Dünenlandschaft vor Maydh
Maydh in der Morgensonne
Moderne Technik in den abgelegensten Dörfern
Teepause auf dem Weg nach Zeyla

Reisebericht

Pilotreise Somaliland

Dr. Ebba Käse, 15.03.2017

Der Bürgermeister von Ceerigaado brachte es auf den Punkt: 8 Weiße in einer Gruppe hatte das Land noch nicht gesehen. Die Leute dachten, wir müssten einer Non-Goverment-Organization angehören und ein riesiges Projekt am laufen haben. In gewisser Weise stimmte das ja auch, die Organisation heißt DIAMIR und das Projekt „Einführung des Tourismus in Somaliland“. Wir- das waren 7 Touristen, 1 Reiseleiter, 4 Fahrer und 2 Soldaten- sind vermutlich noch lange Gesprächsstoff in diesem in Deutschland nahezu unbekannten Land. Somaliland ist seit 25 Jahren unabhängig von Somalia, nur nicht von der UN anerkannt. Das Land funktioniert aber im Gegensatz zu Somalia sehr gut und ist relativ sicher. Wir waren überrascht von der Schönheit des Landes. Es gibt spektakuläre Bergkulissen, Nebelwälder, eine lange Küste und dazwischen Halbwüste.

Die Reise begann in der Hauptstadt Hargeisa, gleich am 2. Tag besuchten wir das 1. Highlight des Landes, die 6000 Jahre alten Felsmalereien von Laas Geel, die erst in den 80-ziger Jahren entdeckt wurden. Es ging weiter in die bedeutende Hafenstadt Berbera, wo wir ganz unkompliziert den Tiefwasserhafen besuchen durften.

In sehr komfortablen Toyota-Landcruisern mit Klimaanlage ausgestattet und mit maximal 3 Leuten besetzt ging es am nächsten Tag auf die längste Strecke der Tour, von Berbera nach Maydh. Durch einen Umweg brauchten wir 2 Stunden länger als geplant, was aber durch Entdeckungen am Wegesrand und die abwechslungsreiche Landschaft wettgemacht wurde. In den Orten hatten wir jeweils einen Termin beim Bürgermeister bzw. Gouverneur, zum gegenseitigen Kennenlernen aber auch um etwas über die Probleme des Landes zu erfahren. Aktuell gibt es eine lang anhaltende Dürre, die das Vieh sterben lässt und den Menschen die Lebensgrundlage entzieht. Die Hilfen erreichen die abgelegenen Landesteile nicht. Ackerbau ist nur in geringem Maß in den feuchteren Bergregionen möglich. Umso wichtiger ist es, neue Wirtschaftszweige zu etablieren.

Somaliland ist muslimisch, so dass es mit dem Fotografieren von Menschen und Moscheen schwierig ist, auch muss Frau sich darauf einstellen, trotz Kopftuch und langer Kleidung nicht immer angenehme Blicke der Männer zu ernten. Die Frauen waren jedoch freundlich und interessiert, wenn man nicht die Kamera auf sie richtete. Es gab aber auch so genügend Fotomotive, besonders die bunten, individuell gestalteten Haustüren hatten es mir angetan.

Von Maydh ging es über eine der schönsten Bergstrecken, die ich je gesehen habe nach Ceerigaado am Fuße des höchsten Berges Somalilandes. Durch eine mit der Höhe langsam wechselnde Vegetation, die durch Drachenbäume geprägt war, ging es durch die Wolken bis auf 2000 m, bis sich schließlich der Blick auf senkrecht abfallende Sandsteinkliffs über dem Wolkenmeer eröffnete.

Überhaupt sahen wir deutlich mehr Tiere als erwartet. Schon kurz hinter Hargeisa konnten wir 2 Hyänen beobachten, die versuchten einer Herde Dromedare aufzulauern. Überall trafen wir Speekes-Gazellen an, einmal entdeckten wir die seltenen Giraffenhalsantilopen. Scheue Duiker suchten schnell das Weite, wenn sie von unseren Jeeps aufgeschreckt wurden. Daneben waren natürlich die allgegenwärtigen Nutztiere Ziegen, Dromedare und Esel zu beobachten.

Nach 2 Tagen in Ceerigaado mit Ausflügen in den Daallo Nebelwald und die Oase in Midhisho ging es nach Burco (die C`s werden verschluckt), wo wir den aufgrund der Dürre sehr reduzierten Viehmarkt besuchten. Danach zurück nach Hargeisa, wo wir nochmals Gelegenheit hatten, die Stadt zu Fuß zu erkunden. Tiefe Einblicke in das Leben der Somalis gewährte unser Reiseleiter Dr. Markus Höhne, Ethnologe, der seit über 14 Jahren zum Thema forscht, sehr viele Leute dort kennt und natürlich fließend Somali spricht. Durch sein Verhandlungsgeschick konnten wir viele Szenen filmen und fotografieren, was sonst sicher nicht möglich gewesen wäre.

Schlusspunkt der Reise war Zeyla, ein kleiner aber geschichtenreicher Ort an der Küste im Nordwesten des Landes mit vielen mittelalterlichen Ruinen und der vorgelagerten Insel Saladdin, die wir bei einem Bootsausflug erkundeten.

Auch kulinarisch war die Reise interessant, es gab schmackhafte, uns unbekannte Gerichte und wer diese nicht probieren mochte, für den gab es immer und überall Spaghetti! In Bezug auf die Unterkünfte und Restaurants muss man schon auf Komfort verzichten, für die relativ kurze Zeit der Reise gelang uns das aber problemlos. Vermutlich wird der Reiseverlauf noch etwas abgeändert werden, da sich kurz vor Beginn noch die Möglichkeit eröffnete, den Südosten des Landes zu besuchen, was sicher auch sehr reizvoll ist.

Über dem Wolkenmeer vor Ceerigaado