Reisebericht

China – Am Rande der Seidenstraße – Muztagh Ata (7546 m)

Reinhard Neumayr, 21.08.2013

30 Tage Skibesteigung Muztagh Ata (7546 m) vom 06.07. – 04.08.2012

Mit dem Flug von Frankfurt über Astana/Kasachstan erreichen wir vier am 07. Juli mit je 35 kg Gepäck, Urumchi in China, wo wir vom Reiseleiter abgeholt, zum Hotel und am nächsten Tag zum 7 Uhr-Flug nach Kashgar gebracht werden.
Nach 45 Min werden wir in der Uygurischen Provinzhauptstadt Kashgar in der autonomen Provinz Xinjiang in Westchina von unserem Begleiter „Nuur Muhamed“ mit einem Kleinbus empfangen, das Gepäck verladen und in die Stadt gefahren, um restliche Einkäufe zu tätigen. Auf der weiteren abenteuerlichen Fahrt durch die „Ghez-Schlucht“ Richtung pakistanische Grenze, passieren wir mehrmals Polizeikontrollen und erreichen nach 250 km den herrlich gelegenen Karakulsee auf 3400 m, wo wir in einer Zelt-Jurte nächtigen. Zur Akklimatisation bleiben wir hier 2 Tage und genießen am See bei Yaks und Kamelen den phantastischen Blick auf den sich im See spiegelnden schneebedeckten Muztag Ata.
Die Weiterfahrt erfolgt im Jeep und nach 5 km treffen wir in Shubash, einem kleinen Kirgisendorf auf 3600 m ein. Von hier aus brechen wir bei herrlichem Wetter mittags zum Basislager auf 4300 m auf und bauen am späten Nachmittag an einem kleinen Bächlein abseits des übrigen Lagers für die kommenden 20 Tage, die wir am Berg verbringen, unsere Zelte auf.

Bei wolkenlosem Himmel starten wir am nächsten Tag eine erste Erkundungstour Richtung Camp 1 auf 5300 m, um uns an die Höhenlage zu gewöhnen. Wir hatten Glück, denn es hatte dieses Jahr so viel geschneit, dass wir die Skier vom Basislager aus nur 300 Hm tragen mussten (normalerweise erst ab Camp 1 mit Skiern möglich!).
Am zweiten Tag erster Gepäcktransport (Zelte, Kocher, Schlafsäcke, Gas usw.) ins Camp 1 (5300 m) um die Zelte aufzubauen. Danach Skiabfahrt bis zur Schneegrenze (4600 m), wo wir die Ski und Skischuhe unter Steinen deponieren um gegen Turnschuhe zu tauschen und gehen ins Basislager, um den darauffolgenden Tag zum Ausruhen zu verwenden.

Am 14.07. starten wir wieder mit viel Gepäck zum Camp 1, übernachten und fahren tags darauf ins Basislager ab, wo wir bei Sturm und Hagelwetter einen Ruhetag einlegen müssen.
Am 17.07. steigen wir wieder ausgeruht zum Camp 1 hoch, nächtigen dort und gehen am nächsten Tag durch den Gletscherbruch zum Camp 2 (6100 m), wobei sich schon sehr die Höhe bemerkbar macht.
Am folgenden Tag haben wir dafür eine 1.500 Hm-Skiabfahrt bis zur Schneegrenze und erreichen bei beginnendem Regen das Basislager.
Aufgrund des folgenden heftigen Schneefalles ist wieder Ruhetag angesagt.

Einer von wurde inzwischen krank, ist am 13.7. auf eigene Faust nach Kashgar zurückgefahren, um sich bei chinesischer Medizin zu erholen und ist am 20. überraschend aus Kashgar zurückgekommen und versucht sich noch bestmöglichst zu akklimatisieren.

Am 21.07. erster Gipfelversuch, übernachten zuerst im Camp 1 und dann im Camp 2., wobei jedoch in der Nacht trotz guter Vorhersage eine Wetterfront eintrifft, was ein Weitergehen im Neuschnee unmöglich macht. Nach einem weiteren Tag und Nacht mit Nebel und Schneefall wird der Gipfelaufstieg abgebrochen und ins Basislager abgefahren.

Da wir nach 5 Schlechtwettertagen mit Schneefällen noch 4 Tage Zeit bis zu unserer Abreise haben und für die nächsten Tage ein kurzes Schönwetterfenster vorausgesagt wird, beschließen wir noch einen Gipfelversuch ohne Camp 3 zu benützen.
Wir starten am 27.7. zuerst bei Nebel und Nieselregen, übernachten im Camp 1 und 2 und am 29.7. um 6 Uhr spuren wir vier allein bei klarem Himmel durch den Neuschnee der letzten Tage bei großer Kälte Richtung Gipfel los und legen bei Camp 3 (6.800 m) um 10 Uhr eine Rast ein.


Inzwischen wärmt uns die aufgrund der Westseite des Berges erst jetzt scheinende Sonne doch etwas und vertreibt unsere Umkehrgedanken wegen Erfrierungen. Wir spuren weiter und bei aufkommenden Nebelschwaden sehen wir in der Ferne schemenhaft eine felsdurchsetzte Spitze, die sich jedoch bei näherkommen nur als weit entfernter Vorgipfel herausstellt und erreichen über das folgende weitläufige Gipfelplateau nach 1400 Hm um 17 Uhr den Gipfel mit dem kleinen Holzkreuz.

Nach einer kurzen Rast fahren wir zuerst im Nebel, dann in der Sonne am Camp 3 vorbei zum Camp 2, wo wir nach einem herrlichen Sonnenuntergang auf 6100 m übernachten. Am nächsten Tag fahren wir nach Aufladen des Gepäcks bei Traumwetter und Pulverschnee mit viel Gewicht durch den Gletscherbruch, pickeln im Camp 1 mühsam unsere eingeeisten Zelte aus und fahren mit noch schwererem Gepäck zuerst im Pulver dann im butterweichen Firn bis zur Schneegrenze ab, lassen dort unsere Schiausrüstung zurück und gehen ins Basislager hinunter.
Am nächsten Tag holen wir das deponierte Material und genießen die Sonne und die Umgebung.
Am folgenden Tag wieder Regen, wir bauen unsere Zelte ab, verladen das Gepäck auf den Jeep und gehen nach Subash zurück, wo wir vom Bus abgeholt werden und nach Kashgar zurückfahren.
Unser kurzfristiger Rückfahränderungswunsch wird von unserer Reisagentur bestens erfüllt und um die Landschaft zu sehen fahren wir anstatt des Flugzeuges mit dem Zug 1500 km quer durchs Land nach Urumchi, wo wir nochmals übernachten und den Heimflug antreten.