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Tiefblick am Chimborazo auf Carell- und Whymper-Hütte
Quito liegt in einem weiten Hochtal auf 2800 m
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Reisebericht

Ecuador – Die größten Bergerlebnisse, die wir bisher hatten!

Klaus Gärtner, 06.01.2017

15 Tage Expeditionsreise vom 25.09. – 09.10.2016

Am frühen Morgen mit der KLM Start in Berlin-Tegel, über Amsterdam nach Quito, Ankunft am späten Nachmittag. Unser Hotel liegt am Stadtrand in knapp 3000 m Höhe. Am nächsten Tag Fahrt mit der Seilbahn auf 4000 m, herrlicher Blick auf Quito und den Vulkan Cayambe 5790 m. Am nächsten Tag Flug zu den Galapagos- Inseln (Insel San Cristobal), nachmittags Strandwanderung zu Leguanen und Seelöwen. Am nächsten Tag Flug mit kleiner Maschine zur Insel Isabela, leider bei sehr schlechten Wetter. Am dritten und vierten Tag Bootsfahrten zu den Inseln Floreana und Santa Cruz. Am 5. Tag Rückflug nach Quito. Hier treffen wir auf unsere DIAMIR-Bergsteigergruppe. Nach einem gemeinsamen Stadtrundgang und Besichtigung des Äquator-Denkmales am nächsten Tag geht es dann am Tag darauf in die Berge.

Zur Akklimatisation für die hohen Berge besteigen wir den Pasochoa 4200 m, Vulkan Guagua Pichincha 4795 m, Fuya Fuya 4260 m und den Imbabura 4621 m. Danach wechseln wir den Standort und machen in der Stadt Otavalo Quartier. Hier können wir am Sonnabend den größten Bauernmarkt von Ecuador erleben, bevor es am Tag darauf in das Basislager auf 4650 m am Cayambe geht. Hier können wir noch ca. 3 Stunden in den 2-Mann-Zelten ruhen, bevor es gegen 22.00 Uhr eine kräftige Mahlzeit gibt, denn 23.00 Uhr ist Abmarsch. Ausgerüstet mit Steigeisen. Eispickel, Schutzhelm und Stirnlampe nehmen wir die reichlich 1100 Höhenmeter in Angriff, denn wir wollen bei Sonnenaufgang den Gipfel in 5790 m Höhe erreicht haben. Auf dem Gipfel haben wir herrliches Wetter und fantastische Sicht zu den Vulkanen Antisana, Cotopaxi und sogar bis zum Chimborazo. Beim Abstieg, zum größten Teil in der Sonne, sehen wir erstmals wie steil insbesondere der letzte Abschnitt zum Gipfel war und wievielen Gletscherspalten wir dank der großartigen ecuadorianischen Bergführer im Dunklen ausweichen mussten. Bei Erreichen des Basislagers nach knapp 11 Stunden sind wir uns einig, dass das eins der großartigsten Bergerlebnisse war, was wir bisher hatten! Gleichzeitig war es aber auch eine der größten Schindereien, die wir bisher durchstehen mussten. Eine Steigerung sollte es aber noch am Chimborazo geben! Von unserer 12-Personen-Gruppe hatten 7 den Aufstieg geschafft.

Anschließend ging es mit unserem kleinen Bus auf der Panamericana ca 200 km nach Süden (allein ungefähr ca. 50 km durch das Stadtgebiet Quito), denn wir müssen unser Basisquartier für den Chimborazo in Baños in der Nähe der größeren Stadt Riobamba beziehen. Unter ecuadorianischen Verkehrsverhältnissen ist das ungefähr eine 6-7-stündige Unternehmung. Aber die Landschaft ist wunderbar, denn wir bewegen uns ja auf der nach Alexander von Humboldt benannten „Straße der Vulkane“. Herrliche Ausblicke zu den Vulkanen Antisana und Cotopaxi, später in der Abenddämmerung taucht der gleich bei Baños befindliche noch aktive Vulkan Tungurahua 5023 m auf. Am nächsten Tag ist Regeneration angesagt; wir machen einen Ausflug in einen herrlichen, mit tropischen Bäumen und Pflanzen bewachsenen Canyon in der Nähe von Banjos, kurze Wanderungen zu beeindruckenden Wasserfällen einschließlich Bad. Für den nächsten Tag steht nochmal ein schöner Aussichtsberg, der Carihuayrazo 5020 m auf dem Programm, denn er befindet sich direkt gegenüber dem Chimborazo. Klaus entscheidet sich dafür, diesen Berg auszulassen, um alle Kraft für den Chimborazo zu bündeln. Regine geht mit, denn sie hat sich schon unumkehrbar dazu entschlossen, am Chimborazo nicht mit dabei zu sein; zu groß war die Schinderei schon am Cayambe. Leider hat an diesem Tage das wirklich schlechte Wetter die Gruppe eingeholt, denn es hat fast auf der ganzen Tour geregnet bei nahezu Null Sicht. Klaus hat am Nachmittag eine ca. 3-stündige Wanderung in der Umgebung von Baños allein unternommen. Am nächsten Tag geht es über Riobamba in das Chimborazo-Basislager. Wir entscheiden uns nach Beratung mit unseren ecuadorianischen Reiseführer Marcello, nicht an der 4850 m hoch gelegene Refugio Hermanos Carell die Zelte aufzubauen, sondern eine Berghütte in knapp 4000m Höhe zu nutzen. Hier ist die Chance, vielleicht vor dem Abmarsch doch noch 2-3 Stunden zu schlafen, größer als in 4850m Höhe. Als wir uns gegen 21.00 Uhr aus unseren Betten erheben, hat allerdings kaum einer auch nur wenige Minuten geschlafen! Nach einem „Frühstück“ geht es mit dem Bus bis zum Refugio auf 4850m, von dort beginnt gegen 23.00 Uhr der Aufstieg, vorbei an der Whymper-Hütte (5000 m). Die ersten ca. 200 Höhenmeter über mehr oder weniger steile Geröll- und Felsenbereiche, bis erste Gletscherzungen erreicht sind. Hier heißt es, Steigeisen und Seilsicherung anlegen, Eispickel in Bereitschaftsstellung, denn von hier steigt der Weg über die Gletscher bis teilweise 40 ° an. Wie auch am Cayambe gehen wir in 3-er Seilschaften: ein Bergführer, zwei „Touristen“. Klaus geht mit Frank, den mit 61 Jahren Zweitältesten in der Gruppe, in der Seilschaft. Frank ist leidenschaftlicher Skilangläufer und hat schon eine Menge Alpin-Erfahrung: war schon in den 80-ger Jahren u.a. im Pamir in Höhen von 7000m. Aber wir beiden Alten kämpfen uns gut durch, sind am Ende sogar die erste Seilschaft gegen 8 Uhr auf dem Gipfel! Dort haben wir wieder ähnlich gute Bedingungen wie am Cayambe: wenig Wind, Temperaturen zwischen 5 und 10° minus, herrliche Sonne und gute Sicht. Da die Zeit allerdings schon fortgeschritten ist, müssen wir auf den Weg zum eigentlichen Hauptgipfel (Whymper-Gipfel) verzichten, da dieser Weg auf 6310 m nochmals hin und zurück ca. 1,5 Stunden in Anspruch genommen hätte. So begnügen wir uns mit dem „nur“ 6275 m“ hohen Veintimilla-Gipfel, der allerdings von den Alpinisten auch bereits als Chimborazo-Gipfelbesteigung gewertet wird. Der Zeitdruck besteht deswegen, weil man durch einen stark Eis-und Steinschlag-gefährdeten Korridor im unteren Teil des Abstiegs (unterhalb des El Castillo-Felsen) durch sein muss, bevor die Sonne diese Bereiche „aufweicht“! Total kaputt und auf wackligen Beinen, aber unbeschreiblich glücklich, erreichen wir gegen 11.00 Uhr die Hermanos-Carell- Hütte, wo wir von unserem Bus und den anderen Kameraden erwartet werden. Von unseren 6 Seilschaften haben nur 3 Seilschaften den Gipfel erreicht; die Anderen mussten bei etwa 5700 m umkehren. Marcello erzählte uns, dass bei der vorhergehenden Reise nur eine Seilschaft den Gipfel erreicht hatte!

Am Abend verabschieden wir uns bei einem gemeinsamen Abendessen in Baños von Marcello, unserem ecuadorianischen Reiseleiter, denn er muss noch ein paar Tage in Baños bleiben. Regine hat in den 2 Tagen unserer Abwesenheit 2 schöne Wanderungen in der Umgebung von Baños gemacht und hatte bei ebenfalls herrlichen Wetter schöne Ausblicke auf den mächtigen Vulkan Tungurahua. Am nächsten Tag geht es zurück nach Quito, inklusive einem Abstecher zur wunderschönen Lagune Quilotoa und zu einen schönen Bauernmarkt in der Nähe. Am Abend mit Einigen der Gruppe kurzer Altstadtbummel und Abendessen; am nächsten Tag geht es für uns nachmittags zum Rückflug über Amsterdam nach Berlin. Einige aus unserer Gruppe schließen noch einen mehrtägigen Aufenthalt auf den Galapagos-Inseln bzw. im ecuadorianischen Dschungel an.

Mit der Reise waren wir übrigens sehr zufrieden, wenn auch das Wetter nicht ganz so mitgespielt hat, wie wir es uns vorgestellt hatten. Entscheidend war aber, dass es bei den Höhepunkten Cayambe und Chimborazo sehr gut war, so dass wir optimale Bedingungen hatten. Den Gipfel des Cayambe haben wir gemeinsam erreicht, auf den Chimborazo hat Regine dann aber von vornherein verzichtet. Beide Berge waren aber für uns bzw. für mich „Laien“ die größten Bergerlebnisse, die wir bisher hatten!

Abendsonne am Cayambe
Gipfelplateau des Chimborazo
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Aufstieg am Cayambe
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