Reisebericht

Tansania – Helden am Berg

Martin Peters, 15.02.2012

12 Tage – Umrundung des Kilimanjaro und Gipfelaufstieg 27.12. – 07.01.2012

Den Kilimanjaro zu umrunden und anschließend bis zum Uhuru Peak aufzusteigen, klingt traumhaft. Es bedeutet aber auch, innerhalb weniger Tage Temperaturen zwischen plus 30 Grad und minus 10 Grad zu ertragen. Dazu gibt es Regen, Sturm, Hagel, Frost und Sonnenschein. In den wenigen Tagen werden etwa 6 000 Höhenmeter (durch die zwischenzeitlichen Ab- und erneuten Anstiege) bewältigt und fast 100 Kilometer zu Fuß zurückgelegt. Übernachtet wird in kleinen Zelten, die meist auf Steinen und Felsen in Hanglage aufgebaut werden, die mit Stöckchen oder Steinen statt mit Heringen befestigt werden und an denen nachts der Sturm zerrt oder an denen der Nebel friert. Es bedeutet, feuchte oder nasse Klamotten anzuziehen, außerdem Kälte, pochende Kopfschmerzen und Übelkeit zu ertragen. Die Wanderungen führen über zugewucherte Wege, überschwemmte Pfade, Geröll, Steine, Felsen, Staub und Schnee, vorbei an gefrorenen Bachläufen und im Regenwald über große Wurzeln und vorbei an riesigen Farnen. Außerdem gibt es eine mehr als 200m hohe Felswand, durch die „zum Frühstück“ geklettert wird, atemberaubende Ausblicke, unzählige neue Geräusche und unfassbare Stille, schlaflose Nächte, ein Lichtermeer am Sternenhimmel, faszinierende Sonnenaufgänge, Müdigkeit, Erschöpfung, körperliche Anstrengungen und Strapazen, Resignation und immer wieder das Gefühl, sich selbst überwinden zu müssen.

Bei unserer Tour bedeutete es aber auch, unterwegs zu sein mit einer etwa 50-köpfigen Mannschaft aus 12 „Touristen“, dazu Guides, Assistant Guides, Cooks, Waiter, vor allem aber mit etwa 30 Porters bzw. Trägern, die jeden Tag das Camp (natürlich ohne Strom, manchmal aber mit fließendem Wasser aus einem eiskalten Gletscherbach) abgebaut und an eine neue Stelle einige Kilometer weiter und meist einige hundert Meter höher transportiert und dort wieder aufgebaut haben, die oft mehr als das Doppelte unserer Last getragen haben, die uns immer wieder freundlich begrüßt („Jambo“) und sich erkundigt haben, ob alles gut geht („Hamjambo?“), und die uns immer wieder empfohlen haben, langsam zu gehen („pole, pole“), während sie selbst im Eiltempo unterwegs waren. Oftmals hat der Körper über die Strapazen gejammert und der Kopf hat verlangt, endlich aufzugeben.

Auch die sorgfältig zusammengestellte Ausrüstung mit Schlafsack im entsprechenden Komfortbereich, Thermarest-Matte, Funktionskleidung, Stirnlampe, Teleskop-Stöcken, Müsli-Riegeln und Trinkblase im Tages-Rucksack konnte diese Gedanken ans Aufgeben nicht verhindern und half auch nicht über alle „Unannehmlichkeiten“ hinweg. Aber dann hatten wir immer wieder die Träger vor Augen, miteinander schwatzend, lachend, singend, mit zum Teil einfachster Bekleidung und mit viel zu dünnen und oft durchgetretenen Schuhen, tagsüber mit Taschen, Säcken, Körben und Kanistern bepackt, nachts im Ess- oder Küchenzelt schlafend, ohne entsprechende Unterlage und ohne entsprechenden Schlafsack.
Und dann habe ich mich geschämt und bin weiter gelaufen.

Asante sana, vielmals Dankeschön.