Rast im Schatten einer Palme
Unterkunft unterwegs
Wüste
Weite, trockene Landschaft

Reisebericht

Äthiopien • Djibouti – Expeditionsreise in das Afar-Dreieck

Gertrud Kiermeier, 30.01.2020

Um in die Wüste Danakil zu kommen, fahren wir von Addis über Nazreth ins Rift Valley und an den Awashfluss – einen der längsten Flüsse Äthiopiens, ganzjährig wasserführend und Lebensader für viele Menschen. Unsere erste Station ist der Awash Nationalpark. Der sonst sehr trocken wirkende Park ist mit einem grünen Grasflaum überzogen – eine Folge der jüngsten, jahreszeitlich nicht mehr erwarteten Regenfälle. Leider sieht man damit auch die schon stark dezimierten Wildtiere noch weniger, dafür riesige Ziegen-, Schaf- und Kuhherden, die ebenfalls durch den Park ziehen. Ein ewiger Kampf zwischen Wild- und Viehhüter; was in anderen Regionen schon dazu geführt hat, dass Parks wieder aufgegeben wurden. Wir sehen dennoch Krokodile, Riesenschildkröten, Oryx-Antilope, Warzenschweine, Dikdiks und verschiedene Vögel. Und eine Teilnehmerin hatte des Nächtens sogar eine Maus in ihrem Abfalleimer – sicher nicht selten in den einfachen aber geschmackvollen Hütten der Lodge.

Die weitere Fahrt führt uns entlang des Höhenzugs der Achmar-Berge durch bunte belebte Dörfer, einer großen aber friedlichen Demonstration, vorbei an alten und neuen Bahngleisen, und – je weiter östlich wir kommen – an Khatfeldern, dem einträglichen Wirtschaftsgut der Region. Khat, der Stoff, der belebt und lähmt gleichzeitig, der einen hohen Preis auf dem internationalen Markt erzielt und der andererseits die zur Ernährung notwendigen Getreidefelder verdrängt.

Zum Sonnenuntergang erreichen wir Harar und ziehen auch gleich wieder los zur legendären Hyänenfütterung vor den Toren der Stadt. Seit Generationen hat man gelernt mit den Hyänen zu leben. Mehrere Familien füttern sie tagtäglich – ob Touristen kommen oder nicht. Der Ruf der Hyänen ist viel schlechter als sie hier im Scheinwerferlicht der Autos wirken. Mit ihren braunschwarzen Tüpfelchen sehen sie schön aus. Und wer sich traut, sie mit einem auf einem Stöckchen aufgespießten Fleischbrocken zu füttern, fühlt vielleicht sogar ihr weiches Fell. Ihre Zähne und das Knacken, wenn sie die aus der Metzgerei die mit Knochen versehenen Fleischabfälle fressen, lassen nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie keine Kuscheltiere sind.

Danach verlassen wir die Berge für fast den Rest unserer Reise und fahren in Serpentinen nach Dire Dawa hinab. Gegründet mit dem Bau der Eisenbahnlinie vor gut 120 Jahren ist sie heute eine lebhafte, moderne Stadt. Noch hat der alte Bahnhof davon nichts mitbekommen. Aber da die neuen Gleise nun nicht mehr nur für den Waren – sondern auch Personenverkehr auf der Strecke Addis Abeba – Djibouti – geöffnet wird, könnte sich das bald ändern. Die Grenzüberquerung von Äthiopien nach Djibouti – von vielen gefürchtet, weil sie oft lange dauert und alles durchsucht wird – haben wir schnell hinter uns. Selbst der für die Überprüfung der Gelbfieberimpfung zuständige Arzt verzichtet auf die Sichtung der Impfpässe zugunsten einer Khatrunde mit den Polizei- und Zollkollegen.

Noch bei Tageslicht erreichen wir Tadjoura – vorbei an einer mit Wasser gefüllten Salzebene, vulkanisch schwarzer Landschaft, herrlicher Aussichten auf den Golf von Ghoubet und Tadjoura, Tuffsteinvulkankegeln im Meer – und der „verlorenen Jugend Afrikas“. Entlang der gesamten Strecke von der Grenze bis Tadjoura gehen an der Straße, meist in Gruppen von 3 bis 5, Jugendliche in unsere Richtung – nur mit dem, was sie am Leib tragen, manchmal eine Wasserflasche, vielleicht noch ein Beutel. Sie, die meisten aus Äthiopien, haben sich aufgemacht, um über Djibouti und den Jemen in Saudiarabien ihr Glück zu versuchen in der Hoffnung dort weniger Armut und Elend zu erwarten. Ein nicht von großem Erfolg gekröntes Vorhaben: Sollten sie den langen Fußmarsch, den Hunger und Durst überstehen und nicht bei der Überfahrt ertrinken, erwarten sie in Saudi-Arabien keine gut bezahlten Jobs oder ein Willkommen. Viele von ihnen stranden in Tadjoura und warten auf Jobs, auf Geld und die Überfahrt. Es bleibt ein trauriger Geschmack beim Anblick dieser jungen Menschen.

Trotz Regentropfen am nächsten Morgen können wir das Flusstal zum Bankaoule-Wasserfall gefahrlos queren und entlang fahren und bis zum Wasserfall wandern. Die Besichtigung der fruchtbaren Gärten allerdings muss entfallen: Die vergangenen starken Regenfälle haben fast alle zerstört. Der Großteil der Dorfbewohner ist vorübergehend nach Tadjoura gezogen.

Der nächste Tag gehört dem 40 Jahre jungen Vulkan Ardoukouba und dem tiefsten Punkt Afrikas am Lake Assal mit über 150 Metern unter dem Meeresspiegel. Am Nachmittag fahren wir auf Piste durch schöne Wüstenlandschaft bis zum Lake Abbe mit seinen Kalkkaminen, die für einen der „Planet der Affen“ Filme als Kulisse diente. Noch immer ist der Untergrund vulkanisch aktiv, lässt kochend heißes Wasser an die Oberfläche sprudeln, bildet weiter Kalkkamine.

Nach dem Weg zurück über die Wüste kommt ein schreckliches Stück Weg: 100 km Restteer- und Staubstraße mit extrem hohem LKW-Aufkommen. Denn hier wird praktisch fast alles, was über den Hafen in Djibouti ankommt, nach Äthiopien transportiert. Wir brauchen 4 Stunden für diese – Auto, Fahrer und Gäste – zermürbende Fahrt. Aber auch hier ist ein Ende in Sicht. Gibt es dich ganz neu eine asphaltierte direkte Verbindung von Tadjoura nach Äthiopien. Auf äthiopischem Asphalt sind die Strapazen bald vergessen und wir erreichen Semera, die neue Hauptstadt der Afar. Erste Attraktion sind die neuen Dampfquellen von Dubti. Auch hier ist vulkanische Tätigkeit die Ursache für z.T. kochend heiße Wasser- und Schlammquellen am Boden, eingerahmt von zarten frischen Akazien und dahinter die Wüste.

Auf der nun folgenden Fahrt in den Norden geht es durch einsame, trockene, felsige Vulkanwüste. Wir passieren Orte mit Namen wie Selsa für 60. Mangels Idee oder warum auch immer hat man einfach die Entfernung zur nächsten großen Kreuzung genommen.

Die nächste Nacht verbringen wir direkt an einem See, dem salzigen Lake Afdera. Zum Abwaschen und schläfrig werden legen wir uns in eine der vielen heißen Süsswasserpools, die den See umgeben und schlafen sehr bald ein unter Sternenhimmel und „Meeresbrise“. Und dann geht es zum Erta Ale, nicht ohne eine weitere Genehmigung einzuholen und begleitende Polizisten und Guides mitzunehmen. Etwas getrübt wird die Vorfreude auf den aktiven Vulkan durch den seit Wochen eingerichteten illegalen Checkpoint mit Wegezoll. Langes Verhandeln ist angesagt, bevor wir uns den rauchenden Berg, dem „Erta Ale“ weiter nähern können. Das Basiscamp liegt 2 Stunden Fußweg unterhalb des Kraterrandes. Bis zum Camp können wir mit Autos auf einer inzwischen geschobenen Piste fahren. Der weitere Weg ist technisch nicht schwierig, anstrengend ist die Hitze. Wir gehen erst gegen 17.00 Uhr bei 34 Grad Celsius los und erreichen noch vor Dunkelheit den äußeren Kraterrand mit seinen Übernachtungshütten.

Der Vulkan ist uns wohlgesonnen. Wir finden eine Stelle, von der aus wir seine 4 Öffnungen in der schwarzen Lavadecke sehen können. Giftige und schmerzende Rauchschwaden treffen uns fast gar nicht. Vor dem Morgengrauen besuchen wir den Schlund noch einmal und warten dann am Außenkrater auf den Sonnenaufgang. Zufrieden und müde steigen wir zum Frühstück im Basislager ab. Der eigentliche Höhepunkt liegt noch vor uns – der nach einer heißen Wüstenfahrt im Norden liegende Dallol-Krater. Von der Ferne ein unscheinbares Hügelchen von 30 Metern Höhe auf dem sonst flachen über 100 Meter unterm Meeresspiegel liegenden Salzsee, aus der Nähe in seinem Krater ein Formen- und Farbenparadies ohnegleichen. Man kann sich kaum satt sehen und glaubt immer neue und schönere Formen zu finden.

Auf der gleichen Salzfläche besuchen wir noch die Salzarbeiter, die in archaischer Weise Salzblöcke aus der Seeoberfläche stemmen und für den Transport auf Kamelen oder Lastwagen vorbereiten. Auf Fahrzeugen werden die Platten mittlerweile schneller und günstiger befördert, sodass die Salzkarawanen hier dem Untergang geweiht sind. Auch wir sehen keine Kamele beim Beladen. Lediglich später um Hochland treffen wir auf eine kleine Gruppe Salz transportierender Kamele auf den Weg nach Mekele.

Nun geht es wieder bergan. Es wird kühl. Die Hitze und die Tiefe der Danakil sind vorbei. Am nächsten Tag geht es nach Addis Abeba zurück und von dort nach Hause mit vielerlei Eindrücken und Erlebnissen.

Januar 2020/Gerti Kiermeier

Straße
Sonnenaufgang über den Kalksteinkaminen
Wanderung in der Schlucht
Sanitäranlagen unterwegs
Menschen mit ihren Rindern
Rinder an der Tränke
Rinder am See
Felslandschaft
Sonnenuntergang
Steinwüste
Erstarrte Lava
Weite Landschaft mit Vulkangestein
Vulkanische Landschaft
Vulkanische Landschaft
Rast am Straßenrand
Fahrzeug in der Schlucht
Sanddünen
Dromedare in der Wüste