hier und da ein verheißungsvolles Rascheln, das unsere Blicke nach Affen spähen ließ. Der Regen, der unsere Gummistiefel binnen weniger Minuten füllte. Seit 2003 bin ich fester Teil von DIAMIR und habe schon viel von der Welt gesehen. Ich durfte unter anderem in Kanada einer Grizzly-Familie aus 30 Metern Entfernung beim Fischen zusehen, mit Mantarochen und Katzenhaien am Kicker Rock auf Galapagos schnorcheln sowie riesige Gnu- und Büffelherden in Kenia bestaunen. Dieser Moment im Regenwald reiht sich definitiv in die Liste meiner unvergesslichsten Erfahrungen ein. Umgeben von diesen Waldriesen mitten im Amazonasgebiet kam ich mir so klein vor. Über 60 Meter ragen die Paranussbäume in die Höhe. Ihre Baumkronen strecken sich empor Richtung Wolkendecke. Dieser Anblick hat schon etwas für sich. 

Mensch vs. Natur – ein ungleicher Kampf

15 Jahre später ging es für mich zum zweiten Mal in den peruanischen Regenwald, genauer gesagt in den “Secret Forest”. Diese Fläche von knapp 198 Hektar wurde 2022 von Wilderness International gekauft, um es vor unerlaubter Zerstörung zu schützen. DIAMIR gehört ein kleines Teilgebiet. Meine Erinnerungen an früher waren noch präsent. Ich dachte, ich wüsste, was auf mich zukommt. Dem war nicht so: Die Gummistiefel waren wegen der versiegelten Straßen sauberer als damals. Die früher neunstündige Anreise per Boot absolvierten wir diesmal in drei Stunden mit Boot und Bus – einfach, weil es jetzt parallel zum Fluss eine Straße im Regenwald gibt. Die Natur wurde ausgelöscht – nicht überall, aber für meinen Geschmack an zu vielen Stellen. Es war wie in einem schlechten Film, in dem man in eine Zeitkapsel gesteckt wird und in einer völlig neuen Wirklichkeit erwacht. Was ist nur passiert? In dieser Kulisse wurde mir bewusst, was wir Menschen uns herausnehmen. Wenn das so weitergeht, wird es den Amazonas irgendwann nicht mehr geben. Kann man sich das vorstellen? Nie im Leben hätte ich damit gerechnet, dass in so kurzer Zeit eine solche Zerstörung, ein solcher Raubbau an dieser wunderbaren Natur entstehen kann. Affen springen auch heute noch von Ast zu Ast, das Surren der Moskitos versetzt einen immer noch in Habachtstellung und gefährlich aussehende Spinnen, die den Weg kreuzen, lassen einen immer noch erstarren. Doch all das ist weniger geworden.  

Wilderness International - für sieben Tage Teil des Teams

Damit dieser Trend aufgehalten wird, gibt Wilderness International glücklicherweise alles. Das Team arbeitet vor Ort mit Waldhüterinnen und Waldhütern, die so gut es geht sicherstellen, dass nicht noch mehr Waldfläche zerstört wird. Ich bin froh, Teil dieser Expeditionsreise gewesen sein zu dürfen, denn die Arbeit der Profis live mitzuerleben, ist schon ein Highlight. Man muss sich das mal vorstellen: Eine drei Meter lange Buschmeister – die größte Giftschlange Amerikas – wurde gefangen, untersucht, gechipt und natürlich wieder in die Freiheit entlassen, um neueste Forschungsergebnisse sammeln zu können.

Wir haben Bäume vermessen, Kaffee- und Bananenpflanzen gesetzt, Kaimane im Dunkel der Nacht untersucht sowie Puma- und Tapirspuren verfolgt. Das ist schon was. 

Ich war aber nicht nur im “Secret Forest”, sondern auch für drei Nächste im Tambopata Research Center. Da es immer weniger Bäume gibt, fehlen den Aras essenzielle Nistplätze. Im Research Center werden seit einiger Zeit mögliche Alternativen getestet, von denen sich eine tatsächlich durchsetzen konnte und von den Aras angenommen wurde. Diese Variante soll nun auch in den “Secret Forest” übertragen werden. Ein kleiner Teil dieser Geschichte sein zu dürfen, bedeutet mir sehr viel. 

Regenwald Peru - zurück zu Hause

Kehrt man von solch einer Reise zurück, ist es gar nicht so einfach, gleich wieder in den Alltag zu finden. Was ich mit meiner Familie aber schon immer lebe – und was durch meinen Peru-Besuch noch mehr Wert erhalten hat – ist ein bewusster Umgang mit Ressourcen. Wir sollten zu schätzen wissen, was wir haben und wieder lernen, zufriedener zu sein. Denn wenn die Welt so weitermacht wie bislang, gibt es vielleicht nicht mehr so viel, woran wir uns erfreuen können.  

Gemeinsam mit unseren Freunden von Wilderness International kompensieren wir 50 Prozent der durch eine Reise entstehenden Emissionen. Dieses Engagement kommt direkt unseren Nachhaltigkeitsprojekten in Kanada und Peru zugute. Mit Ihrer Unterstützung können wir aus 50 Prozent 100 machen. Im Verlauf einer Reisebuchung haben Sie die Möglichkeit, mit nur einem Mausklick aufzurunden und so selbst aktiv am Umweltschutz teilzunehmen.

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