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Reisebericht

Marokko – Ein Land, ein Traum

Katrin Alt, 14.04.2015

Zwei Tage habe ich gebraucht, um mich nicht wieder zurück nach Hamburg zu wünschen sondern mich mit der Kultur, der Religion und dem so unglaublich „Anderen“ in diesem Land anzufreunden.

Bei unserer Ankunft war ich nicht wirklich angetan von Casablanca – Müll in den Straßen, dunkle Gestalten lungerten auf den Gehsteigen herum – Frauen sah man keine. Insgesamt ist Casablanca m.E. nicht unbedingt eine Reise wert und man kann jeglichen romantischen Gedanken an diese Stadt getrost streichen.

Aber nachdem unsere Rundreise dann richtig begonnen hatte, öffnete sich plötzlich und mit großem Ruck mein Herz…für all das, was wir auf dieser Reise erfahren, erleben und spüren durften! Es begann die schönste Reise, die ich je gemacht habe und nie vergessen werde!

So waren Rabat, Meknès und Fès unsere ersten beeindruckenden Etappenziele. Mausoleen, palastähnliche Bauten mit goldverbrämten Zedernholzdecken, fremdartige Düfte der Gewürzberge in den Souks, kostbares Handwerk in Zisilier- und Keramikwerkstätten, Webereien, Färbereien, Gerbereien, hochbeladene Packesel in schmalen Gassen und immer wieder der Muezzin, der zum Gebet ruft.
Bereits nach vier Tagen war ich derart ausgefüllt von all den wundervollen Eindrücken, Gerüchen und Geschmäckern, dass ich mich fragte, wie ich die noch kommenden 11 Tage verarbeiten sollte.
Besonders hervorheben möchte ich, dass in allen Königsstädten lokale Reiseführer bereits auf unsere Gruppe warteten, die uns jeweils über ‚ihre‘ Stadt berichten konnten. So erfuhren wir unerwartet viel – häufig auf eine sehr amüsante und kurzweilige Art.

Wir ließen die Königsstädte hinter uns und machten uns auf in Richtung Süden über den Mittleren Atlas – neben dem Wüstentrip mein landschaftliches Top-Highlight!
Wir durchfuhren Zedern- und Steineichenwälder, sahen wilde Berberaffen und kauften in einem ehemaligen, verschlafenen Skiort Fladenbrot, Oliven und Sardinen für ein Picknick an einem Bergsee. Umgeben von Schneebrettern, aber beschienen durch die warme März-Sonne, genossen wir unser einfaches Mahl inmitten der steinigen Berghänge, umgeben von Schafherden und….Stille. Ein großartiges Erlebnis.

Gegen Abend erreichten wir die Oase Ziz und unser dortiges Gasthaus. An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass sämtliche Unterkünfte auf der Reise sehr gut ausgewählt sind. Sei es eine einfache Herberge, ein Riad oder ein Luxushotel – die Vielfalt dessen brachte eine derartige Abwechslung und Freude in die Reise, dass ich das „Aus-dem-Koffer-leben“ und ständige ein- und auschecken sehr gerne in Kauf genommen habe. Wirklich alle Unterkünfte waren liebevoll und landestypisch ausgestattet – ob mit verzierten Lehmwänden in einer Herberge oder mit aufwändigen Tadelakt-Wänden des Hotels in Ouarzazate.
Nach dem reichhaltigen Frühstück in Ziz ging es auf einen 2-stündigen Spaziergang durch die Oase, entlang des mäandernden Flusses, vorbei an Weizenfeldern, auf denen die Berberfrauen ihrer Arbeit nachgingen und immer umgeben von tausenden Dattelpalmen.

Den Bus erneut beladen, starteten wir anschließend weiter gen Süden, um am späten Nachmittag am Rande der Sahara uns selbst überlassen zu werden. Zumindest hatte es ein wenig den Anschein – der Bus fuhr mit unserem Hauptgepäck fort und wir standen unseren Gefährten für die kommenden drei Tage gegenüber – einem Koch, zwei Treibern und neun Dromedaren!

Da es in der Wüste bekanntlich schnell dämmert, bauten wir mit vereinten Kräften alle Schlafzelte auf, was jedoch nur wenige Minuten dauerte, und versammelten uns anschließend – mit Kopflampen ausgestattet – im Gemeinschaftszelt.
Der Tee stand für uns bereit und das großartige Abendessen ließ auch nicht lange auf sich warten. Rückblickend waren wir alle einhellig der Meinung, dass die beste Verpflegung auf der ganzen Reise an den drei Tagen in der Wüste stattgefunden hat. Wirklich unfassbar, was Ahmet da auf seinen zwei Bunsenbrennern für 12 Leute gezaubert hat, sowohl mittags als auch abends. Sowieso haben sich unsere drei Berber extrem liebevoll um uns gekümmert, abendliches Lagerfeuer mit im Sand gebackenem Fladenbrot und Trommeln auf Wasserkanistern inklusive.

Die folgenden Tage waren geprägt von einer atemberaubenden Dünenlandschaft und herrlichem Geschaukel auf den „Wüstenschiffen“. Ich bin kein großer Wanderer und hatte daher ein Dromedar gebucht und somit einen großartigen Weit- und Rundblick vom Rücken des gemächlich dahintrabenden Tieres.
So fiel es mir sehr schwer, meinen Blick von diesen fantastischen orange-gelben Sandriesen zu lösen, als wir uns am dritten Tag wieder der Zivilisation und den ersten Häusern näherten und ich von der Wüste Abschied nehmen musste.
Dennoch war es auch wieder schön, eine Herberge mit Zimmern und Duschen zu betreten und vor allem: auf einem Stuhl zu sitzen!

Am nächsten Tag besuchten wir die Todra-Schlucht und anschließend den Heimatort unseres Reiseleiters: Boumalne du Dades. Ein wunderschönes, fruchtbares Tal – durchzogen von einem ruhigen Fluss und umgeben von den Ausläufern des Hohen Atlas mit immer wechselnden Felsformationen und den für Marokko so typischen Lehmbauten. Unser Reiseleiter lud uns in sein Elternhaus ein, wo uns seine Familie mit selbstgebackenen, gefüllten Fladen, Olivenöl, Honig, Nüssen und natürlich Pfefferminztee verwöhnte. Mehr „hautnah“ geht einfach nicht!
Danach folgte ein Spaziergang durch das Tal mit seinen Feldern und Oliven- Feigen- und Aprikosenbäumen – so stelle ich mir die Heimat des „Kleinen Muck“ vor – ein wunderbares Fleckchen Erde.

Am nächsten Tag folgten wir der beeindruckenden Straße der 1.000 Kasbahs, quer durch Marokkos Süden in Richtung Ouarzazate. Das Gebiet ist die Heimat der Damaskena Rosen, und so haben wir Frauen uns mit herrlichem, reinen Rösenöl und –wasser eingedeckt.
Nach der Besichtigung einer Kasbah und eines mehrere hundert Jahre alten Bewässerungs-systems erreichten wir gegen Abend die Stadt Ouarzazate. Hier ist die Moderne spürbarer, denn es gibt zwei große Filmstudios, in denen Filme wie „Die Bibel“ oder „Gladiator“ gedreht wurden. Infolgedessen ist das Stadtbild recht modern, ebenso wie die vielen jungen Menschen, die ständig auf Komparsenrollen in einem der vielen Filme hoffen.
Unser Hotel war ein echtes Luxushotel mit fantastischem Service und traumhaftem Pool -eine erstklassige Auswahl.

Die am nächsten Tag geplante Fahrt über den Pass des Hohen Atlas nach Marrakech war uns aufgrund von anderthalb Metern Neuschnee leider nicht vergönnt. Am Fuße des Gebirges scharten sich hunderte Fahrzeuge, um auf die Öffnung des Passes zu warten, was nach Aussage unseres Reiseleiters jedoch bis zu drei Tagen dauern kann. Von daher entschied er, dass wir Richtung Agadir fahren und damit den Hohen Atlas umrunden würden. Das bedeutete plus 400km, was in Marokko schnell sieben Stunden sind. Aber unsere Gruppe nahm es mit Humor und so wurden wir mit vielen anderen Aussichten beschenkt, die wir sonst nicht gesehen hätten.

Aufgrund der langen Anreise hatten wir dann leider nur einen einzigen Tag in Marrakech, aber der war ein Traum aus 1.001 Nacht! Unsere Unterkunft war ein wunderschöner Riad, fußläufig zum Großen Platz Djeema el Fna und den Souks. In den Gassen schlägt jedes Frauenherz höher – Schuhe, Kaftane, Keramik, Lampen, Qasten und Glasfläschchen… man sollte mit halbleerem Koffer nach Marrakech reisen.
Am Abend verwandelt sich der Djeema el Fna in ein großes Volksfest mit Schlangenbe-schwörern, Geschichtenerzählern und Händlern jeglicher Art – ein Feuerwerk der Sinne!
In dieser Stadt kann man sicherlich gut mehrere Tage verbringen, ohne sich zu langweilen.

Unsere letzte Etappe führte uns am Folgetag an die Atlantikküste nach Essaouira, einem fantastischen Urlauberörtchen mit einem herrlichen, breiten Sandstrand und urigem Fischereihafen. Direkt nach unserer Ankunft führte uns unser Reiseleiter in eine der zahlreichen Buden direkt am Hafen, wo wir mehrere Sorten fangfrischen Fisches und sogar Seeigel genießen konnten. Abends schlenderten wir auch hier durch die Märkte mit einem sehr geschmackvollen Angebot an Waren. In dem Souk der Einheimischen deckten wir uns noch mit Tee und Gewürzen ein, schließlich ging es am nächsten Tag wieder in Richtung Casablanca und somit nachhause.

Abschließend kann ich sagen, dass diese Rundreise genau das Richtige für Marokko-Einsteiger ist. Ich habe dieses atemberaubende Land dadurch für mich entdeckt und plane, noch in diesem Jahr dorthin zurückzukehren.
Besonders der Süden hat es mir angetan, mit seinem plätschernden Müßiggang und der Freundlichkeit des Berbervolkes, all den kulinarischen Köstlichkeiten, den atemberaubenden Sandriesen des Erg Chebbi und seinen immergrünen und fruchtbaren Tälern. Ich komme bald wieder…inshallah.

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