Auf dem Pamir-Highway
Begegnung auf dem Pamir Hochplateau
Lenin grüßt uns in Osch
Begegnungen im Pamir

Reisebericht

Große Seidenstraße Teil 3 – Tadschikistan, Kirgistan

Helga und Karl Georg Becker, 08.11.2019

Auf den Spuren von Marco Polo reisten die „Mücker Zugvögel“ 49 Tage entlang der „Großen Seidenstraße“ durch die Länder Georgien, Armenien, Iran, Turkmenistan, Usbekistan, Tadschikistan und Kirgistan.

„Wir berichten über eine ungewöhnlich lange, erlebnisreiche und von spektakulären Ereignissen geprägte Reise.
Eine Reise, für die es keine Superlative gibt, die Reise unseres Lebens!“

Teil 1 – Georgien, Armenien, Iran – finden Sie hier.
Teil 2 – Turkmenistan, Usbekistan – finden Sie hier.

Weiter geht es nun mit „Die Große Seidenstraße“ Teil 3 – Tadschikistan und Kirgistan

TADSCHIKISTAN

Die Einreise nach Tadschikistan gestaltete sich etwas schwieriger, da bei zwei Mitgliedern unserer Gruppe Passnummern falsch im Visum eingetragen waren. Nach einiger Zeit ließen die Beamten dann unsere Reiseleiterin Susanne und den Fahrer zur Kontrollstelle kommen, sodass die Situation geklärt werden konnte.

Nun konnte unsere Fahrt in das Land mit den steilen Felsformationen, bunt blühenden Bergwiesen, die von klaren Gebirgsflüssen durchzogen werden, heißen Quellen und kargen Mondlandschaften beginnen.

Erster Zwischenstopp auf den Weg in die Hauptstadt Duschanbe war die Stadt Pendschikent ein, in deren Nähe wir die Ausgrabungen von Sarazm besichtigten. Archäologen legen hier die aus Lehmziegeln gebauten Häuser und Tempelruinen aus dem sogdischen Fürstentum frei. Nach dem Besuch eines Museums schlenderten wir noch über den Basar. Die bunte Vielfalt an Obst, Gemüse, trockenen Früchten, Fleisch, jede Menge Gewürze, Bonbons und Kekse, versetzte uns in Staunen. Die Auswahl war riesig.
Am Nachmittag führte uns ein Ausflug zur Festung Hisaar, welche sich ca. 30 km entfernt von der Hauptstadt Duschanbe befindet. Vom 16.-19. Jh. lag hier das wirtschaftliche und politische Zentrum der Provinz. Wir stiegen hinauf in der Festung und genossen von oben einen herrlichen Blick auf die gesamte Anlage, die Stadt, die alte Medrese Kuhna und die neue Medrese Nav.
Am frühen Abend spazierten wir über den Rudaki Prospekt in Duschanbe, welcher von einem schönen, mit schattenspendenden Platanen bepflanzten Mittelstreifen, getrennt ist. Unzählige Wasserspiele zauberten bunte Regenbogen auf unsere Fotos.
In dieser jungen, nach Moderne aufstrebenden Stadt wären wir gerne noch einen Tag länger geblieben…

Doch am nächsten Morgen ging es weiter: nach Kalaikum.
Vor Kulob machten wir einen Zwischenstopp am Nurek Stausee. Später fuhren wir weiter entlang des Tals des Panj Flusses. Auf der anderen Seite des Flusses sehen wir das erste Mal aus der Nähe Afghanistan. Der Panj Fluss und die afghanische Grenze waren in den nächsten Tagen unsere ständigen Begleiter.
Am Abend waren wir zum ersten Mal bei einer Pamir Familie in Kalaikum in ihrem Homestay zu Gast. Kalaikum ist ein kleiner Ort, in dem sich die Ankunft von Touristen schnell herum spricht. Beim Spaziergang wurden wir von den Kindern des Ortes begrüßt. Ein kleiner Junge kam mir mit seinem Tretroller entgegen und bat mich, dass ich ihn fotografieren soll und schnell war ich von einer lustig, kreischenden Kinderschar umgeben. Alle Kinder wollten mit auf das Foto.
Unser nächstes Etappenziel lag entlang dem Pamir Highway die Stadt Khorog. Die Straße war hier nur noch eine Schotterpiste, eingehüllt in schroffe Felswände und steile Abhänge, wo wir stets einen Blick auf den tosenden Panj hatten.

Auf dem „Pamir-Highway“ herrschte ein relativ starker Verkehr. Und das, obwohl der der Highway an manchen Stellen so eng ist, dass man sich gar nicht vorstellen kann, dass hier zwei Fahrzeuge aneinander vorbei kommen. Doch unsere Fahrer Amir und Schachbos haben die Situationen stets super gemeistert und uns sicher ans Ziel gebracht. Unterwegs machten wir noch einen Zwischenstopp in Amirs Heimatdorf und besuchten dort seine Familie, besonders seine Mutter hat sich sehr über den Besuch ihres Sohnes gefreut. Wir wurden dort sehr herzlich empfangen und mit Tee und leckeren Keksen bewirtet.

In Khorog schlenderten wir am anderen Morgen zunächst über den Basar, besonders begehrt sind hier die bunten Pamir Socken.
Anschließend spazierten wir durch den Stadtpark und danach fuhren wir auf einer steilen Straße hoch zum Botanischen Garten, welcher in 2300 m über der Stadt thront und der Stolz der Menschen im Pamir ist, denn er ist der höchst gelegenste Botanische Garten der Welt. Von dort hatten wir einen atemberaubenden schönen Blick auf die Stadt.

Wir verabschiedeten uns von Khorog und fuhren zu den Quellterrassen von Garm Chashma. Bei Touristen und Einheimischen sind die Quellen sehr beliebt, denn deren Wasser wirkt heilend bei verschiedenen Krankheiten.

Die Weiterfahrt über den Pamir Highway führte nach Jamg. Unterwegs hielten wir an der Festung von Kachkacha. In Jamg besuchten wir zunächst das Museum, welches unser Gastgeber Haidar mit ein paar Freunden im typischen Baustil eines Pamir Hauses errichtet hat. Anschließend zeigte uns Haidar den Sonnenkalender des Astronomen Surfi Muborak.
Am Abend hatte uns die Familie Haidar nach dem köstlichen Abendessen noch mit einem Konzert überrascht. Ein paar Mädchen und Jungen in farbenfrohen Trachten erzählten in Gedichten, Liedern und Tänzen die Geschichte ihres Landes.
Von Jamg aus fuhren wir zu der Festung Jamchun und wanderten von dort aus zu den heißen Quellen von Bibi Fatima.

Auf dem Rückweg steuerte ich vor dem Parkplatz einen Souvenirstand an. Die Verkäuferin schmückte mich mit einem echten tadschikischen Hut. Ihr Mann ließ seine Ziege tolle Kunststücke vorführen, das war ein lustiges Schauspiel.
So endete ein schöner Nachmittag und wir fuhren weiter nach Murghab.

In einer beeindruckenden Mondlandschaft liegen die Seen Yashikul und Bulunkul, deren türkisfarbene Wasseroberfläche bis zum Horizont schimmert. Dort legten wir einen Fotostopp ein und genossen den Blick auf diese atemberaubend, schöne Landschaft.

Das Highlight von Murghab ist der Blick auf den 7546 m hohen Berg Muztagh Ata. Zunächst besuchten wir den kleinen Basar der Stadt, welcher aus Containern besteht, die in zwei Reihen aufgestellt sind. Für den Verkauf von Milch und Fleischprodukten wurden zwei, in Jurtenform gebaute Steinpavillons errichtet. In der Stadt gibt es auch eine kleine Moschee, welche an dem gleichnamigen Fluss liegt. Hier konnten wir ein paar fleißige Frauen beobachten, wie sie ihre Teppiche wuschen.

Auf der Weiterfahrt zu dem Hochgebirgssee Karakul konnten wir uns kaum satt sehen an den Formen der Gebirge mit ihren schneebedeckten Kuppen und den Farben der bunt blühenden Bergwiesen.
Unterwegs passierten wir den höchsten Punkt dieser Reise, den 4655 m hohen Akbaital Pass. Oben angekommen wartete eine kleine Überraschung auf uns, unser Fahrer öffnete eine Flasche „Schampanskoje“. Wir prosteten uns zu und genossen den herrlichen Blick auf diese schöne Bergwelt.

In Karakul brachen wir zu einem Spaziergang am See auf, wo gemächlich eine Yak-Herde an uns vorbeizog. Wir beneideten diese Tiere um ihr dickes Fell, unter dem sie wohl kaum frieren können, denn es war hier bitter kalt.

Nach der Übernachtung im Homestay verabschiedeten wir uns von Susanne, Zarina und unseren Fahrern Amir und Schachbos.

In Gedanken umarmen wir noch einmal diese vier wundervollen, gastfreundlichen Menschen, welche uns mit Leidenschaft ihre wunderschöne Heimat gezeigt und uns immer liebevoll umsorgt haben. Tausend Dank !!!

KIRGISTAN

Obwohl 95 % der Fläche Kirgistans Gebirge ist, findet man hier grüne Wiesen und Felder, auf denen die Menschen Getreide, Gemüse und Obst anbauen. In Kirgistan sind die Täler breiter als in Tadschikistan und die Viehweiden sattgrün.

Am Rande des 300 km langen Fergana Tales liegt die Stadt Osch, der wir als Erstes einen Besuch abstatteten. Osch: eine wichtige Schnittstelle zweier Routen der Seidenstraße.
In Richtung Osten gelangt man nach China und im Süden über das Pamir Gebirge durch Afghanistan nach Indien. In der Stadt selbst findet man noch viele Relikte aus der Sowjetzeit: alte, graue Plattenbauten und eine große Lenin Statue. Zudem ist das Stadtbild geprägt von vielen Denkmälern, u.a. das bekannte Manas Denkmal, welches zu Ehren des Volkshelden und Gründers Kirgistans, errichtet wurde. Es gilt als das größte Reiterdenkmal Mittelasiens. Der Besuch des Dshajma Basars darf natürlich nicht fehlen. Dieses quirlige Markttreiben fasziniert mich stets auf’s Neue. Inmitten der Stadt ragt das Felsmassiv des Tulanjman Too mit seinen vier Zacken heraus. Die sich dort befindende Grotte, das Museum und der Felsen zählen seit 2009 zum UNESCO Kulturerbe. Von dem Felsen hat man einen wunderbaren Blick auf die Stadt und die sich im Vordergrund befindende Moschee Sulajman Too. Besonders Frauen mit Kinderwunsch kommen auf den Heiligen Berg und rutschen die „Wunschrinne“ hinunter.

Wir verabschiedeten uns von der Stadt und fuhren weiter über die Ferganakette nach Kazerman. Unterwegs legten wir einen Stopp in der Stadt Uzgen ein, bekannt durch sein 28 m hohes Minarett und drei Mausoleen aus der Karachniden Zeit (11.-12. Jh.). In Kazerman waren wir bei einer kirgisischen Familie geladen. Die Gastgeberin Bagdegul bewirtete uns gemeinsam mit ihrer Tochter mit köstlichen Speisen. Diese Unterkunft selbst ist eine „Wohlfühl-Oase“ mit sauberen Zimmern, einem reich gedecktem Tisch und einer Hightech Dusche!!!

Weiter geht es Richtung Naryn. Unterwegs hielten wir an einem Nomadencamp und ich verteilte dort an die Kinder meine mitgebrachten Bonbons und Luftballons.
Der ganze Stolz eines Kirgisen sind seine Pferde. So kosten ein Pferd 1000, eine Kuh 600 und ein Schaf 100 Dollar. Sogleich eilte ein junger Mann herbei und präsentierte uns die Pferde, die auf einer Wiese weideten. Sie ließen sich auch von uns seelenruhig streicheln.
Auf der Weiterfahrt zum Jurtencamp stoppten wir an einem interessanten Friedhof. Es gab Grabstellen mit einem fünfzackiger Stern – dieser Mensch lebte in der Sowjetzeit und Grabstellen mit einem Halbmond auf der Spitze – dieser Mensch war ein gläubiger Moslem. Im Jurtencamp wurden wir herzlich empfangen und nachdem wir uns eingerichtet hatten, gingen wir zum Abendessen in die Verpflegungsjurte. Da war es heimelig warm und duftete nach leckeren Speisen.

Das nächste Ziel war Tasch Rabat mit seiner aus dem 15. Jh. stammenden Karawanserei. Bald darauf erreichten wir die Stadt Naryn, wo wir zunächst den Erkindik Platz besuchten und anschließend die farbenprächtige, mit hellblauen Kacheln verzierte Asreti Ali Moschee. Nun ging es hoch in die Berge zum Sonkul(-See). Der auf einer Höhe von 3000 m Höhe liegende Süßwassersee ist der zweitgrößte Bergsee Kirgistans. Bei einer Wanderung am See, gelangten wir eine Anhöhe und genossen den herrlichen Blick auf die silbern schimmernde Oberfläche.

Am nächsten Morgen bauten die Männer unserer Reisegruppe mit den Nomaden eine Jurte auf. Das war ein interessantes Highlight. Die Bestzeit zum Aufbau einer Jurte liegt bei 12 Minuten, sechs Männer teilen sich diesen Rekord. Eine Jurte wiegt ca. 600 kg, kostet ab 5000 Euro und bietet Platz für 4 – 5 Personen.
Die kalte Nacht hatte am nächsten Morgen die Landschaft in eine Winterlandschaft verwandelt. Das Gras war wunderschön mit kleinen Schneekristallen bedeckt. Das sollte uns bei der Abreise noch zum Hindernis werden, denn unser Bus versuchte vergeblich, eine kleine Anhöhe hinauf zu fahren. Der Fahrer versuchte den Bus rückwärts den Berg hinauf zu fahren, aber auch das misslang. Also wurden die Schneeketten aufgezogen.

Nun konnten wir unsere Reise nach Karakul am Issyk Kul, dem zweittiefsten Binnensee, fortsetzen. Am Abend erreichten wir die Stadt Karakul. Der Viehmarkt hier war unser erstes Ziel am nächsten Morgen. Pferde, Kühe, Esel und Schafe werden aus den entlegensten Dörfern Kirgistans zum Verkauf hierher gebracht. Es ist schon ein seltsamer Anblick, wenn ein Schaf in einen Kofferraum transportiert wird.
Absolut sehenswert ist die komplett aus Holz erbaute russisch-orthodoxe Kirche (19. Jh.).
Nach der Stadtbesichtigung wanderten wir durch Jety Öguz Schlucht, auch kirgisische Schweiz genannt. Am Eingang befinden sich Felsformationen: das gebrochene Herz und die sieben Bullen. Diese roten Sandsteinfelsen bildeten einen herrlichen Kontrast zu den grünen Fichtenwäldern. Zurück in Karakul waren wir zu Gast bei einer uigurischen Familie, welche uns mit tunganischem Essen bewirtete. Es wurden 14 Teller mit Fleisch, Gemüse, Nudeln und anderen Köstlichkeiten aufgetragen. Die Hausherrin führte uns vor, wie sie die Nudeln für das Nationalgericht Lagman herstellt und zeigte uns die frischen Kräuter in ihrem Garten, die sie für die Zubereitung der Speisen verwendet.

Wir kamen der Hauptstadt näher. Davon zeugte unsere riesige Hotelanlage im Touristenmagnet Cholpon Ata. Nichtsdestotrotz lag unser Resort direkt am See, der mit glasklarem Wasser gefüllt und uns mit seiner malerischen Kulisse schneebedeckter Berge faszinierte.

Die Bootsfahrt am nächsten Morgen war noch mal ein richtiges Highlight. Danach besuchten wir die Petroglyphen in einem Freilichtmuseum und dann fuhren weiter in die Hauptstadt Bischkek. Unterwegs wurden noch ein paar Eimer leckere Erdbeeren von den Einheimischen gekauft, die ihre Waren an den Straßenrändern darboten.

Am letzten Tag dieser wunderschönen Reise schlenderten wir auch ein letztes Mal über den Basar und kauften einige Gläser echten kirgisischen Honig, dessen köstlicher Geschmack uns schon im Hotel mundete.
Bischkek hat imposante Gebäude, breit angelegte Straßen, schattige Platanen-Alleen, und einen Vergnügungspark mit Disco, in dem wir eine Fahrt im Riesenrad unternahmen.
Von dort oben hatten wir einen schönen Blick auf die schneebedeckten Gipfel des kirgisischen Alatoo. Durch den Eichenpark schlenderten wir weiter bis zur Oper. Leider war diese wegen der Vorbereitung auf eine Abendveranstaltung geschlossen und so fuhren wir zurück zum Hotel. Ein letztes Mal wurden wir mit köstlich schmeckenden, kirgisischen Speisen verwöhnt.

Wir verabschiedeten uns von unseren Fahrern Kyrill und Andre und unserem Reiseleiter Emil.

Ihm dankten wir für seine umfangreichen Erläuterungen und Erzählungen von der Geschichte Kirgistans und seiner Fürsorge, mit der er uns stets umsorgt hat.

Schon seit Jahren weckt der Name „Seidenstraße“ in mir den Traum von ziehenden Karawanen, deren Kamele mit edler Seide und orientalischen Gewürzen beladen sind. Mit dieser Reise haben wir uns diesen Traum erfüllt.

Wir bedanken uns recht herzlich bei DIAMIR Erlebnisreisen in Dresden für die im Vorfeld hervorragend geplante Reise, und den Agenturen und den Reiseleitern der jeweiligen Länder für die perfekte Durchführung.

Eure Helga Becker – ein „Mücker Zugvogel“
PS: Den ausführlichen Bericht und noch mehr schöne Bilder finden Sie hier.

Familienbild am Sonkul
Unterwegs im Pamir mit Blick Richtung Afghanistan
Begegnungen im Pamir
Jurtenaufbau am Sonkul