Dünenwandern
Erstarrte Lava
ausgetrocknetes Flusstal
Im Camp Sultan

Reisebericht

Sonne, Sand und Meer neben uralten Kulturstätten

Gertrud Kiermeier, 15.02.2021

Bereits nach dem ersten Tag verbringen wir die Nacht an einem wunderschönen Platz am Fuße einer 300 Meter hohen Düne des Erg Amatlich. Goldgelb schmiegt sie sich an den Rand einer schwarzen schroffen Felslandschaft, manchmal abgetrennt durch ein grünes Palmenband.

Wir bleiben in der Wüste und auf Piste und fahren über den Tifoujar-Pass hinunter in ein breites weißes Sandtal und weiter nach Atar am Rande des Adrar-Plateaus. Atar war und ist eine landwirtschaftlich bedeutende Region- früher für Schafe, Rinder, Dromedare, Straußenfedern, Salz, heute als große Dattelwirtschaft. Zudem ist sie Ausgangspunkt für die im Mittelalter so bedeutenden etwas weiter östlich liegenden Städte Ouadane und Chinguetti. Beide Orte waren fruchtbare Zentren an der Karawanenroute von Timbuktu bis Smara – Zagora – Marrakesch.

Ouadane, die Stadt der Wissenschaft und der Datteln, wurde im 12. Jhd. von Berbern gegründet und war nicht nur eine wichtige Karawanserei, sondern im 15. Jhd. auch ein portugiesischer Handelsposten. Hier sei die Dattelpalme erstmalig kultiviert worden.

Auf der Weiterfahrt besuchen wir eine kleine Nomadensiedlung und halten Rast in dem schattigen Zelt.

Als Nächstes treffen wir auf die erste Siedlung von Chinguetti aus dem 2. bis 8. Jhd. Nur noch die Moschee ragt aus dem Sand. Schon zweimal ist die Stadt im Sand versunken und neu aufgebaut worden. Nur ein paar Kilometer weiter liegt das heute bei Touristen bekannte Chinguetti aus dem 13. Jhd., dessen Ruinen und Bibliotheken ebenfalls dem Sand preisgegeben, 2003 mit einer EU-Finanzierung nicht nur entsandet sondern vor weiterer Versandung geschützt wurde. Wir können uns gut hineindenken in die Zeit der wirtschaftlichen und geistigen Blüte, in der sich hier Gelehrte aus aller Welt über Religion, Medizin, Mathematik, Rhetorik, Astronomie, Recht, Architektur austauschten und ihr Wissen in Büchern hinterlegten, die wir noch heute besichtigen können. Um 1950 wurde schließlich ein drittes Chinguetti erbaut, in dem die Menschen heute entweder für ganz oder nur zur Zeit der Dattelbewirtschaftung leben.

Die kleine Oase Terjit bietet ein ganz anderes Bild: In tiefer Schlucht und unter schattigen Palmen hält sich ganzjährig ein kleiner Bach, der in kleinen Becken gefasst ist und zum Planschen einlädt. Auch Mauretanier erholen sich hier gerne und verbringen den Nachmittag am kühlen Bach.

Die kleine „Granitwiese“ zwischen Atar und Choum ist ein kleiner Vorgeschmack auf den wohl zweitgrößten Monolithen der Welt, Ben Amira und seine etwas kleinere Gefährtin, Aischa, nördlich der Eisenerzbahnlinie.

Auf dem Weg nach Nouadhibou – fast immer in Sichtweite der Bahnlinie – bestaunen wir den Eisenerzzug – der längste und schwerste der Welt und die wirtschaftliche Lebensader des Landes. Mal hält er, mal machen wir Pause und hören ihn mal von der einen mal von der anderen Seite donnernd durch die Wüste rollen.

Der nächste Tag ist anstrengend, obwohl er viele Höhepunkte innehat. Wegen des noch in Mauretanien notwendigen Coronatests müssen wir das Programm von zwei Tagen auf einen zusammenfassen. Erster Halt ist Chami mit seinem quirligen Leben. Chami war ursprünglich nur ein Brunnen in der Wüste bis die Teerstraße vor etwa 15 Jahren von Nouakchott nach Nouadhibou gebaut wurde. Ein Ort entwickelte sich mit Tankstelle, Läden; schließlich liegt er genau in der Mitte dieser Nord-Süd-Verbindung. Seit 2016 ist der Ort mit einem riesigen Industrieareal mit Strom- und Wasseranschlüßen zum „Zentrum für traditionelle Goldwaschdienste“ geworden. Auch hier boomt die Wirtschaft – und bahnt sich eine ökologische Katastrophe an. Zur Gewinnung des Goldes ist leider jede Menge (lebensnotwendiges) Wasser aber auch Quecksilber notwendig. Die Menschen und die Umgebung von Chami sind vergiftet davon. Die Folgen davon wird auch der nahe gelegene Nationalpark Bank d`Arguin bald zu spüren bekommen.

Noch konnten wir auf unserer Durchfahrt Flamingos, Pelikane, verschiedene Reiher, Seeschwalben und Regenbrachvögel sehen. Die Störche hatten schon wieder angefangen aus ihrem Winterquartier nach Deutschland zurückzufliegen. Mit ihren Pirogen holen die ansässigen Fischer riesige Fische aus dem Meer, trocknen sie oder verkaufen sie am Straßenrand an Großhändler. Für die Zukunft wünschen wir uns hier einen Tag mehr in dieser noch intakten Welt im faszinierenden Übergang von Wüste zum Meer.

Ab dem Hauptort Noumghar setzen wir die Fahrt am Spülsaum auf der Ebb-Sand-Piste fort. Wegen der noch sehr hohen Flut brauchen unsere Fahrer ein paar Versuche, bis wir eine passende Stelle zum Einfädeln finden. Zu nah am Wasser besteht die Gefahr, dass es das Auto ins Meer zieht, zu weit entfernt ist der Sand viel zu weich, sodass man leicht einsanden kann. In flotter Fahrt zwischen Meer und Sanddünen fahren wir auf Scharen von Möwen und Pelikanen zu, die sich vor uns in den Himmel erheben, um kurz danach wieder im Sand nach Fressbarem zu suchen. Noch vor Sonnenuntergang erreichen wir die höchste Düne direkt am Meer, auf der wir unser Nachtlager errichten.

Bevor wir noch ein bekanntes Ausflugslokal vor Nouakchott mit Badestrand und den Fischmarkt und Stadtstrand von Nouakchott besuchen und uns auf Covid testen lassen, geht unsere kurze aber sehr interessante Reise mit einem sehr abwechslungsreichen Programm zu Ende und wir wissen, dass wir gerne nochmal kommen würden, um die Krokodile in der Wüste, das Leben im Süden am Senegal-Fluß, den Diawling Nationalpark, weitere Karawanenstädte im Osten sowie Felszeichnungen zu sehen.

Erholt, voller Eindrücke und begeistert von unserer erfahrenen Begleitmannschaft – Fahrer, Koch und lokaler Reiseleiter -, die uns 24 Stunden am Tag bestens versorgten, verabschieden wir uns und wünschen ihnen von Herzen wieder Touristen in die so sehenswerte Wüste Mauretaniens.

Mittag am Atlantik
Mittag am Monolith
Ein schöner Platz zum Mittagessen
Turm von Chinguetti
Im Hafen von Nouakchott
Mittag im der Wüste
Bei Ouadan
Am Atlantischen Ozean
Erzzug