Lotusblüte
Wandern in Japan
Japanische Gartenkunst vom Feinsten
Im Fuji-Hakone-Izu-Nationalpark

Reisebericht

Japan – Ein Traum wird wahr …oder besser … „Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erleben.“

Bettina Munser, 19.09.2022

Japanreise vom 31.07.2022 bis 21.08.2022 mit dem Titel: „Makaken, Geishas und Fuji-san“

Jeder der gerne reist, weiß, dass Reisen nicht unbedingt Urlaub bedeutet. Egal wie sich die Realität dann einem offenbart, über die Sinne, den Körper oder den Geist, auf die eine oder andere Weise ist es immer eine Bereicherung. Reisen lässt einen staunen und es erweitert den eigenen Horizont, und verändert den Blick auf sich selbst und das eigene, kleine Universum.

Corona und der angebrachte Respekt der Japaner gegenüber diesem Winzling haben uns im Vorfeld einiges an Geduld und Energie gekostet. Nachdem der zuvor angepeilte Maitermin ins Wasser gefallen war, konnten wir dann endlich, Anfang Juli der Vorfreude freien Lauf lassen.

Ein Monat zur Vorbereitung war knapp, aber mit Hilfe von Youtube, das eine unglaubliche Menge an Videos über Japan zur Auswahl hat, war das kein Problem. Die Beiträge liefern Wissenswertes über den Alltag der modernen Japaner, ihre Eigenheiten, Vorlieben, Probleme und über ihre Geschichte – um zu verstehen, wie sie zu dem Volk geworden sind, das uns heute, auf so faszinierende Art und Weise begegnet.

Der Start in unser kleines Abenteuer gestaltete sich als etwas holprig, denn die Fluggesellschaft ANA hatte im Vorfeld, die etwas längeren Einreisemodalitäten, außer Acht gelassen und uns nach der Landung in Tokio, zu wenig Zeit, zum Wechsel für den Inlandsflug nach Kagoshima, an den Südzipfel von Kyushu, eingeräumt.

Selbst wenn es jeder geschafft hätte die zwei erforderlichen Apps für eine schnellere Einreise, herunterzuladen und vor allem vollständig zu befüllen, wäre das schwer schaffbar gewesen. (Man benötigt die Kontakt-Tracking APP „COCOA“ und die MySOS APP, innerhalb derer man einen elektronischen Fragebogen ausfüllen muss „Questionnaire“, und den PCR-Test im JPG Format! Nicht PDF! hochladen muss)

Im Vorfeld erscheint es zwar „unüberwindbar“, aber in Wirklichkeit muss man sich nicht davor fürchten. Für diese Art von Unannehnlichkeiten stehen Google, Youtube und das Reisebüro und die Botschaften, mit Rat und Tat zur Seite. Wir waren eben die Ersten, aber es ist gut auch diese Dinge zu lernen und sich damit vertraut zu machen, weil es in Zukunft sicherlich, bei sehr vielen Reisen, derartige Hürden zu nehmen gilt. Wissen macht frei!

Jedenfalls hat uns das Versäumen des Inlandfluges eine geruhsame Nacht in einem Hotel in Tokio gebracht, mit dem 1. richtig japanischen Frühstück.

Das japanische Essen ist sehr interessant und lädt ein, sich auf dieses Konglomerat an Geschmäckern einzulassen. Unser Reiseleiter Simeon Peter hat uns diese Vielfalt mit Begeisterung vorgestellt. Wie viele andere Kulturen auch, kam auch Japan im Laufe seiner Geschichte mit fremden Kulturen in Kontakt, was natürlich auch Auswirkungen auf die japanische Küche hatte.

Wir konnten die traditionell japanische Küche kennenlernen (Washoku), die als Grundlage natürlich Reis und Miso Suppe hat. Uns wurde auch einmal ganz „schwindlig“ beim Zuschauen, der vorbeifahrenden Sushi Teller in einem „Running Sushi“. Ein anderes Mal hatten wir die Qual der Wahl, beim Aussuchen einer Ramen Suppe, die aus Nudeln mit einer frei wählbaren Einlage besteht.

In den japanischen Minshuku (Pensionen) wurde uns ein wahres Fest für die Augen geboten. Viele kleine Schälchen mit saurem Gemüse, Sojasaucen, gebackenem Gemüse, Fisch, Fleisch, Tofu in allen Variationen, Algen in vielen Ausprägungen (für mich eher gewöhnungsbedürftig) uvm.

Alles war unglaublich liebevoll mit Blumen usw. dekoriert. Nachdem die Japaner viele kleine verschiedenen Stückchen in unzähligen Schälchen essen, sind auch die japanischen Stäbchen danach ausgerichtet und haben vorne eine recht dünne, geriefelte Spitze. (im Gegensatz zu zB. chinesischen Stäbchen…)

Meistens bekommt man aber einfache Wegwerfstäbchen, bei denen diese Details nicht ersichtlich sind. Ein guter Grund, ein Paar Stäbchen als Souvenir zu kaufen und als Erinnerung, oder zum Weiterüben mit nach Hause zu nehmen.

Da die Japaner auch sehr gerne indisch oder chinesisch essen, haben wir auch das probieren können. Man findet auch viele westlich inspirierte Gerichte (Yoshoku).

Allein wegen diese kulinarische Reise, war es wert nach Japan zu reisen.

Aber nicht nur natürlich!

Am 1. Reisetag hatten wir den Inlandsflug nach Kagoshima und die Fahrt mit der Fähre auf die Insel Yakushima. Die Japaner haben wirklich ein ausgeprägtes Sicherheits- und Vorbeugungsbedürfnis und so saßen wir, angegurtet hinter Glasfenstern und mussten das etwas nervige, japanische Fernsehprogramm über uns ergehen lassen. Soviel zu der Vorstellung, an der Reling eines Schiffes zu stehen und sich den Wind durchs Haar wehen zu lassen. Aber die Landschaft, an der wir vorbeigezogen sind, war wunderschön.

Am nächsten Morgen, machten wir einen kurzen Abstecher zum höchsten Wasserfall Japans, um danach, fast 10 Stunden auf dem Jomon-Sugi-Trek, zu einer über 2000 Jahre alten Zeder, zu wandern.

Die Insel steht nicht umsonst unter UNESCO-Weltnaturerbe, denn die Wälder mit Ihren, viele Jahrhunderte alten Zedern, die sich hoch über uns in den Himmel erstreckten sind atemberaubend. Japan hat generell wunderschöne Wälder, die noch viele Male zum Staunern einluden.

Diese Wanderung war, für alle regelmäßig in den Bergen wandernden Reiseteilnehmer, zwar lang, aber auch sehr einfach zu bewältigen. Der erste Teil des Weges ging sanft ansteigend einer alten Bahnstrecke entlang. Der zweite Teil bestand aus einem ständigen auf und ab mit unzähligen hölzernen „Stufen“. Gute Bauchmuskeln waren trotzdem hilfreich, um manche Schwankungen des Körpers aufgrund der rutschig, feuchten Stellen, gut ausgleichen zu können. Wandermäßig Ungeübte waren dementsprechend etwas überfordert, was den Genuss dieser Wanderung sicherlich sehr eingeschränkt hat. Ein bisschen Wandern, in unwegsamen Gelände, schon im Vorfeld dieser Reise, kann nicht schaden.

Am nächsten Tag konnten sich die müden Glieder erholen. Es ging zurück mit der Fähre nach Kyushu und mit dem Shinkansen nach Kumamoto. Simeon hatte während dieser Reise alle Hände voll zu tun, unsere Bahn-,Bus- oder Straßenbahnkarten zu organisieren. Auf diese Art zu reisen, mag manchen etwas hektisch erscheinen, aber man kann sich getrost entspannen und ganz in Ruhe, dem Treiben auf den Bahnhöfen zusehen und staunen, wie ruhig und vor allem diszipliniert, alles abläuft.

Alles ist markiert, selbst die Einstiege zu den einzelnen Waggons. Während der Fahrt ist es ruhig, die meisten konzentrieren sich auf sich selbst oder besser gesagt auf ihre Handys. Man fährt in unglaublich alten Zügen und Straßenbahnen und fühlt sich zurückversetzt in die 60er und 70er Jahre. Trotzdem sind die Züge extrem sauber, selbst die alten gepolsterten Sitze in den Shinkansen sind, abgesehen vom Design, wie neu. Auffallend ist, dass die Verkehrsmittel je näher man Richtung Tokio kommt, immer moderner werden. Aber auf Kyushu scheint diesbezüglich die Zeit still zu stehen.

In Kumamoto gibt es eine gigantische, alte Festung und als Kontrast, konnten die Sinne, danach im Suizenji-Park, wieder zur Ruhe kommen. Die japanische Gartenkunst, auf die wir immer wieder gestoßen sind, ist auch in Wirklichkeit so schön und voll Harmonie, wie man es sich im Vorfeld, vielleicht schon vorgestellt hat.

Weiter ging die Reise in den Aso-Nationalpark. Dieser Wechsel von Natur zur Kultur und wieder zurück empfand ich als perfekte Abwechslung. Die Wanderungen sind meist lange, aber mit einer guten Grundkondition, ein Genuss und ein guter Ausgleich zum Städte-und Kulturprogramm.

Der Aso-Nationalpark ist sicherlich beindruckend, wenn es nicht gerade regnet und stürmt. Leider waren einige von uns, sehr unpassend angezogen, nämlich mit kurzer Hose, T-Shirt und Regenschirm. Wirklich peinlich für die Bergfexe unter uns (mich eingeschlossen).

Entweder haben wir Simeon bei der Vorbereitung schlecht zugehört, oder wir wurden von der ersten kamoten Wanderung zu sehr eingelullt und haben den alpinen Charakter dieser Tour nicht richtig ernst genommen. Warme Kleidung und Regensachen sind wärmstens zu empfehlen! Außer Wind und Regen, war leider nicht sehr viel zu sehen. Ein warmes Bad am Abend in einem wunderschönen, steinernen Wasserbecken, mit Thermalwasser, haben uns wieder durch und durch aufgewärmt und entspannt.

Am 6. August waren wir in Hiroshima. An diesem Tag gedachten tausende Japaner, den Opfern des Atombombenabwurfs. Die Stimmung im Friedenspark, war ruhig und bewegend. Die Menschheitsgeschichte ist voll von Grausamkeiten, und Aggression ist ein intrinsische Eigenschaft unserer Art. Egal welche Länder man bereist, und wie fremd uns andere Kulturen oft erscheinen mögen, so sind die Geschichten von Gewalt und Tod, doch überall erschreckend ähnlich. In der Grausamkeit sind wir alle gleich.

Interessanterweise bereisen gerade Koreaner und Chinesen gerne Japan. Beide Völker erinnern sich mit Schrecken, der gewaltsamen Geschichte mit Japan. Japan kann sich bis heute nicht zu einer Entschuldigung durchringen. Sprache kann gefährlich sein, sie kann verletzen und entzweien, aber Worte sind auch heilsam und manchmal bedarf es nur einer ernstgemeinten Entschuldigung, um einen Heilungsprozess einzuleiten.

Ein positiver Aspekt von allen Lebewesen ist ihre Neugierde und ihre Freude am Lernen, und Neues kennenzulernen. Auf der kleinen Insel Miyajima konnten wir eine Besonderheit der japanischen Kultur kennenlernen, nämlich den Shintoismus.

Die Japaner haben viele Aspekte ihrer Kultur über/durch den Einfluss von China und Korea entwickelt, aber der Shintoismus entspringt einzig und alleine der japanischen Seele. Es ist ein bemerkenswerter Zug der Japaner, alles Positive von außen, welches ihnen von Nutzen sein kann und konnte, neidlos zu übernehmen und ihrer Kultur anzupassen. Sei es die chinesischen Schriftzeichen, die chinesische Verwaltung (…), europäisches Kriegsgerät, europäisches Wissen über Medizin und Technik.

Die Japaner haben nicht einmal 100 Jahre benötigt, um aus ihrem Feudalsystem auszubrechen, und eine imperialistische Industrienation aufzubauen. Nicht nur die Amerikaner dienten ihnen als Vorbild.

Bis zum Beginn der Meiji Zeit (1868 – 1912), hatten über die Jahrhunderte hinweg der Shintoismus und der Buddhismus in friedlicher Koexistenz miteinander existiert. Die shintoistischen Götter wurden völlig unaufgeregt, in den buddhistischen Pantheon aufgenommen.

Der Shintoismus kennt keinen Gründer, keine „Lehre“, keine „heilige Schrift“, er bedeutet einfach „Weg der Götter“, und fasziniert durch seine animistischen und schamanistischen Praktiken und Rituale. Beide Religionen sind untrennbar miteinander verbunden und an jeder religiösen Stätte findet man Hinweise auf die jeweils andere Religion. Naturkräfte haben und hatten naturgemäß einen großen Einfluss auf die japanische Kultur und Geisteshaltung. Immer wieder wird Japan von großen Erdbeben und Tsunamis heimgesucht, da ist es nicht verwunderlich, dass der Shintoismus stark in der japanischen Seele verankert ist.

Ein wunderbares Fotomotiv, bieten die unzähligen „heiligen“ Hirsche auf dieser Insel, die sich aufgrund ihres privilegierten Status, alles erlauben können. Warnschilder warnen vor ihren Frechheiten. Nach einer kurzen, schweißtreibenden Wanderung auf den Inselberg, wird man mit einer grandiosen Aussicht belohnt.

Kurz vor dem Gipfel kann man auch einen buddhistischen Tempel besuchen. Ein tolles Foto kann man vom dortigen Tengu machen. Der Tengo ist leicht an seiner langen, dicken Nase zu erkennen, der einen augenblicklich an Pinocchio denken lässt. Die Tengus sind keine Götter, man liebt sie, weil sie über magisch Kräfte verfügen. Eine andere Superkraft ist ihre Fähigkeit zu fliegen und sie beherrschen die Kampfkunst in äußerster Vollendung. Man findet diese Figur vor vielen buddhistischen Tempeln.

Nach diesen faszinierenden Eindrücken, freuten wir uns schon, auf die nächsten zwei, sehr intensive Trekkingtage, entlang des Kumano-Kodo-Pilgerweges. Nachdem kaum andere Menschen unterwegs waren, konnte man sich durchaus als Pilger fühlen, zumal wir doch viele Stunden, unter schweißtreibendem Auf- und Ab, unterwegs waren.

Ungefähr in der Mitte der Wanderung standen glücklicherweise zwei Getränkeautomaten, reich bestückt, mit einer großen Auswahl an kalten Getränken, für uns bereit. Japaner lieben Getränkeautomaten und man findet sogar zwei am Gipfel des Fuji-san auf über 3000 Metern Höhe. Dort gibt es auch heißen Milchkaffee in schmucken Dosen.

Nach diesen Strapazen, ging es weiter in die Kii-Berge, nach Koyasan. Ursprünglich errichtete der Mönch Kukai auf dem damals schwer zugänglichen Berg Koya ein Eremitenkloster. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich die Gegend zu einer einzigen Tempelstadt, mit unzähligen Tempeln und Tempelherbergen, wo wir auch übernachteten. Es ist ein magischer Ort mit tollen Souvenirläden.

Wer die Geschichte der 47 Ronin kennt, oder vielleicht sogar begeistert von der Verfilmung ist, kann die Gräber der 47 auf dem Okunoin-Friedhof besuchen. Der Friedhof liegt malerisch, von alten hohen Bäumen umgeben, am Rand der Tempelstadt. Mönch Kukai lebt übrigens immer noch, in einem Zustand ewiger Meditation.

Nach einem einfachen „Tempelfrühstück“ , besuchten wir die größte Buddha-Statue Japans, in der ersten Hauptstadt Japans in Nara. Bevor man in Richtung des Todaiji-Tempels geht, welcher die riesige, bronzene Buddahstatue beherbergt, passiert man ein großes Holztor, welches von zwei riesigen Nio-Wächterkönigen bewacht wird. Die beiden muskulösen Gesellen wirken furchteinflößend und man findet sie vor vielen, großen, japanischen Tempeln.

Einer der Wächter hat stets den Mund geöffnet und formt damit die 1. Silbe des Sanskrit-Alphabets „A“, und der zweite ist mit geschlossenem Mund dargestellt und symbolisiert die letzte Silbe „Hum“ .Zusammen ergeben die beiden Silben das Mantra „a(h)um“ Es symbolisiert Anfang und Ende, die Gesamtheit aller Dinge.

Die muskulösen Körper der Nio deuten ihren Rang in der göttlichen Hirarchie an, und der ist niedrig. Für buddhistische Bildhauer gab es, für die Darstellung des Buddah 32 Kriterien, die zu berücksichtigen waren. Beginnend von Plattfüßen, über einen Körper, der keine Muskeln oder Sehnen zeigen durfte, bis hin zu 40 weißen Zähnen uvm. Androgyn versus Muskelberg!

Nio bedeutet aber auch soviel wie „barmherzige Könige“, oder anders ausgedrückt: „Harte Schale – weicher Kern“.

Die nächste Station unserer Reise war dann auch schon Kyoto, die alte Kaiserstadt. Zeitig in der Früh besuchten wir den Rinzai-Zen-Tempelkomplex und konnten bei wunderschönem Wetter glänzende Fotos vom „Goldenen Pavillon“ machen. Das obere Stockwerk ist vollständig mit Blattgold überzogen und diente ursprünglich als Reliquien-Halle. Seine Lage inmitten einer wunderschönen Gartenanlage am Ufer eines mit Lotusblumen bestückten Teiches, wirkt beinahe „überirdisch“.

Ein weiteres Highlight war der, aus vielen Filmen, wie zum Beispiel „Memoirs of a Geisha“, bekannte Bambuswald. Man sollte den Stamm unbedingt berühren und daran klopfen, das erhöht die Faszination.

Das Higashi-Yama-Viertel in Kyoto, mit seinen traditionellen, historischen Wohnhäusern, wirkte durch seine Schlichtheit eher enttäuschend. „Echte Geishas“ waren nicht zu entdecken, die verhalten sich naturgemäß Touristen gegenüber eher bedeckt. Aber es gibt unzählige junge Leute, die sich in einem der vielen Kimono-Verleih-Geschäften, einen eher schlichten Kimono ausleihen und für einen Tag Geisha sein dürfen. Es sind trotzdem nette Fotomotive zu finden, da die Japanerinnen sehr hübsch sind.

Weniger hübsch sind die japanischen Städte und Dörfer, die mit ihren schlichten oft sehr alten Gebäuden nicht zum Fotografieren einladen. Allerdings ist es überall sauber und das entschädigt auf alle Fälle.

Die Zeit vergeht schnell auf einer Reise, die so abwechslungsreich und spannend ist, dass man kaum Zeit hat, zur Ruhe zu kommen, und so befanden wir uns nach einer letzten Fahrt mit dem Shinkansen, schon am Fuße des Fuji-san, in dem kleinen Ort, Fuji-Yoshida.

Nach einem Tempelbesuch am Vorabend, beim Fuji-san Hongu Sengen Taisha Shinto Schrein, waren wir Startklar für den Aufstieg zum 3776 m hohen Gipfel des Fuji-san.

Die langen Wanderungen im Vorfeld, waren eine gute Vorbereitung, für unser letztes großes Gipfelziel.

Für Menschen, die einen 700m hohen Hügel schon als Berg empfinden, ist diese Bergbesteigung, eine sehr große Herausforderung. Je höher man kommt, desto mehr „spürt“ man die dünner werdende Luft.Unterwegs trafen wir tatsächlich chinesische Touristen, die eine Sauerstoffflasche, in der Größe einer mttelgroßen Spraydose, in Händen hielten, was schon reichlich skurril war.

Der Fuji-san ist, vor allem im Hochsommer, kein Berg in den Schweizer oder Österreichischen Alpen.Wir hatten sehr starken Wind und bekamen eine Menge feiner Staubkörner ins Gesicht geblasen. So schmutzig wie an diesem Tag, waren wir wohl selten zuvor. Es hat uns aber beim Anblick der anderen, (fast) immer ein Lächeln auf`s Gesicht gezaubert.

Der Tag ist lang, aber der Gipfel ist für jeden, einigermaßen trainierten Menschen machbar und man sollte es versuchen, denn die Zufriedenheit, die man im nachhinein einpfindet, lässt einen die Strapazen beim Aufstieg, wieder vergessen – früher oder später. Für Menschen mit viel Erfahrung im alpinen Bereich ist es ein sehr, sehr leicht zu besteigender Berg. Flachländer haben hier eindeutig einen Nachteil, aber wenn man sieht wiviel ältere Menschen und relativ kleine Kinder diesen heiligen Berg besteigen, gibt es keinen Grund es nicht wenigstens zu versuchen. (Man kann jederzeit, leicht umkehren). Am Gipfel kann man sich dann auch, mit einer Mahlzeit in der Hütte und einem warmen Getränk aus dem Automaten belohnen. Allerdings nur in den Sommermonaten!

Am nächsten Tag konnten wir, mit einer kurzen Wanderung vom Saiko-See auf den Aussichtsberg Sankodai überschüssiges Laktat abbauen. Die Wanderung ist kurz und wunderschön, man sollte sie nicht versäumen. Unterwegs gibt es Eis, zur Belohnung!

Die letzten Tage verbrachten wir in Tokio bzw. einen Tag in Kamakura beim zweitgrößten Buddah Japans, der inmitten einer wunderschönen Landschaft, entspannt seit Jahrhunderten, im Freien sitzt .

Tokio ist eine pulsierende Stadt, wo Jung und Alt, Tradition und Moderne aufeinandertreffen.

Eine Übernachtung im Kapselhotel, sollte man sich nicht entgehen lassen. Es ist erstaunlich wie ruhig es zum Schlafen ist und die Organisation an diesem Ort ist, wie überall in Japan perfekt und interessant.

Tokio ist ein Millionenstadt, mit mehr als 30 Bahnhöfen, unzähligen Einkaufsmöglichkeiten, Tempeln und Sehenswürdigkeiten. Erst hier erahnt man, einen leisen Wandel innerhalb der japanischen Gesellschaft. Das dezente Auftreten und die Höflichkeit findet man auch bei jungen Menschen, aber immer wieder findet man flippig geschnittene, blond oder rötlich gefärbte Haare. Androgyne Jungs mit Perlenkette, rosa Turnschuhen oder glitzernden Handyhüllen, sind ebenso anzutreffen, wie Kinder und Jugendliche in ihren biederen Schuluniformen.

Japan ist eine Gesellschaft in der Individualität lange nicht gedeihen konnte, aber alle Extreme bringen auch individuelles Leid und Probleme mit sich. Das Einkaufen und die Vorliebe für alles Technische, hat bei allen Japanern einen sehr großen Stellenwert.

Wenn Japan seinen Respekt und seine Höflichkeit gegenüber anderen, als eines seiner traditionellen Werte beibehält, und trotzdem der Individualität mehr Raum gibt, hat es noch weitere Jahrhunderte, einer glänzenden Geschichte, mit mehr zufriedenen Bewohnern und weniger sozialer Probleme vor sich.

Zwei Buchtipps, zum Einstimmen oder Nachklingen lassen, dieser Reise, hätte ich noch. Von einer geschätzen Mitreisenden empfohlen, und mit Freude gelesen:

  • „Der Klang der Wälder“, von Natsu Miyashita und
  • „Tamon Geschichte einer Reise in den Süden“ von Seishu Hase

(Es sind zwei sehr „ruhige“, Bücher, regelrecht durchdrungen von der japanischen Seele.)

Liebe Grüße
Bettina Munser

Großer sitzender Buddha
Der Fuji mit leichter Bewölkung
Tempelwächter
Okonomiyaki – „japanische Pizza“
Brücke nahe der Samurai-Burg
Tempeldetail
Getränkeautomaten – allgegenwärtig in Japan
Traditionell in Kyoto
Todaiji-Tempel inNara
Großes Tori am Kumano-Kodo-Pilgerweg
Überdachter Gang im Tempel
In Tokio
Heiliger Kumano Nachi-Taisha Tempel
Hiroshima
Alt und neu