Reisebericht
Grönland – Scoresby-Sund: Eine Reise in die Welt der Farben
GRÖNLAND. Schon der Name dieser riesigen Insel macht mir Gänsehaut: Ein Land, welches das Superlativ praktisch erfunden hat. Es ist nicht nur die größte Insel der Erde, sondern beherbergt auch den größten Nationalpark und das größte Fjordsystem der Erde, den Scoresby-Sund – das Ziel meiner Reise.
In Island gehe ich an Bord der PLANCIUS. Ein ganzer Seetag lässt mich den Alltag vergessen und erinnert mich daran, dass vor gar nicht allzu langer Zeit diese Reise nur wenigen Menschen vorbehalten war. Wie komfortabel habe ich es da – fantastische Mahlzeiten, eine geheizte Kabine mit herrlichem Ausblick auf das Meer und Panoramablick aus der gemütlichen Lounge heraus oder von den Außendecks…
Ab der Einfahrt in den Scoresby-Sund komme ich dann aus dem Staunen nicht mehr heraus. Hier sind die Eisberge so riesig wie größere Mehrfamilien-Häuser, aber nicht minder beeindruckend zeigen sich die umgebenden Felswände. Sie ändern in den nächsten Tagen immer wieder ihr Gesicht – mal sind es sanft gerundete, vom Neuschnee überzuckerte Kuppen, mal ist es tief zerfurchter, im Sonnenschein tiefdunkelroter Sandstein, und dann wieder sind es schroffe, weit über 1000 m in den Himmel ragende Felsnadeln, die sich in ihrer Schönheit mit den berühmten Gipfel Patagoniens messen können. Wir unternehmen ausgedehnte Wanderungen durch die herbstlich bunt gefärbte Tundra. Zwergbirken und Beerensträucher, alle kaum höher als wenige Zentimeter, tragen ein farbenfrohes Herbstkleid. Der Kontrast zu den umliegenden Bergen, dem blauen Himmel und weißem Eis könnte größer kaum sein!
Beim Besuch des Eisberg-Friedhofes bei Røde Ø erschließt sich, warum das kleine Eiland „rote Insel“ genannt wird – dunkelroter Stein, wohin man blickt. Hier sind hunderte Eisberge auf Grund gelaufen. Von schneeweiß über hellgrau bis schwarz, von pastellblau über himmelblau bis neontürkis reicht die Palette der Farben. Nicht weniger vielfältig sind die Formen: filigrane Eisberge mit gewaltigen Torbögen darin, einen Eisberg, der von Wasser und Wind in die Form eines Kirchenschiffes geschliffen wurde, himmelhohe Türme und klitzekleine, spiegelklare Eisbrocken. Einen Nachmittag verbringe ich auf ganz besondere Weise auf dem Wasser des Scoresby-Sunds: im Kajak. Es herrscht völlige Windstille. Jeder genießt diese Minuten der (inneren) Ruhe, die man bei uns in dieser Form nirgends mehr erleben kann.
Am letzten Tag im Scoresby-Sund erreichen wir die kleine Inuit-Siedlung Ittoqqortoormiit. Der Besuch stimmt uns auf die Rückkehr in die Zivilisation ein – in der kleinen Siedlung gibt es eine Wetterstation, eine Kirche, einen winzigen Supermarkt und ein paar Häuser, Schlittenhunde, Schneemobile und Quads. Natürlich möchte ich nicht die faszinierendste Farbe dieser Reise verschweigen: hellgrün. Zwei Nächte lang konnten wir die faszinierenden Nordlichter über dem Schiff ausgiebig beobachten… Auf dem Rückweg nach Island findet die Reise der Superlative einen krönenden Abschluss: Eine Gruppe von mind. 50-70 Delfinen taucht ganz in der Nähe auf und im Akureyri-Fjord tummeln sich rund ums Schiff unzählige Wale, vor allem Buckel- und Zwergwale.
Ihre Livia Sloma,
Abteilungsleitung Verkauf Europa, Expeditionskreuzfahrten & Nordamerika
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