Reisebericht

Tansania – Zelttrekking auf den Kilimanjaro über die Machame-Route

Rainer Bannier, 13.12.2010

11 Tage Trekkingreise vom 12.08. – 23.08.2010

Für meinen Bergfreund Olaf Prüfer aus Sauerlach und für mich war die Besteigung des Kilimanjaro ein lang gehegter Traum. Nach guter Akklimatisation, für die wir den Gipfel auf der landschaftlich besonders reizvollen „Machame-Route“ zuerst in Höhenlagen zwischen 4000 bis 4600 Metern fast zur Hälfte umrundet hatten, hat uns die lange, aber unschwierige Gipfeletappe überraschend wenig Mühe bereitet. Dank perfekter Organisation und günstiger Verhältnisse am Berg war der höchste Gipfel von Afrika für uns gleichsam ein „geschenkter“ Berg.

Mit Olafs Wunsch-Reisetermin im August 2010 hatte ich mich anfangs nur mühsam anfreunden können. Das wäre doch eigentlich beste Zeit für Westalpentouren! Doch wir haben alles richtig gemacht! Während dieser Monat in den Alpen total verregnet war, hatten wir am „Kili“ die ganze Zeit über beständig schönes Wetter: kein Regen im tropischen Urwald, keine hohe Bewölkung, kein Dunst, kein Höhensturm und auch nur mäßige Kälte. Eine weitere sehr positive Überraschung: unser Diamir-Partner vor Ort, die Agentur „Zara-Tours“, hat unser sechstägiges Zelttrekking perfekt organisiert. Guide Theo und seine liebenswerte Truppe waren Garanten für eine geradezu preußische Disziplin und Zuverlässigkeit!

Der Aufstieg zum höchsten frei stehenden Berg der Welt bietet auf engem Raum eine faszinierende und ganz einmalige geologische und botanische Reise vom Äquator zur Arktis – in einer Abfolge von bäuerlicher Kulturlandschaft, tropischem Regenwald, Hochmoor, Heideland, staubiger Steinwüste und zuletzt Schnee- und Gletscherlandschaft. Die Trennlinie zwischen diesen Klimazonen verläuft zumeist wie mit einem Lineal gezogen.

Für uns Bergsteiger beginnt jeder Tag nach dem Wecken mit einem herzlichen „good morning“ und einem Tee unserer einheimischen Begleitmannschaft. Auch die Küche mit ganz vorzüglicher Verpflegung morgens, mittags und abends sowie die geräumigen Zelte mit sehr bequemen Matratzenunterlagen tragen zu einem behaglichen „Lager-Komfort“ bei. Nach der ersten Nacht ohne Bett und Dusche haben wir uns an Zeltleben, Klima, Höhe und Dreck gewöhnt und genießen unser Afrika-Erlebnis in vollen Zügen! Unser erfahrener Guide mahnt ständig: „Trinken, trinken, trinken!“ Theo wusste: wer nicht ausreichend Flüssigkeit zu sich nimmt, der spielt an so einem hohen Berg unter Umständen mit seinem Leben. Unter schlecht vorbereiteten Touristen haben Lungenembolien und Thrombosen am Kilimanjaro schon etliche Opfer gefordert.

Die Gipfeletappe starten wir bereits nachts um 24 Uhr. Der „Kili“ ist im Grunde genommen ein technisch ganz einfacher Wanderberg. Doch mancher Gipfelaspirant, der nicht durch die Schule des Alpenbergsteigens gegangen ist, tapst hier unsicher und benommen durch die Nacht. Seine unzureichende Akklimatisation bekämpft er mit dem Medikament Diamox. Manche gehen den Aufstieg auch zu schnell an, stoßen dann bald an ihre Grenzen und müssen tief enttäuscht abbrechen und umkehren.

Unsere Gruppe hatte Theo optimal vorbereitet: Alle seine Touristen erreichen „ pole pole“ glücklich ihr Ziel. Auch die 24-jährige Marion aus Paris, die in den ewig weiten, steilen Geröllhängen des Gipfelaufbaus mehrfach aufgeben wollte, schafft es dank Theos Motivationskünsten („you are my sister ….“) bis ganz oben. Die Sonne geht gerade auf, als wir den Kraterrand erreichen. Eine gute halbe Stunde später stehen wir am Uhuru Peak vor dem berühmtesten Bretterverschlag der Welt. Die blau schimmernden Eiswände der Gletscher, der wüstengleiche riesige Krater, die markanten Nachbargipfel Mawensi und Mount Meru überm Horizont und die afrikanische Weite zu unseren Füßen euphorisieren unsere Sinne.

Von der am häufigsten begangenen Marangu-Route (Lodgetrekking, auch „Coca-Cola-Route“ genannt) kommt an diesem Tag kaum jemand auf dem Kraterrand herüber. Damit scheint sich zu bestätigen, dass auf dieser Route wesentlich mehr nicht so gut vorbereitende Gipfelanwärter unterwegs sind und dort auch die Akklimatisation nicht so günstig verläuft.

Nach ausgiebiger Gipfelrast mit Jubelposen und noch mehr stillen Glücksmomenten steigen wir ab, wandern nochmals – nun wie im Zeitraffer – durch alle Klimazonen dieser Welt und checken nach sechs Tagen wieder in unser gepflegtes Springlands-Hotel am Stadtrand von Moshi ein. Ein Muss ist jetzt noch ein Ausflug ins Zentrum und auf den Markt der lebhaften Stadt: noch einmal zeigt sich uns hier der schwarze Kontinent von einer weiteren sympathischen Seite. Die freundlichen Menschen, das bunte Treiben und die absolute Fremdartigkeit der Eindrücke sind ein weiteres Erlebnis, das unsere empfänglichen Sinne berührt.

Rainer Bannier, Bad Tölz