Stadtbild in Lüderitz
Edler Tropfen aus Nederburg
Salzmarsch im West-Coast-Nationalpark
Die Lagune von Langebaan

Reisebericht

Vom Kap in die Kalahari – Ein Roadtrip durch Afrikas Einsamkeit

Markus Leithold, 14.06.2022

Den afrikanischen Kontinent fernab der klassischen Wildtier-Nationalparks mit Muße, Zeit und Genuss erkunden – in Namibia und Südafrika lassen sich die Sinne hervorragend verwöhnen.

Mit erlesenen Tropfen aus den Reben der Winelands und fangfrischem, pfannengeküssten Kingklip konnte unsere Reise in der „Mother City“ nicht besser beginnen. Die (wahrscheinlich) schönste Metropole Afrikas bietet für Liebhaber kapholländischer Architektur im Stadtzentrum und kosmopolitischen Lebensgefühls ein Potpourri an Anlaufstellen. Darüber hinaus bettet sich Kapstadt in eine traumhafte landschaftliche Umgebung zwischen Tafelbergmassiv und Postkartenbuchten wie Camps Bay ein, die zum Genießen und Wandern einlädt. Wir hatten es uns diesmal bequem in einem der roten Rundfahrtenbusse gemütlich gemacht und ließen uns den atlantischen Wind um die Nase wehen.

Nur einen Steinwurf vom Kap entfernt drapieren schier endlose Weinstöcke die südafrikanische Landschaft und zeugen von der langen Weinbautradition seit dem 17. Jahrhundert. Nach einem wohlschmeckenden Rebensaft bei einem Tasting auf dem bekannten Weingut Nederburg führte uns die Erkundungstour zum wenig besuchten West Coast-Nationalpark. In jüngster Zeit von kleinen Distillerien für die besondere Note südafrikanischer Gins entdeckt, prägt hier das Landschaftsbild der Fynbos, eine typische Strauchvegetation. Umringt von der Lagune bei Langebaan und Salzmarschen haben auch zahlreiche gefiederte Freunde ihr Zuhause gefunden. Sowohl auf kurzen Pfaden, die meist an Vogelbeobachtungsstände führen, als auch mit dem Mietwagen auf gut ausgebauten Wegen waren wir in diesem einmaligen Landstrich bis kurz vor den magischen afrikanischen Sonnenuntergang auf Erkundungstour.

Entlang tausender Zitrusbäume, die dem nahegelegenen Citrusdal den Namen gaben, fuhren wir auf topfebener Straße in die traumhaften Zederberge. Neben Zitronen und Orangen gedeiht in diesen Gefilden auch der Rooibos, aus dem der gleichnamige schmackhafte Tee bereitet wird. Per pedes oder quasi-amerikanisch mit dem Auto lassen sich auch hier die schroffen Felsplateaus und Bergkämme fürstlich erkunden.

Durch das im August und September blumengesäumte Namaqualand ging die Reise mit einem kleinen Abstecher in das Goegap Nature Reserve mit seinen Bergzebras und Köcherbäumen ins Nachbarland Namibia. Den Oranje-Fluss überquert, breitete sich nach kurzer Fahrt über seidenglatte Schotterstraße der imposante Fish River Canyon vor uns aus. Die bis über 500 Meter tiefe und bis zu 30 Kilometer breite Schlucht bildet den zweitgrößten Canyon der Erde – an den drei Aussichtspunkten der Ostseite blieben wir sprachlos beeindruckt in der namibischen Sonne stehen.

Einsam erreichten wir als nächstes Ziel die glutroten Dünen der Kalahari, die in Zusammenspiel mit den knorrigen, aber im Mai noch saftig grünen Akazien und dem hochstehenden Gras ein tolles Farbschauspiel abgeben. Neben einigen Springböcken erspähten wir auf der Pirschfahrt mit dramatischem Sonnenuntergang auch das grazile Nationaltier Namibias, die Oryx-Antilope.

Von einem Sandkasten in den nächsten ging unsere Tour über die kleinen Farmerstädte Mariental und Maltahöhe in die Sossusvlei-Region zu den wohl größten und fotogensten Dünen der Erde. Nach kurzem Warten zum Sonnenaufgang am Tor des Nationalparks bahnten wir uns auf Asphalt den Weg durch das Wüstenmeer – besser aber, man reist etwas nach Sonnenaufgang an und hat Big Daddy, Dune 45 oder auch Big Mama fast für sich alleine. So karg wie das Deadvlei, die letzte ohne Mühen erreichbare Salz-Ton-Senke auch scheint, so faszinierend ist das bizarre Landschaftsbild mit den konservierten Kameldornbäumen. Ein Tipp am Rande: Wer die fünf tiefsandigen Kilometer bis hierher nicht im eigenen Allradfahrzeug überwinden möchte, für den gibt es auch einen sehr komfortablen Shuttleservice am schattigen Parkplatz, seit Neuestem für den gemeinen Europäer auch mit Spülklo im Nirgendwo.

Über die menschenleeren Tirasberge setzten wir unseren Weg nach dem Wüstenerlebnis in den Süden fort und erreichten Namibias zweite Hafenstadt Lüderitz – zugleich das größte Jugendstil-Freilichtmuseum Afrikas und pittoreskes Fischernest. Wir schauten uns in den windigen Ruinen des Diamantenstädtchens Elizabeth Bay im Sperrgebiet um und ließen uns die frische Brise samt Meeresrauschen gefallen. Für Ersttäter bietet sich auch ein Zwischenstopp in der bekannten Geisterstadt Kolmanskop vor den Toren von Lüderitz an oder eine Katamaranfahrt auf dem kühlen Nass mit Blick auf die Ausläufer der ältesten Wüste der Welt. Am letzten Morgen machten wir uns zur Erkundung der Lüderitz-Halbinsel auf – ein raues Refugium vor allem für Flamingos und Sukkulenten, voller Schönheit und Ruhe.

Mit diesen Eindrücken steuerten wir wehmütig in Namibias Hauptstadt Windhoek, noch ganz berauscht von den Naturwundern im Südwesten Afrikas. So viel steht fest: Wir kommen wieder!

Traumhaftes Camps Bay
Im Goegap Nature Reserve
In den Cederbergen
Buntes Bo-Kaap
Im Köcherbaumwald
Farbenspiel der Kalahari
Lüderitz
Düne 45
Raues Namibia
Die Wüste lebt
In den Dünen der Kalahari
Lüderitz-Halbinsel
Lüderitz-Halbinsel
Stillleben in der Wüste
Fish-River-Canyon
In den Tirasbergen
Big Daddy voraus
Sonnenaufgang der Düne 45
Relikte in Lüderitz