Atemberaubende Weite im Hochland von Peru bietet einen Ausblick auf schneebedeckte Berge
Ein peruanisches Ehepaar genießet den Trubel am Plaza des Armas in Arequipa
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Salinas de Maras – im heiligen Tal baut die Gemeinde von Maras terrassenförmig Salz aus einer heißen Quelle ab

Reisebericht

Peru – im Reich der Inka

Theresa Hermsen, 01.05.2019

18:10 Uhr, noch eine Stunde bis zum Abflug. Mein Gepäck ist aufgegeben und ich stehe vor der Sicherheitskontrolle am Frankfurter Flughafen Terminal 2.

Mein Abenteuer Peru kann beginnen. Nach etwa 17 Stunden Flugzeit, inklusive umsteigen in Madrid und sieben Stunden Zeitverschiebung lande ich am Morgen in Lima, der Hauptstadt Perus.

Am Ausgang werde ich bereits begrüßt. Torsten Weigel, unser Reiseleiter für die nächsten 20 Tage wartet am Flughafen auf alle Teilnehmer der Reisegruppe. Eine sehr angenehme Sache, nach solch einer langen Anreise in den vorbereiteten Transferbus einzusteigen und sich erstmal um nichts weiter zu kümmern.

Ein stärkendes Frühstück und die ersten Gespräche mit den anderen Reiserteilnehmern später, spazieren wir bereits durch die Straßen Limas. Es sind rund 27 Grad, die Sonne wärmt und wir saugen die ersten Eindrücke in uns auf. Auf dem Glockenturm des Santo Domingo Klosters verfallen wir dem Flair dieser unerwartet nicht-peruanischen Stadt.

Der nächste Morgen richtet sich gegen unser Jetlag. Der Wecker klingelt um 2:45 Uhr und vor uns liegt eine lange Fahrt und die ersten Highlights der Reise. Mit reichlich Sonnencreme im Gesicht und in die Schwimmweste eingepackt sitzen wir ca. 4 Std. später im Speedboot zu den Islas Ballestas, auch klein Galapagos genannt. Recht schnell erreichen wir die felsigen Inseln und hoch über unseren Köpfen watscheln die ersten Pinguine das Gestein entlang. Zwischen einer riesigen Schar an Kormoranen gar nicht so leicht zu erkennen. Seerobben suhlen sich in der Sonne und bringen ihren Babys das Schwimmen bei. Wieder an Land angekommen geht es weiter, um sich mit dem Nationalgetränk des Landes, dem Pisco – einem Weinbrand – vertraut zu machen. Wir werden in die traditionellen Methoden der Herstellung eingeweiht und dürfen natürlich auch kosten. Am Abend in Huacachina angekommen erwartet uns ein sagenhafter Anblick. Eine grüne Oase inmitten hunderte Meter hoher Sanddünen. Buggys bringen uns diese hinauf und tiefer in die Wüste hinein. Ein atemberaubender Sonnenuntergang eröffnet sich uns. Die Dünen färben sich im orangeroten Abendlicht. Wir stehen da, sind fasziniert, genießen die Ruhe, den Weitblick und können kaum glauben, welche Erlebnisse und Erinnerungen uns bereits der erste Reisetag geschenkt hat.

In den folgenden zwei Tagen bestaunen wir unter anderem die Nazsca Linien, in luftiger Höhe aus einem kleinen Propellerflugzeug, bevor wir in der weißen Stadt Arequipa an zahlreichen kolonialen Gebäuden aus Sillar, einem weißen Vulkangestein, vorbeispazieren. Unser Magen knurrt. Wir gehen in ein Restaurant, welches den besten Ausblick auf den Plaza de Armas bietet. Ich lehne mich ans Geländer, lasse die Sonne in mein Gesicht scheinen und meinen Blick über die Menschen schweifen. Auf einer Parkbank, ganz am Rande des Platzes entdecke ich ein altes peruanisches Ehepaar, sie hält ihm einen Schirm, zum Schutz vor der Sonne. Unwillkürlich muss ich lächeln – eine Situation, welche mich mit dieser Kulisse im Hintergrund sofort fröhlich stimmt. In der Abenddämmerung leuchten die Straßen in einem sanften Licht und der Vulkan Misti ragt hinter der Kathedrale am Plaza des Armas gen Himmel.

Und dann, auf dem Weg ins Colca-Tal haben wir die erste Begegnung mit Alpakas. Eine Herde aus unzähligen Tieren steht am Straßenrand und lässt sich beim Grasen kaum von uns stören. Ein Alpakababy zeigt Interesse, kommt näher und posiert prompt vor unseren Kameralinsen. Ein weiteres Schauspiel lässt nicht lange auf sich warten: am Abend bietet sich ein einzigartiger Blick auf den Vulkan Sabancaya, welcher Wolken aus Asche in den blutroten Abendhimmel spuckt.

Durch das tief eingeschnittene Colca-Tal, immer dem Colca-Fluss entlang, eröffnet sich uns eine faszinierende Szenerie. Landwirtschaftlich genutzte Terrassen ziehen sich an den Hängen entlang, das Wasser rauscht zwischen den Bergen in Richtung Pazifik. An einem Aussichtspunkt ist ein Tor mit einem Kreuz erbaut, dem Cruz del Condor. Die Sonne scheint und der Ausblick über das Tal ist sagenhaft. Die Kondore warten auf uns und in der aufsteigenden Thermik ziehen die Könige der Anden über uns große Kreise durch die Lüfte. Keine drei Meter über unseren Köpfen fliegen die beeindruckenden Vögel ihre Manöver und lassen uns unseren Atem kurz innehalten.

Weiter geht unsere Reise zum höchsten schiffbaren See der Welt. Auf dem Titicacasee bekommen wir Einblick in die jahrhundertalte Kultur der Uros. Auf den aus geschichtetem Schilf bestehenden Inseln leben etwa 2000 Menschen. Wir dürfen im Wohnzimmer der Familie, wohl bemerkt unter freiem Himmel, auf selbstgebauten Sitzmöglichkeiten aus Schilf Platz nehmen. Der Insel-Häuptling und Vater weiht uns in die täglichen Arbeiten und das Leben der Familie ein. Als wir die Insel verlassen bekommen wir ein Ständchen gesungen und die jüngste Tochter der Familie bringt sich tatkräftig mit ein.

Am Morgen des zehnten Tages begeben wir uns auf eine lange Etappe: mit fest gebuchten Sitzplätzen in einem öffentlichen Touristenbus geht es in die ehemalige Hauptstadt des Inkareiches, Cusco – der Nabel der Welt, wie die Stadt auf ca. 3500 Meter auch genannt wird. Die Fahrt erlaubt uns Ausblicke in eine beeindruckende Natur. Mehrere Stopps machen die lange Strecke sehr erträglich. Am Abend in Cusco angekommen unternehme ich nach einem reichhaltigen Abendessen einen kleinen Spaziergang und kann im Dunklen nur ansatzweise erahnen, wie wundervoll die Stadt sein muss. Auf dem Plaza de Armas drehe ich mich im Kreis und sehe in den Berghängen ringsum funkelnde Lichter, die auf eine lebendige Stadt hinweisen. Cusco hat auf Anhieb ein sehnsüchtiges Gefühl geweckt.

Nachdem wir uns auch am Tag von der Schönheit und vor allem der Historie der Stadt in den Bann ziehen lassen, geht es weiter nach Ollantaytambo. Es ist ein gemütliches Örtchen im Urubamba Tal, auch Sacred Valley genannt, welches mittlerweile als Ausgangsort für die Zugstrecke nach Machu Picchu dient. Wir freuen uns auf einen guten Kaffee, mit selbst zubereitetem Gebäck, denn das Sunshine Café hat in der Region, sogar bis nach Cusco und darüber hinaus den Ruf, den besten Kuchen weit und breit zu servieren. Leider kommen wir aufgrund der Osterfeiertage nicht in den Genuss, aber das hat Nachholbedarf.

Wir verabschieden unsere Mitreisenden, die den Inka Trail laufen und freuen uns darauf die nationale Hauptspeise, Ceviche, einmal selbst zuzubereiten. Doch bevor der Kochlöffel geschwungen wird, müssen erst einmal die Zutaten dafür her. Auf dem großen San Pedro Market von Cusco herrscht geschäftiges Treiben. Alle Händler wollen ihre Ware loswerden und es gibt so gut wie nichts, was man nicht kaufen kann. Mit vollgepackten Tüten im Kochstudio angekommen binden wir uns die Schürze um und legen los. Bei netten Gesprächen und leckeren, selbst zubereiteten Speisen, vergeht der Abend wie im Flug. Es hat vorzüglich geschmeckt.

Das letzte Highlight der Reise liegt vor uns. Machu Picchu – die Erwartungen sind groß. Bereits auf der Zugfahrt von Ollantaytambo nach Aguas Calientes tauchen wir in eine Märchenwelt ein. Nebelverhangene Berge, gesäumt von tropischer Vegetation versetzen uns in Staunen. Der tosende Urubamba Fluss schlängelt sich entlang des Touristenortes Aguas Calientes, der als Ausgangspunkt für die archäologischen Funde ausgebaut wurde. In Shuttlebussen geht es hoch zu den heiligen Stätten. Mit jedem höher gefahrenem Meter steigt die Anspannung. Wir laufen die ersten Meter in die Ruinenstadt hinein, die Wege sind von dichter Tropenvegetation umgeben und plötzlich eröffnet sich uns ein Weitblick über einen Großteil der jahrhundertealten Gebäude. Abgegrenzt durch zwei Berge, den Huayna Picchu und Machu Picchu befinden wir uns an einem Ort der vor Wunder nur so sprüht.

Die gesamte Reise über werde ich von der Landschaft, der Kultur und auch den Menschen überrascht. Eine Vielfalt, die in Worten gar nicht zu beschreiben ist. Die Gruppenreise PERINK – im Reich der Inka entführt ihre Teilnehmer in ein Land, dessen Historie ein Stückchen bekannte Weltgeschichte schreibt.

Einer meiner Mitreisenden hat jeden Tag unserer Reise humorvoll festgehalten. Beim Lesen seines Reiseblogs kommt gleich ein Stückchen Peru in die heimischen vier Wände, die Straßenbahn oder auf den Bürostuhl.

Ihre Theresa Hermsen, t.hermsen@diamir.de
Team Lateinamerika und Karibik

Alpakas am Wegeserand
Der Herr der Lüfte – ein ausgewachsender Kondor im Cruz del Condor
Der mystische Nebel verzieht und lässt die Inka-Stätte Machu Picchu hervorscheinen
Ollantaytambo im Tal des Urubamba Flusses
Begegnungen aller Art machen eine Reise durch Peru spannend. Hier eine Jungkatze in den Straßen von Lima
Kondore – prächtige Vögel, die prägend für die Inka waren
Das Klooster Santo Domingo in Lima bietet einen stillen Ort inmitten von Trubel
In Paracas legen die Schnellboote zu den Islas Ballestas ab und fahren an Fischerbooten vorbei
Pinguine, die auf den Islas Ballestas hoch über unseren Köpfen das Gestein entlang watscheln
Pisco Sour – bei einer Verkostung kommt man auf den Geschmack
Ein junges Mädchen aus einer Uro-Familie auf dem Titicacasee
Elstern nisten am Machu Picchu und fliegen tief über die Köpfe der Besucher
Lima, die Hauptstadt Perus
Abendstimmung in Arequipa mit dem Vulkan Misti im Hintergrund
Robben suhlen sich auf den Islas Ballestas in der Sonne