Reisebericht

Nepal – Zwei Gempner gehen hoch hinaus

Marlene Mauch, 01.12.2010

Der 7126 m hohe Himlung Himal in Nepal

Die Kultur, die Landschaft und die hohen Berge von Nepal faszinierten Peter und mich schon seit langer Zeit. Nach vielen Hoch-, Ski- und Klettertouren in Südamerika, Mexiko und vor allem in der Schweiz sollte es dieses Mal „höher hinaus“. Der 7126 m hohe Himlung Himal in Nepal, der sich fast auf der tibetischen Grenze in der Annapurna-Region befindet, wurde dazu auserwählt.
Die Vorbereitungen waren sehr umfangreich, so musste neben Besorgungen an Material, Bekleidung und Medizin auch für die Fitness gesorgt sein. So wurde das Triathlon-Training vernachlässigt und wir waren fast jedes Wochenende in den Schweizer Alpen unterwegs, um für die Höhe und die technischen Passagen optimal vorbereitet zu sein. Am 6. Oktober 2010 war es dann endlich soweit: In einer organisierten Gruppe mit insgesamt 11 Teilnehmern und einem Expeditionsleiter ging es in das Land der hohen Berge.

Aus der Hauptstadt Kathmandu ging es mit einem Kleinbus ins Gebirge – eine erlebnisreiche Fahrt, wenn man europäische Standards gewohnt ist. Von Bhulbhule, einem Ort auf 830 m Höhe, ging es zunächst in subtropischer Vegetation, vorbei an Reisfeldern, Wasserfällen und kleinen Dörfern, stetig höher. Die Landschaft wurde nach und nach einsamer, verlassene Khampa-Dörfer und karge Hochebenen wurden passiert, bis schliesslich nach sieben Tagen Trekking das Basislager auf 4800 m erreicht wurde. Von hier standen nun 16 Tage zur Besteigung des 7000ers zur Verfügung, die für die Akklimatisation benötigt wurden. Zwei weitere Expeditionen, eine österreichisch-holländische, sowie eine koreanische befanden sich bereits im Basislager. Das Wetter in diesem Jahr sollte nicht nur den Expeditionen im Everest-Gebiet einen Strich durch die Rechnung machen, auch in der Annapurna-Region standen in diesem Jahr die Zeichen nicht gut. Das Wetter war nicht ganz so stabil wie in den Vorjahren, und es hatte zusätzlich in den letzten Wochen sehr viel geschneit. Das bedeutet zum einen erhöhte Lawinengefahr, zum anderen aber auch eine deutlich höhere körperliche Belastung für die Bergsteiger, die Spurarbeit im Tiefschnee zu leisten hatten.

Der Zeitplan unseres Teams sah den Gipfeltag für Ende Oktober vor, sehr spät für Besteigungen in diesen Höhen, so auch 10 Tage nach den beiden anderen Expeditionsteams. Der Vorteil war jedoch, dass sich bis dahin das Wetter beruhigt, der Schnee sich gesetzt und unser Team somit perfekte Gipfelbedingungen hatte. Am 29. Oktober standen 7 Teilnehmer der 12-köpfigen Mannschaft – darunter wir zwei – nach einem eisig kalten Aufstieg (–35° bei rund 60 km/h Wind) auf dem Gipfel des Himlung Himal. Der Ausblick auf das tibetische Hochland und die umliegenden 8000er waren überwältigend, die Emotionen unbeschreiblich – trotzdem wissen wir nicht, ob wir so eine Unternehmung wiederholen möchten. Die Strapazen in den drei Hochlagern, die Kälte und der geringe Sauerstoffgehalt in der Höhe verlangen viel mentale Stärke, viel Glück mit dem Wetter und der Gesundheit sowie alle mobilisierbaren, körperlichen Kräfte.

Marlene Mauch