Treiben am Main Bazar im Delhi Backpackerviertel
Pferde transportieren unser Gepäck
DIAMIR-Expeditionsleiterin Marianne Nimsch
Abstieg vom Basislager Stok Kangri über Namlung (4025 m) nach Stok

Reisebericht

Indien – „Happy Snowfall Trek“

Marianne Nimsch, 07.11.2017

„Happy Snowfall Trek“

…so der Slogan, der auf unserer Abschiedstorte stand, die uns das großartige Küchenteam am letzten Tag im Basislager Stok Kangri gezaubert hatte. In Delhi gelandet traf ich am Flughafen auf zwölf Bergaspiranten zum gemeinsamen Weiterflug nach Leh.

In Leh landeten wir bereits auf einer Höhe von 3500 m und jeder bekam die Höhe zu spüren. Doch zwei Ruhetage mit interessanten Klosterbesichtigungen in Hemis, Thiksey und Shey, trugen hervorragend zur Akklimatisierung bei. Schließlich waren wir bereit und gemächlich startete das Trekking. Unser gesamtes Gepäck wurde auf Pferde gebunden, die es während der gesamten Tour sicher transportierten.

Grundsätzlich herrscht in und um Leh meistens eine recht stabile Wetterlage, so dass man von Juni bis September bestens in Ladakh trekken kann. So stellten wir uns auf Sonne und trockene Hitze ein. Doch schon bei unserer Landung hingen die Wolken tief in der Stok-Kette. Leider blieben wir nicht verschont und es regnete währen des Trekkings täglich. In höheren Lagen trafen wir dann natürlich auf Schnee. Die Schneegrenze ging hinunter auf 4000 m. Auch die Sonne schaffte es nur selten die Wolken zu durchbrechen. Selbst die Anwohner überraschte dies – ist doch Schnee im Juni sehr ungewöhnlich.

Nichtsdestotrotz waren wir immer gut gelaunt und bis zum Gipfeltag sollten ja noch ein paar Tage ins Land gehen. Die erste große Hürde, die wir genommen haben, war der Pass „Stok-La“ mit seinen 4875 Metern. Leider konnten wir aufgrund des starken Windes, der Schneeschauer und des Nebels nur kurz verweilen. Dennoch herrschte das Glücksgefühl vor, den Pass geschafft zu haben. Hinunter ging es von hier in steilen Serpentinen. Uns war ein bisschen Bange, ob die Pferde das schaffen werden. Doch unser Guide war sehr optimistisch, dass die Tiere das schaffen und auch die Gehzeiten eingehalten werden. „Noch eine Stunde bis zum nächsten Camp!“ – Doch indische Uhren ticken anders! Das hatten wir schnell verstanden und wussten, dass wir noch mindestens zwei Stunden unterwegs sein werden. Unser Weg führte uns hinab zum Fluss, in dessen Bett wir fortan wanderten. Schließlich erreichten wir auf 4375 Metern den Lagerplatz mit Blick auf den Stok Kangri und bekamen ihn am Abend auch wirklich zu Gesicht – was für eine Freude. Ins Basislager wanderten wir am Folgetag in nur drei Stunden. Im Basislager legten wir einen weiteren Akklimatisierungstag ein und testeten schon einmal unser Material. Es lag sehr viel Schnee, bereits auf 5100 mussten wir die Steigeisen anschnallen, was im Regelfall erst bei Gletscherbeginn ab 5300 m notwendig ist.

Die Nacht ist kurz, denn wir brechen zur Besteigung bereits in den Nachstunden auf. Und tatsächlich!!! Drei Teilnehmer, unser Bergführer Padam, der schon 112 Mal auf dem Gipfel stand, unser Guide Norboo und ich starten einen Gipfelversuch. Wir liefen auf bekannten Wegen bis zum Advanced Basecamp auf 5300 m und wollten den Gletscher queren. Doch leider konnten wir aufgrund des vielen Schnees den Beginn des Gletschers nicht einsehen.

Zwei Teilnehmer entschlossen sich, umzukehren und ich mit Ihnen. Mittlerweile versanken wir schon knietief im Schnee. Es war sehr anstrengend. Nicht auszudenken, wie weit man einsinkt, wenn die pralle Sonne scheint. Doch ein Teilnehmer und Padam wollten es trotz aller Widrigkeiten versuchen, den Gipfel zu besteigen. Und Unglaubliches wird wahr: Nach zehn Stunden Aufstieg stehen sie auf dem Gipfel. Normalerweise benötigt man nur sechs bis sieben Stunden für den Aufstieg. Auch wenn die beiden Bezwinger die Giganten des Himalayas vom Gipfel aus nicht sehen konnten, waren sie glücklich über diesen Sieg. Alle freuten sich, dass sie gesund und munter zurückkamen.

Die Abschlussfeier rundete das Trekking ab und nach etwas Entspannung in Leh kehrten wir schließlich alle glücklich und zufrieden nach zwei Tagen in die Riesenmetropole Delhi zurück.

Ein Teil der Gruppe besichtigte in Agra noch das schönste Bauwerk muslimischer Architektur, das Taj Mahal sowie das Rote Fort. Ich beobachtete an diesem Tag das bunte Treiben auf dem Main Bazar in Paharganj und war gedanklich noch in den Bergen.
Die Gruppe war super, wir haben viel gelacht und tolle Gespräche geführt. Gern würden wir es genauso in dieser Konstellation noch einmal versuchen und uns den Gipfel noch holen…!

Eure Marianne Nimsch

Basislager Stok Kangri (5000 m)
Erster Trekkingtag nach Zinchen (3350 m) geschafft
Shanti Stupa in Leh
Mönch bläst die Puja auf dem Dach des Klosters von Tikse
Leh – Ladakhs Haupstadt und Touristenzentrum
Gebetsfahnen, wie sie auf vielen Passübergängen angebracht sind
DIAMIR-Expeditionsleiterin Marianne Nimsch und örtlicher Guide Jay-Singh
Die Klosteranlage in Thiksey bei Leh
Leh – lebhafter Begegnungspunkt mit allerlei Annehmlichkeiten für den Reisenden
Unser Koch Tundjup hat uns jeden Tag lecker beköstigt
Giganten des Himalaya – eine etwas andere Trucker-Realität
Unsere Pferde in Richtung Basislager Stok Kangri
Zeltcamp Zinchen (3350 m)
Zeltlager oberhalb von Rumbak auf 4200 m
Blick auf die Stok Kette
Delhi – Sich mit einer Rikscha durch das liebenswerte chaotische Delhi fahren lassen
Rotes Fort Delhi
Zurück in der wunderschönen Oase am Indus Leh
Aufstieg von Zinchen Richtung Rumbak
Aufstieg zum Stok-La 4875 m) – unsere erste große Hürde ist geschafft