Stadtmauer von Xian
Pudong in Shanghai
eine der Schluchten des Yangtze
mit dem Himmelszug durch die tibetische Hochebene

Reisebericht

China – Das „Reich der Mitte“ ist vielfältig und voller Überraschungen

Annemarie Enk, 28.12.2018

Liebe Reisegäste,

so hoch oben auf dem längsten Bauwerk der Welt pustet der Wind einem die Haare wild ums Gesicht. Hier stehe ich nun und blicke der Chinesischen Mauer hinterher, bis sie sich hinterm Horizont verliert. Die Standhaftigkeit, mit der sie sich durch das massive Gebirge schlängelt, ist wohl bezeichnend für die Jahrtausende alte Geschichte Chinas. Es hat schon viele große Dynastien kommen und gehen sehen und mit ihr tiefgreifende kulturelle Einschnitte. Hinter uns liegt eine 2 ½-wöchige Reise durch China und Tibet voller unvergesslicher Eindrücke, die aber doch nur einen Bruchteil dessen wiedergeben, was das riesige „Reich der Mitte“ alles bereithält.

Angefangen hat die etwa 8000 km lange Tour in Shanghai. Die moderne Metropole wirkt trotz Wolkenkratzer, buntem Nachtleben und knapp 25 Mio. Einwohner aufgeräumt und gelassen. Unser Highlight dort ist die Shanghai Acrobatic Show, bei der wir aus dem Staunen nicht mehr rauskommen.

Mit rasanten 250 km/h im Schnellzug geht es weiter zum Jangtsekiang, der mit 6380 km der längste Fluss Chinas ist. Drei Tage fahren wir gemütlich stromaufwärts durch die drei Schluchten, welche erst durch den gigantischen Staudamm passierbar wurden, vorbei an hunderte Meter hohen, steilen Felswänden, längst vergessenen Städten und verträumten Seitentälern. China hat nicht nur Megametropolen zu bieten, sondern auch unvergessliche Landschaften!

Wieder festen Boden unter den Füßen. Nach einem Besuch der Pandaaufzuchtstation in Chengdu steigen wir ins Flugzeug und werden mit der Aussicht über das tibetische Hochplateau belohnt – sogar die Riesen des Himalayahauptkamms kann man in weiter Ferne erkennen. Den restlichen Tag in Lhasa werden wir alle von Kopfschmerzen geplagt und lassen es langsam angehen – der plötzliche Anstieg auf über 3600 m Höhe macht sich doch bemerkbar.

Tatsächlich habe ich mich dem Himmel noch nirgendwo näher gefühlt als in Tibet, was sicher nicht nur an der Höhe, sondern auch an der tiefen Verbundenheit zum Buddhismus liegt. In unserer kurzen Zeit in Lhasa besichtigen wir einige der wichtigsten Heiligtümer der Tibeter – allen voran den Potala-Palast, der über 14 Generationen Regierungssitz der Dalai Lamas war, bis das bisher souveräne Tibet zum Staatsgebiet Chinas erklärt wurde. Was ich in dieser Zeit alles über den Buddhismus lerne, lässt sich eigentlich nur so beschreiben: Ich weiß jetzt, was ich alles nicht weiß – zumindest über die lange Geschichte des Buddhismus.

Eine Wanderung führt uns nach dem Frühstück am vorletzten Tag zu einer schönen Aussicht, von der aus wir das Treiben in Lhasa einmal aus der Ferne beobachten können.

Mit dem Himmelszug gehts weiter über das tibetische Hochplateau – ein Highlight auf das wir uns alle gefreut haben. Die Kontrolle beim „Boarding“ des Zugs ist strenger als am Flughafen – niemand aus unserer Reisegruppe besitzt danach noch ein Deospray, Haarspray oder eine Nagelschere. Dafür werden wir kurze Zeit später mit einem unvergesslichen Ausblick auf die Landschaft entschädigt, als der Zug auf teilweise über 5000 m durch die Weite zieht.

Wir kommen 33 Stunden später in Xian an. Bei einer gemütlichen Radtour auf der Altstadtmauer können wir uns einen Überblick über die Stadt verschaffen. Am nächsten Tag wartet schon der nächste Höhepunkt – wir treffen die 7000 lebensgroßen Soldaten der Terrakotta-Armee, die noch immer das Mausoleum des Kaisers Qin Shihuangdis bewachen.

Die letzte Station der Reise ist die Kaiserstadt Peking, die noch voller Geschichte und voller Mao steckt. Am Abend wage ich mich in die Pekinger U-Bahn und bin überrascht, wie einfach alles zu benutzen ist – auch ohne chinesische Sprachkenntnisse. Und wenn man nicht weiter weiß, helfen die Pekinger auch gern. Unseren Besuch rundet eine Wanderung auf einem noch original erhaltenen Abschnitt der Großen Mauer ab.

Nach dieser Reise ist China für mich ein dickes, spannendes und andersartiges Buch, von dem ich nun einige, einprägsame Seiten aufgeschlagen habe und von dem ich noch mehr lesen möchte.

Nǐ hǎo China!

Eure Annemarie Enk, Team Himalaya

Potala Palast in Lhasa
Terrakotta-Armee in Xian