Auf Safari unterwegs in Tansania
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Reisebericht

Die große Migration, Massailand und Natron-See in Tansania

Katja Pietzsch, 15.10.2021

„Hab ich jetzt wirklich alles eingepackt und berücksichtigt?“: ein latentes Gefühl irgendetwas vergessen zu haben ist allgegenwärtig… Die Maße meiner Reisetasche lassen jedoch vermuten, ich habe mehr als nötig.

„Wie sind wohl meine Mitreisenden?“: auch diesbezüglich eine leichte Verunsicherung, welche jedoch zu diesem Zeitpunkt keine Zerstreuung finden kann und deshalb von mir wieder hinten angestellt wird.
Die Anreise mit dem Zug nach Frankfurt war in höchstem Maße entspannt, es sind nur noch wenige Minuten bis ich auf meine Kunden treffe und somit steigt etwas Aufregung in mir auf.

Nach einer kurzen Begrüßung geben wird unser Gepäck auf, die Fluggesellschaften bevorzugen derzeit Online Check In. Am Gate, während wir auf den Aufruf zum Boarding warten, kommt das erste Gespräch ins Rollen: „Glück gehabt!“ denke ich mir – es ist bereits schnell ein offen herzlicher Umgang, die Aufregung ist im Nu wieder verschwunden.

Nach einem Zwischenstopp in Addis Abeba landen wir zum Nachmittag am Kilimanjaro Airport: die vertraute Wärme legt sich sofort spürbar um meine Schultern, ein wohlbekannter würzig-süßlicher Geruch liegt in der Luft, ein tief zufriedenes Lächeln legt sich auf mein Gesicht – Karibu. Die Überprüfung der Papiere durch die Mitarbeiter des Gesundheitsministeriums sowie die Visabeschaffung laufen einwandfrei und gehen in aller Ruhe vonstatten.

Nach ca. 45 Minuten Fahrt erreichen wir die African View Lodge. Auch hier wieder ein vertrautes Gefühl und bekannte Gesichter, obwohl ich nun 2 lange Jahre nicht da war.

Da alle von der langen Anreise recht platt sind, machen wir es uns im Außenbereich des Restaurants gemütlich, lernen uns bei gemeinsamen Gesprächen besser kennen und lassen den Tag mit einem kühlen Kilimanjaro-Lager ausklingen. Die Neugier und Vorfreude auf die kommenden Tage werden immer größer!

Um 8:30 werden wir von unserem Fahrer-Guide, Hans, zur ersten Safari abgeholt, welche im nur wenige Fahrminuten entfernten Arusha Nationalpark stattfindet. Nach einem Lunch gehen wir mit einem Ranger auf Fußpirsch: eine Wanderung inmitten von Giraffen, sich so zufällig und wie aus dem Nichts ergebend, ist ein unglaublich beeindruckendes Erlebnis, es wird in den kommenden Tagen immer wieder zur Sprache kommen… Der heutige Tag war optimal um sich auf der einen Seite von der langen Anreise zu erholen und auf der anderen Seite sich langsam auf Land und Leute einzulassen.

Erneut sammelt Hans uns in der African View Lodge ein, für unsere bevorstehende Kanufahrt auf dem Lake Duluti. Dieser Kratersee als Überbleibsel eines Vulkans ist ein entzückendes Kleinod und für interessierte Vogelbeobachter eine absolute Bereicherung. An diesem Tag fahren wir nicht zurück nach Arusha sondern zum Isiotok Tented Camp, welches nahe am Lake Manyara gelegen ist. „Isoitok“ bezeichnet in „Maa“, der Sprache der Massai, soviel wie „steiniges Land“. Ein junger Massai namens Ruben holt uns zu einer gemeinsamen Wanderung in dieser kargen Region ab. Bei dieser erfahren wir sehr viel Wissenswertes über die Lebensweise und Traditionen der Massai: unterschiedlicher können Leben kaum sein als die unseren von seinem… Da ein direkter Vergleich nicht sinnstiftend ist, lasse ich das lieber gleich und zergehe in der Bewunderung für diese Menschen. Sie haben bemerkenswerte Strategien entwickelt, um mit den durch die Natur gegebenen Umständen zu leben.

Früh am Morgen treffen wir uns nochmals mit Ruben, um in ein nahegelegenes Massai-Dorf zu gehen. Der Grat zwischen Lebensweise teilen und vermarkten kann zuweilen doch recht schmal sein, was häufig unangenehme Momente mit sich bringt… bei diesem Ausflug fühlten sich alle auf eine ungezwungene Weise sehr wohl. Wir durften eindrucksvoll erleben wie sich der Alltag, samt Haushalt, einer Massai-Familie gestaltet: wer nur eine Frau hat, ist in vielerlei Hinsicht arm dran und sollte möglichst zur Erleichterung aller Beteiligten Abhilfe schaffen und mindestens 3 Frauen „sein Eigen“ nennen… Das Gedankenexperiment, diesen Umstand ins eigene Leben zu transformieren hat für viele unterhaltsame Momente, zuweilen auch fragende Blicke, gesorgt. Der Nachmittag war erneut für eine Safari vorgesehen. Der Lake Manyara Nationalpark, mit seiner Lage direkt unterhalb der gewaltig anmutenden Abbruchkante des Ostafrikanischen Grabens, ist landschaftlich vielfältig und beherbergt unterschiedlichste Ökosysteme. Hocherfreut mit neuen Tierbeobachtungen auf dem Kamera-Speicher begeben wir uns zurück zum Camp. Wir wissen, dass uns der Koch erneut mit einem atemberaubenden Dinner verwöhnen wird – noch ein Stück Geburtstagskuchen, ein kleiner Konyagi als Absacker und der Tag geht mit dem unverwechselbaren gellenden Hyänen-Ruf zu Ende.

Ich weiß, der heutige Tag wird anstrengend und sich länger anfühlen als er tatsächlich ist: die Fahrt zum Lake Natron ist kein Pappenstiel, worauf ich meine Mitreisenden bereits zum Frühstück wortreich einstelle. Die schlechte Verfassung der Piste und die steigenden Temperaturen setzen einem spätestens zum Mittag zu. Das auslaufende Ngorongoro-Hochland, durchsetzt mit einzelnen noch teilweise aktiven Vulkanen, ist etwas für Liebhaber mit dem Wunsch neben der vielfältigen Tierwelt Tansanias auch das Land abseits der gängigen Regionen kennenzulernen. Als wir in der Maasai Giraffe Eco Lodge ankommen, beträgt die Lufttemperatur etwas über 40°C und bei allen ist eine gewisse Erschöpfung spürbar. Es bleibt uns etwas Zeit zur Akklimatisierung bis wir gemeinsam mit Tobias, unserem Massai-Guide an diesem Tag, den Ngaresero-Fluss erkunden. Wir sind ca. 2 ½ Stunden unterwegs… Der Ngaresero mündet im Lake Natron und anfänglich ist es auf Grund der Hitze noch beschwerlich, doch je tiefer wir in die Schlucht vordringen, um so öfter wir den Fluss mit seinem klaren Wasser queren, umso mehr kehren meine Lebensgeister zurück. Die Wanderung endet an einem tosenden Wasserfall, wo es quasi eine Pflicht ist die Augen zu schließen und im wahrsten Sinne einfach abzutauchen… Zufrieden und nass von Kopf bis Fuß treten wir unseren Rückweg an, schließlich wartet noch ein Ausflug zum Ufer des Lake Natrons auf uns. Als wir den See erreichen, ist dieser bereits von einem warmen Licht überzogen, der einsetzende Sonnenuntergang läutet die letzte Stunde Tageslicht ein. Das Farbenspiel lässt sich kaum in Worte fassen: Flamingos und Pelikane leuchten in warmen Rosa und Orange, im starken Kontrast dazu der schwarze Boden aus Lavaasche.

Was ab heute auf dem Reiseplan steht, macht alle etwas hippelig: die Serengeti. „siringit“ wie es in der Sprache der Massai heißt und für „weites Land“ steht, werden wir für volle 3 Tage in Gänze queren und das kann nur viele Tierbeobachtungen mit sich bringen. Ob wir auf der Suche nach tollen Fotomotiven die Savannenlandschaft, Galeriewälder oder Flussufer durchstreifen, es gibt wirklich immer etwas zu entdecken. Wieder übernachten wir in Tented Camps, ohne umgebenden Zaun inmitten der Natur und dennoch mit allen notwendigen Annehmlichkeiten. Abends sitzen wir am Lagerfeuer mit Blick in die Weite der Savanne, hören Löwen-Gebrüll, sehen Hyänen und Antilopen an uns vorbeischleichen – eine tief wohlige Dankbarkeit steigt in mir auf, hier Gast sein zu dürfen.

Die Serengeti zu verlassen fällt mir nicht leicht, es fühlt sich durch die vielen Besuche in den vergangenen Jahren sehr vertraut an, etwas Wehmut steigt in mir auf. Doch es wartet an diesem Tag noch eine Pirschfahrt im Inneren des Ngorongoro-Kraters auf uns. Wir schlängeln uns dafür ganz langsam auf den Ausläufern der äußeren Kraterkante entlang nach oben auf ca. 2.000m Höhe. Ab und zu lassen die Serpentinen einen Blick in die zurückliegende Ebene zu – unser Ausblick reicht bis zum Horizont und selbst dort ist die Serengeti noch lange nicht zu Ende.

Der Ngorongoro Krater ist landschaftlich nicht minder beeindruckend: in ursprünglicher Form, vor seinem Ausbruch, ist die Annahme das dieser die selben Dimensionen des Kilimanjaro aufgewiesen hat: es liegen teilweise nur wenige Minuten Fahrt zwischen trockenen Hochsavannen in einnehmender Hitze und üppigen feucht kühlen Bergnebelwäldern – ein unglaublicher Kontrast. Meine Mitreisenden erhoffen sich vom Besuch der Caldera die Sichtung von Spitzmaulnashörnern und Leoparden – erstes hat sich glücklicherweise gleich zweimal ergeben und auch noch einige andere Tiersichtungen.

So langsam wird uns bewusst: wir steuern auf das Ende der Reise zu und bei all dem Erlebten fällt es uns auch langsam schwer die Abfolge und Inhalt noch richtig überein zu bekommen. Uns erwartet jedoch noch mein absoluter Liebling unter den Schutzgebieten: der Tarangire Nationalpark.

Bedingt im Tarangire-Fluss, welcher ganzjährig Wasser führt, bietet sich den vorhandenen Tierpopulationen beste Voraussetzungen auch ausgedehnte Trockenperioden zu überstehen. Entsprechend umfangreich ist die Diversität, der Nationalpark zählt zu jenen mit der höchsten Tierdichte Tansanias – das ist auf eindrucksvolle Weise allgegenwärtig spür- und sichtbar. Selbst im Tarangire View Camp sind wir nahezu ohne Unterbrechung von Elefanten umgeben. Kein Zaun trennt uns voneinander. Wir sind auf natürlichste Art, ohne jegliche Aufregung einfach zugegen und genießen eine selbstverständliche Nähe zu diesen imposanten Tieren.

Zurück in der African View Lodge heißt es nun die Rück- oder Weiterreise vorzubereiten sowie Abschied zu nehmen. Das „Lebwohl“ fällt mir doppelt schwer: diesmal gilt es nicht nur dem Land Tansania, sondern auch den liebgewonnenen Mitreisenden. Der gemeinsame anregende Austausch, das viele Lachen – ich hätte es mir nicht schöner vorstellen können – asante sana!

Jetzt, am Ende der Reise, kann ich auf meine beiden anfänglich gestellten Fragen mit definitiver Klarheit antworten: Vergessen etwas einzupacken, habe ich nicht.
Meine Zeit durfte ich mit wunderbaren Menschen in einem unverwechselbar beeindruckenden Land verbringen, die vergangenen Tage waren schlicht und ergreifend perfekt!

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