Reisebericht
Ruanda aktiv erkunden
Ruanda – was fällt mir hier spontan ein: Dian Fossey mit ihren Gorillas und die fürchterliche dunkle Zeit im Jahr 1994. Aber das kann doch noch nicht alles gewesen sein. Meine Reise führt mich in die Hauptstadt des Landes – nach Kigali.
Schon auf dem Weg vom Flughafen in die Stadt merke ich, hier ist alles viel gepflegter und sauberer als in den benachbarten ostafrikanischen Ländern. In Ruanda dürfen bereits seit 2008 keine Plastiktüten mehr importiert, produziert oder verkauft werden. Weder in der Hauptstadt noch auf meiner weiteren Reise durch das Land liegt Plastik oder anderer Müll herum. Alle Ruander sind aufgerufen, jeden letzten Samstag im Monat (am Umuganda-Tag) das Land sauberzumachen und aufzuräumen. Selbst der Präsident packt da mit an. Das Ergebnis lässt sich sehen!
Im Osten des kleinen Landes findet sich der abgelegene Akagera-Nationalpark mit den Big Five. Durch die weite, hügelige Baumsavanne ziehen neben Löwen und Hyänen große Büffelherden und unzählige Zebras und Gazellen. Zwei Giraffenbullen streiten um die Gunst eines Weibchens. Mitten hindurch fließt in einem 15 km breiten und 180 km langen seenreichen Graben der Kagera-Nil, den ich vom Boot aus erkunde. Ich treibe an Flusspferden, Krokodilen, verschiedensten Vögeln und Papyrusinseln vorbei. Bei einem Primus-Bier klingt dieser Tag am Seeufer bei einem lautstarken Froschkonzert aus.
Ganz anders sieht es im berühmten Volcanoes-Nationalpark im Länderdreieck Kongo, Uganda und Ruanda aus. Tiefgrüne Täler mit Reisfeldern und unzählige Hügel mit üppigen Bananenplantagen haben Ruanda den Namen „Land der tausend Hügel“ verliehen. Schon von weitem erheben sich die Kegel der Vulkane mit den geheimnisvollen Namen Bisoke, Gahinga, Karisimbi, Muhabura und Sabinyo, an deren Hängen die Symbole Ruandas leben, die imposanten Berggorillas.
Bevor ich zu den Gorillas aufbreche, möchte ich mich über die Arbeit und das Leben der Forscherin Dian Fossey im Ellen DeGeneres Campus of the Dian Fossey Gorilla Fund schlau machen. Neben einer anschaulichen Ausstellung über die Forscherin, wird dort die Bedeutung des Schutzes der Gorillas der jungen Generation Ruandas vermittelt.
Dann ist es so weit: Was soll ich sagen, eine Mischung aus unbeschreiblicher Freude, Herzklopfen, Aufgeregtheit und Glückseligkeit macht sich breit, als inmitten von Bambus und Regenwald die friedlichen Riesen auftauchen. Diese Tiere ähneln uns Menschen so sehr. Glaubt mir, spätestens wenn der muskelbepackte Silberrücken nur drei Meter an dir vorbeiläuft, dann stockt jedem der Atem.
Überhaupt bin ich bei dieser Reise viel zu Fuß unterwegs – die agilen Goldmeerkatzen und Schimpansen lassen sich nur bei Wanderungen durch dichtes Grün aufspüren, der Aufstieg auf den 3000er Mount Bisoke durch tropfenden Bergregenwald bringt mich an meine körperlichen Grenzen, entspannter ist da der Congo-Nile-Trail, der sich durch kleine Dörfer und malerische Gebirgsketten am Lake Kivu schlängelt. An seinem Ufer steht die Cormoran Lodge, wo ich am Abend meine müden Füße hochlege, meinen Blick über den See schweifen lasse, während mir die unzähligen Eindrücke, die Ruanda zu bieten hat, durch den Kopf gehen.