Kochkurs mit Pema
Besuch in einer Thangka Painting School in Bhaktapur
Der 360-Degree-Hill bei Mohare Danda bietet ein spektakuläres 360-Grad-Panorama
Der Machhapuchare (6997m) ist ein heiliger Berg und darf nicht bestiegen werden

Reisebericht

Familienreise Nepal

Markus Walter, 03.02.2023

Der Wunsch, mit meinen Kindern irgendwann einmal nach Nepal zu reisen, um ihnen die Berge des Himalaya zu zeigen, besteht schon mehrere Jahre, aber als sich plötzlich aufgrund einer besonderen Ferienkonstellation eher unerwartet die Chance dazu bot, zögerte ich dennoch: Weihnachten und Silvester in Nepal? Eine Trekkingtour mitten im Winter? Safari statt Skiurlaub?

Dass das Wetter über den Jahreswechsel in Nepal meist sehr stabil und sonnig sein sollte, wusste ich zwar, hatte es aber trotz mehr als 20 Nepal-Reisen bisher noch nie selbst ausprobiert. Für eine leichte Einsteiger-Trekkingtour bis in mittlere Höhen sollten die Temperaturen aber eigentlich perfekt sein und so buchten wir kurzerhand die Flüge, verlegten die Familien-Weihnachtsfeier auf den 3. Advent und stiegen tags darauf bei -12°C in Leipzig in den Flieger.

Noch vor der Landung in Kathmandu, als am Flugzeugfenster die Eisriesen des Himalaya unter strahlend blauem Himmel vorbeizogen, wusste ich, dass wir alles richtig gemacht hatten. Chancen sind dazu da, sie zu nutzen! Und so empfing uns Kathmandu mit strahlendem Sonnenschein und Pema mit leuchtend orangen Blumengirlanden am Flughafen. Auf der kurzen Fahrt vom Flughafen ins Hotel beobachtete ich voller Freude, wie meine Söhne ihre Nasen staunend an der Autoscheibe plattdrückten und das tumultartige Gewusel auf den Straßen ebenso neugierig in sich aufsaugten wie die unverwechselbare Geräuschkulisse einer asiatischen Großstadt. Auf der Dachterrasse des wunderschönen Kathmandu View Hotel kamen wir bei einem leckeren Banana Lassi und frischem Obst erstmal ein wenig zur Ruhe, bevor wir am Nachmittag einen ersten Bummel durch die bunten Gassen des Shopping-Paradieses von Thamel unternahmen. Schnell kamen wir dabei nicht voran, denn fast in jedem der unzähligen kleinen Läden entdeckten die Jungs irgendwas sehenswertes, skurriles, faszinierendes oder lustiges, was erstmal genau begutachtet werden musste.

Am nächsten Tag war Kulturprogramm angesagt und es ging nach Bhaktapur. Die aus traditionellen Lehmziegeln errichtete Stadt mit ihren unzähligen Tempeln, geschnitzten Holzfenstern und verwinkelten Gassen bietet auch für Kinder viel sehenswertes. Stundenlang hätten wir der filigranen Malkunst in der Thangka Painting School zuschauen können. Der Töpfer, der in nicht einmal 15 Sekunden pro Stück kleine Tonvasen auf seiner Töpferscheibe entstehen ließ, die bunten Maskentänzer, die den Kumari Chowk mit Leben erfüllten, unzählige Tempel, die es zu erkunden galt und Läden voller Khukri-Messer ließen uns ganz vergessen, dass es längst Nachmittag war und wir seit dem Frühstück noch gar nichts wieder gegessen hatten. Also schnell hinüber gefahren nach Boudhanath, wo wir in einem der tollen Dachterrassenrestaurants mit Blick auf die riesige Stupa das Mittagessen nachholten. Ein paar obligatorische Runden um die Stupa (natürlich im Uhrzeigersinn!) und einen Klosterbesuch später ging es dann schon in der Dämmerung zurück ins Hotel.

Schon zeitig am nächsten Morgen saßen wir im Auto und kurvten durch bewaldete Täler Richtung Chitwan-Nationalpark, wo wir pünktlich zum Mittagessen ankamen. Trotz 25°C und Sonne satt war es uns für den Pool im wirklich schönen Resort dann doch zu kühl – aber wir waren schließlich nicht zum Baden hier. 2 Tage lang erkundeten wir den herrlichen Nationalpark mit seiner grandiosen Tierwelt zu Fuß, per Geländewagen, im Einbaum und vom Elefantenrücken aus. 8 Nashörner, unzählige Krokodile, Gaviale, Sambarhirsche, Affen, Schildkröten, Pfaue, Eisvögel und andere Vogelarten konnten wir oft aus nächster Nähe bestaunen, in den Aufzuchtstationen viel über die Bemühungen zum Erhalt gefährdeter Arten erfahren, beim abendlichen Stocktanz die Kultur der Tharu bewundern und 3x täglich das leckere Buffet des großartigen Resorts plündern… ;-)

Die anschließende Raftingtour auf dem Trisuli hatte mir vorher die meisten Kopfzerbrechen bereitet, denn dass das Wasser Ende Dezember keine 25 Grad haben würde wie damals, als ich vor vielen Jahren Ende Mai das erste Mal hier geraftet bin, war mir vorher klar. Dass man zur Mittagsrast auf einer Sandbank sogar barfuß durch den warmen Sand laufen konnte und die Sonne die nassen T-Shits in Minutenschnelle trocknete, machte das Erlebnis aber sehr angenehm.

In Pokhara angekommen, unternahmen wir tags darauf die obligatorische Tretbootfahrt über den Phewa-See, eine Wanderung zur Friedenspagode, erkundeten die Gupteshwor-Höhle und die nahegelegenen Devi‘s Falls und besuchten das International Mountain Museum. Tags darauf hieß es wieder mal zeitig aufstehen, wollten wir doch den spektakulären Sonnenaufgang vom Aussichtspunkt Sarangkot aus erleben – eine Idee, die zwar auch ca. 100 andere hatten, aber das tat dem Erlebnis keinen Abbruch. Danach ging‘s gleich weiter ins Tal des Modi Khola, wo unsere 5-tägige Trekkingtour beginnen sollte. Nach einem stärkenden Frühstück nahmen wir die nur 5km lange erste Etappe in Angriff, die allerdings stolze 700Hm bergauf führte – zum Glück hatten wir alle kurze Hosen dabei, denn es war warm und sonnig und wir kamen ordentlich ins schwitzen. Am Tagesziel Ghandruk plünderten wir erstmal die Kuchenvorräte der German Bakery, machten dann einen Abstecher ins kleine Kloster und spielten auf der Sonnenterrasse Karten, was von nun an zum täglichen Ritual werden sollte. Die kommenden Trekkingtage führten durch dichte Rhododendronwälder und über aussichtsreiche Hügelketten – immer mit Blick auf die schneebedeckten Himalaya-Riesen der Annapurna- und Dhaulagiri-Gruppe. Da das mit dem Wandern so gut klappte (alle Tagesetappen waren kindgerecht kurz geplant), bauten wir spontan noch einige Zusatz-Abstecher ein, so zum Beispiel auf den 3637m hohen Muldai Peak und nach Mohare Danda, wo der 3303m hohe „360-Degree-Hill“ tatsächlich ein 360-Grad-Rundum-Panorama vom Allerfeinsten bietet – im Gegensatz zum benachbarten Poon Hill, auf dem sich selbst zur Nebensaison morgens fast 150 Touristen drängelten, waren wir dort übrigens mutterseelenallein. Ohnehin erlebten wir quasi die gesamte Trekkingrunde, die zu den bekanntesten und meistfrequentierten Wanderungen ganz Nepals zählt, in herrlicher Einsamkeit – bis auf den Poon Hill wanderten wir fast immer allein und sahen tagsüber selten mehr als ein bis zwei Dutzend andere Wanderer – und das bei stets bestem Wetter und strahlend blauem Himmel! Am 5. Tag unserer kleinen Trekkingtour erreichten wir schließlich Tatopani, wo wir den ganzen Nachmittag und Abend in den Heißen Quellen verbrachten, ehe es tags darauf zurück nach Pokhara ging.

Um Silvester in Pokhara zu verbringen, hatten wir extra die Reihenfolge unserer gesamten Reise umgebaut – eine Entscheidung, die sich echt gelohnt hat, denn das „Pokhara Street Festival“, das seit 24 Jahren zum Jahreswechsel in Nepals zweitgrößter Stadt gefeiert wird, lockt nicht umsonst Besucher aus nah und fern. Die gesamte Uferpromenade wird auf 3km Länge zur Partymeile voller Streetfood, Livemusik und Tanzdarbietungen aller Art. Mehr Nepal als man dort in wenigen Stunden ganz intensiv erleben kann, geht kaum! So verbrachten wir einen äußerst abwechslungsreichen Silvestertag und genossen zuletzt das mitternächtliche Feuerwerk über dem Phewa-See von der Dachterrasse unseres Hotels.

Am nächsten Morgen sollte es zurück nach Kathmandu gehen, was uns ungeplant ein weiteres Highlight bescherte: den quasi fast Jungfernflug vom neueröffneten Flughafen in Pokhara vorbei an den Bergriesen des Himalaya nach Kathmandu. Dank der beeindruckenden Menschenmenge, die am 1.1. die Eröffnungsparty des neuen Flughafens feiern wollte, hätten wir fast unseren Flieger verpasst – zum Glück hatte der dann allerdings ebenso deutlich Verspätung wie die Eröffnungsrede des Premierministers, der am Neujahrsmorgen extra aus Kathmandu eingeflogen wurde…

Die letzten Tage in der Hauptstadt verbrachten wir mit nepalesisch Kochen, Shoppen sowie einigen kleineren Ausflügen wie zum „Affentempel“ Swayambhunath oder dem sehenswerten Kloster in Ramkot, wo gerade für die Maskentänze zum Mani-Rimdu-Fest geprobt wurde. Zum Abschluss unserer Reise wartete dann noch unsere wichtigste Aufgabe: seit wir nach dem verheerenden Erdbeben im April 2015 spontan Erste Hilfe im völlig zerstörten Bergdorf Gunsakot geleistet hatten, haben wir quasi die Patenschaft für die dortige Schule übernommen, den Wiederaufbau finanziert und organisiert, die Schüler regelmäßig mit Bekleidung und Schulmaterial ausgestattet usw. So durfte natürlich auch diesmal ein Besuch in Gunsakot nicht fehlen, was aufgrund der Abgelegenheit des Dorfes und extrem schlechter Straßen eine mehrtägige Unternehmung ist. Die strahlenden Kinderaugen der 155 Schüler, die wir bei der Gelegenheit mit Mützen und warmen Winterjacken, Schulrucksäcken, Buntstiften, Schulheften und 40kg ausgemusterten Kinderklamotten aus dem Kleiderschrank meiner Söhne bedachten, waren die Mühe jedoch allemal wert und zugleich der denkbar schönste Abschluss einer Reise, die meine Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern bei weitem übertroffen hat!

Nepal mit Kindern ist ein wirklich ganz besonderes Reiseziel und kann man jedem nur wärmstens empfehlen, der seinen Kindern die Augen öffnen möchte für die Schönheit und Vielfalt unseres Planeten, zugleich aber auch für die privilegierte Situation, in der wir zu Hause leben dürfen.
Und wenn es zur besten Reisezeit im Frühjahr oder Herbst halt ferienmäßig nicht passt, dann ist tatsächlich auch der Jahreswechsel eine großartige Reisezeit für so eine Unternehmung – mit oft bestem Wetter, angenehmen Temperaturen und deutlich weniger Touristen selbst an den absoluten Highlights!

Markus Walter
Geschäftsführer und Gründer DIAMIR Erlebnisreisen

PS:
Unsere Reise folgte im Wesentlichen genau dem Reiseverlauf unserer beliebten Familienreise NEPFA1 – „Mit den Zwergen zu den Bergen“, wegen Silvester in Pokhara jedoch in umgekehrter Reihenfolge.

Spektakulärer Sonnenuntergang am Annapurna Südgipfel (7219m)
Buddha-Figur bei Swoyambhunath
Sonnenaufgang bei Sarangkot unweit von Pokhara
Klosterschule im Kloster Ramkot
Blick auf den Dhaulagiri – mit 8167m der siebenthöchste Berg der Erde
Kleiner Hobby-Fotograf bei der Bootsfahrt auf dem Phewa-See
Traditioneller Maskentanz in Bhaktapur
Sambarhirsche im Chitwan-Nationalpark
Baby-Elefant im Chitwan-Nationalpark
Schildkröte im Chitwan-Nationalpark
Schüler der Schule in Gunsakot mit neuen warmen Winterjacken und Mützen
Bootsfahrt auf dem von Himalaya-Gipfeln überragten Phewa-See bei Pokhara
Nashorn im Chitwan-Nationalpark
Mohare Danda mit Blick zum Annapurna Südgipfel
Thangka Painting School in Bhaktapur
Gavial im Chitwan-Nationalpark
Dieser Gavial im Chitwan-Nationalpark hat alles im Blick
Der Hund aus dem letzten Dorf begleitete uns bis zum Gipfel des Muldai Peak
Auf dem Pottery Square in Bhaktapur trocknen Tonvasen in der Sonne
Der Aussichtsberg Poon Hill bietet einen spektakulären Blick auf den Dhaulagiri (8167m)
Rast auf der Sonnenterrasse einer Lodge
Eine Folklore-Mädchentanzgruppe in Bhaktapur
Töpfern auf dem Pottery Square, Bhaktapur
Affe im Chitwan-Nationalpark
Der heilige Gipfel des Machhapuchare (6997m) darf nicht bestiegen werden
Alle Schüler in Gunsakot bekommen neue Schulhefte, Stifte und Schulrucksäcke
Das Kloster Ramkot oberhalb des Kathmandutals
Sonnenaufgang über schneebedeckten Himalayagipfeln von Sarangkot aus
Affe beim „Affentempel“ Swoyambhunath im Kathmandutal
Gebetsfahnen auf dem Poon Hill vor dem 8167m hohen Dhaulagiri
Auf dem Aussichtsgipfel des Muldai Peak mit Blick zum 8167m hohen Dhaulagiri
Pema verteilt Buntstifte und Mützen an alle Schüler der Schule in Gunsakot
Schüler der Schule in Gunsakot mit ihren neuen warmen Winterjacken und Mützen
Sonnenaufgang in Ghorepani mit Blick auf den Dhaulagiri (8167m)
Die Nepal-Fahne auf dem Poon Hill weht vor dem 8167m hohen Dhaulagiri
Pfau im Chitwan-Nationalpark
Traditioneller Maskentanz in Bhaktapur