Häuser im Bäderviertel, im Hintergrund das Minarett der Moschee
Kasbek - Aufstieg zur Betlemi-Hütte über Gletscher
georgische Köstlichkeit
Blick auf Tiflis vom Mtatsminda-Park

Reisebericht

Georgien, Russland – Kasbek (5047 m) und Elbrus (5642 m)

Gunther Knauthe, 20.11.2015

Kasbek (5047 m) und Elbrus (5642 m – 16 Tage Expeditionsreise im Kaukasus

In den letzten Juli-Tagen begab sich unsere Gruppe auf die Reise: Ziel waren der etwas kleinere Kasbek sowie der Kaukasus-Riese Elbrus. Mit 5642 Metern auch der höchste Berg des geologischen Europas.

Die Teilnehmer kamen aus allen Richtungen: Nord-, Süd- und Ostdeutschland und auch Tirol und Österreicher waren dabei. Einige hatten schon den türkischen Ararat bestiegen und waren auf dem Landweg nach Tiflis, unserem ‚Sammelpunkt‘ angereist. Tiflis oder Tbilisi ist die georgische Hauptstadt und eine wirklich große und moderne Stadt. Und so ist es natürlich doppelt gut, hier den ersten Tag zu verbringen und die zahlreichen Sehenswürdigkeiten zu bewundern, die georgische Küche und natürlich auch mit dem georgischen Wein Bekanntschaft zu schließen. Apropos Wein: sehr gute Weinproduzenten, aber auch -trinker sind die Georgier, das wusste ich schon vorher. Aber dass es auch sehr kultiviert zugeht und dass es sogar mit dem Tamada einen Organisator der Trinksprüche; also einen richtigen Zeremonienmeister gibt, das war mir neu. Und im weiteren Verlauf der Reise wurde klar, dass diese Tradition wirklich gelebt wird.

Auf der georgischen Heerstraße ging es dann nordwärts in den Kaukasus.

Und nach nur einer Übernachtung im Talort Kasbegi stiegen wir anderntags auf die 3.600m hoch gelegene sogenannte Meteorologische Station. Dabei handelt es sich um eine Berghütte, die vielen Gipfelstürmern als Basis für ihr Unterfangen dient. Leider ist sie in einem erbärmlichen Zustand. Der Zustieg ist interessant: schon dieser führt über den Tariverdi Gletscher, den aber auch Pferde passieren können, dank extra Beschlägen. Für uns gut: so muss nur leichtes Tagesgepäck selber getragen werden. Aber dennoch wird klar: unsere Gruppe ist außerordentlich stark und erfahren. Alle haben eine ansehnliche Gipfelbiographie. Richtige Bergvagabunden. Und so wird auch Bergkameradschaft unter den widrigen Behausungsbedingungen und der strapaziösen Enge gepflegt. Wir hausen in Doppelstockbetten zu viert oder fünft nebeneinander. Wie die Heringe.

Aber nach einem weiteren Eingehtag versuchen wir schon am ersten der beiden möglichen Gipfeltage unser Glück: und tatsächlich, trotz des raschen Höhengewinns und der deshalb schwachen Akklimatisation stehen noch am frühen Mittag mit Ausnahme von zwei Teilnehmer alle freudestrahlend auf dem Gipfel. Und das wird abends mit einheimischen Chacha gebührend gefeiert. Unser einheimischer Dolmetscher, Guide und Koch David gab einen hervorragenden Tamada. Vielen Dank nochmal an ihn.

Da sich das Wetter verschlechterte und für fast alle der Gipfel erreicht war, verbrachten wir den Reservetag in Kasbegi, dem Talort.

Und unsere Entdeckung: Eine Mountainbike-Verleihstation machte möglich, dass wir das Tal im Sattel erkunden konnten. Eine schöne Abwechslung.

Am Folgetag wurde es härter. Ganz ungewohnte Qualitäten wurden uns abverlangt: Sitzfleisch. Wir verbrachten fast den halben Tag in der Autoschlange am Grenzübergang nach Russland. Trotz des frühen Aufbruchs bescherte uns das russische Ferienende diese lange Wartezeremonie.

Schade, dass die Renationalisierung hier auch mit solch rigiden Grenzregimes verbunden ist. Die Russen dazu lakonisch: „Gott machte den Menschen. Und die Menschen machen Grenzen“.

Und so erreichen wir -- obschon es gar nicht soweit entfernt ist -- erst am Abend den Talort des Elbrus, Terskol. Und auch hier beweist sich wieder, wie ungewöhnlich sportlich unsere Gruppe ist: zu den Botschki auf reichlich 4.000m fahren nur wenige wie üblich mit der Seilbahn. Die halbe Gruppe steigt den ganzen Weg zu Fuß. Und hat dabei auch noch -- aus sportlichen Gründen -- reichlich GepäckDie Unterkunft in den Botschki ist natürlich deutlich besser als am Kasbek. Mehr Platz, was gerade jetzt bei der Reise-Halbzeit und den damit einhergehenden Pack- und Räumorgien sehr zupass kommt. Aber noch was ist hier sehr viel einladender und schon fast die Reise wert: die frische und originale Küche von Marianne. Bei uns in der Heimat würde das als Bio-Resto durchgehen.

Aber nur dafür sind wir ja nicht da: der Elbrus lockt an sonnigen Tagen. Kaiserwetter. Oder besser, Gipfelwetter. In drei Gruppen steigen wir mit einheimischen Guides, die uns per Funkkontakt verbinden auf den westlichen der beiden Gipfel und stehen also auf dem Dach Europas. Ein unglaublicher Blick. Und wie gesagt: Kaiserwetter.

Wir bleiben lang da. Die sportlichsten unter uns helfen den Kameraden, die etwas länger brauchen und versichern den etwas späteren Rückweg für jene. Ein bergsteigerisch unvergessliches Erlebnis.

Zurück im Tal erholten wir uns mit selber geangeltem Fisch, dem obligatorischen Schaschlik und abends in einer ausgesprochenen Spelunke, mit DJ-Wunschkonzert, Russkij rock, Rock-Band und berauschtem Tanz. So geht eine 14-tägige Bergfahrt zu Ende, die neben den originär alpinen Erlebnissen mit 1000 landeskundlichen Eindrücken gespickt war und die Bergkameradschaft feierte, so dass ich noch lang daran denken werde.

Bis bald, eurer Gunther

Weg Richtung Kasbek
Aufstieg zum Kasbek
In der Swetizchoveli-Kathedrale
Tamada-Skulptur in Tiflis
die Botschkis auf 3800 m Höhe – Basislager
Aufstieg über Südost Hänge zum Gipfel