Reisebericht

Iran – Skitour zum Damavand

Christian Aeschlimann, 14.07.2008

16 Tage Skitour zum Damavand (5671 m) vom 17.04. – 02.05.2008

Der Atem geht schwer, nach 10 Schritten ist eine Pause fällig, Schritt für Schritt nähern wir uns dem Gipfel des Damavand auf 5671 m. Der Gipfelhang ist technisch leicht, aber die Höhe und der Schwefeldampf aus den zischenden Fumarolen nimmt uns den Atem. Der Hilfs-Guide Ali, 28, Mitglied der Iran Nationalmannschaft im Bergsteigen und in drei Wochen Teilnehmer der Gasherbrun Expedition, umkreist uns wie ein Herdenhund, rauf und runter und schaut, dass ja nichts passiert.

Dann stehen wir oben und freuen uns wie die Kinder. 8 Angensteiner von 33- 69 Jahren, davon drei Frauen und Bergführer Fritz Tanner. Es ist Mittwoch 23. April um 14:20, wir haben etwas über 7 Stunden für den Aufstieg von der Biwakschachtel auf 4200 m gebraucht. Der Schnee begann erst ab ca. 4400 m, vorher hieß es Ski tragen. Die Aussicht ist nur nach oben zum blauen Himmel gut, die Gipfelwolke versperrt uns den Blick zum kaspischen Meer und nach Teheran, beide soll man bei guter Sicht sehen. Immerhin haben wir beim Aufstieg einen prächtigen Sonnenaufgang erlebt und auf zahlreiche 4000er heruntergesehen , davon hat es unzählige in der Gegend.

Nach dem Gipfelrausch, erstaunlicherweise bei fast Windstille und Temperaturen um Null Grad, folgt der rasche Abstieg zum Skidepot auf ca. 5300 m und die Abfahrt über die 30-40 Grad steilen, aber trotzdem nicht sehr schwierigen Hänge mit gepresstem Frühjahr Schnee, weiter unten bereits sulzig. Wir wissen unser Glück zu schätzen, nicht viele Gruppen hatten in diesem Jahr den Gipfel erreicht, weil meist Winde über 100 kmh bliesen.

Der Rest ist einfach. Am nächsten Tag Abstieg zum Basislager auf 2900 m, die schweren Rucksäcke und die Skis auf Mulis und dann auf der Brücke eines klapprigen Lastwagens ins Tal zum UIAA Bergsteiger Zentrum in Polur, wo uns nach dem Bad im 50 Grad warmen Thermalbad, Chef Guide Majid frische Forellen brät.

Vor der Besteigung hatten wir uns in Shemshak, ca. 70 km nördlich von Teheran, auf 2700 m zwei Tage akklimatisiert und Touren im Skigebiet von Dizin auf 3500 bis 3700 m gemacht. Der Schnee war schon Mangelware, die zahlreichen Skilifte standen still und der Ort war hässlich wie die meisten Ski -Orte nach der Saison. Die zahlreichen Appartementhäuser in Bau (Stahlgerüste mit Backstein) machten ihn nicht schöner. Aber wir bekamen nebst roten Blutkörpern erste Erfahrungen mit gutem iranischem Essen, Gastfreundschaft, verhüllten Frauen und alkoholfreiem Bier.

Als wir mit der Planung vor einem Jahr begonnen hatten, haben viele gefragt, wieso Iran, hat es da überhaupt Berge, das ist doch gefährlich dort, Al Kaida und andere Terroristen und die Achse des Bösen und, und…?? Gerade diese falschen Vorstellungen und dieses Nichtwissen waren mit ein Grund für uns, in den Iran zu gehen, sie wurden alle gründlich korrigiert.