Fast immer 30 °C im Schatten, lebensfrohe Menschen überall, täglich wechselnde Natur- und Kultureindrücke – Kuba bietet all das, weshalb man im November Deutschland den Rücken kehren sollte.
Havanna: von einer fahrt mit Cabrios bis hin zum Rum-Museum
Wir waren eine tolle Reisegruppe: sieben Damen und ein Herr. Dazu ein perfekter Busfahrer, der uns all die Tage sicher und charmant quer durch Kuba fuhr, für uns Orangen am Straßenrand kaufte und sogar Hühnchen für uns zubereitete, während wir zum Wasserfall wanderten. Dazu ein sehr aktiver Reiseleiter mit guten Deutschkenntnissen, erworben zu DDR-Zeiten als Arbeiter im Rostocker Hafen. Uns verband also ein Stück gemeinsam erlebte DDR-Geschichte.
Gleich am ersten Tag erkundeten wir Havanna im Schnelldurchlauf: Stadtrundfahrt, Bummel durch die Altstadt, Besuch des Rum-Museums, natürlich mit Verkostung, abendliche Fahrt in Cabrios den Malecon entlang, landestypisches Abendessen in einem Gartenlokal mit Gemüse- und Kräutergarten auf dem Dach des Hauses. Schließlich noch mitreißende Musik bei der Tropicana Show. Mehr ging nicht an einem Tag – wir wären gern noch zwei bis drei Tage länger in Havanna geblieben.
Wanderung zum Wasserfall und Besuch einer Tabakplantage
Die Reise ging weiter ins Viñales-Tal, in die Provinz Pinar del Rio, wo wir endlich in Kubas Natur eintauchen konnten. Eine Wanderung zum Wasserfall, der Besuch von Kubas größtem und sehr gepflegten Orchideengarten, sowie der Indianerhöhle Cueva del Indio, vor der uns Indianer mit gewöhnungsbedürftigen Baumratten erwarteten. Beeindruckend war die in den 1960er Jahren, von Gonzales Morillo und Einheimischen geschaffene Felsmalerei (120 x 180 m), die die Geschichte der Ureinwohner Kubas darstellt. Natürlich durfte in dieser Region der Besuch einer Tabakplantage nicht fehlen, wo man selbst Zigarren drehen und rauchen konnte.
Über die Insel gen Westen
In den nächsten Tagen ging es westwärts. Bei einem Stopp in der Schweinebucht konnten wir das erste Mal herrlich baden und dabei der erfolgreichen Niederschlagung des Angriffs von Exilkubanern und Amerikanern 1961 durch Fidel Castro gedenken. In Cienfuegos besuchten wir bei einem Stadtrundgang das berühmte Teatro Terry, wo einst Caruso sang. Im Naturschutzgebiet um die Laguna Guanaroca konnten wir in fast völliger Einsamkeit auf kleinen Booten Flamingos und anderes Getier beobachten. Diese Stille tat uns allen sehr gut. Typisch kubanisch-koloniales Flair empfing uns in der UNESCO Weltkulturerbe-Stadt Trinidad. Wie schon vorher, wohnten wir in einer Casa Particular, einer Privatunterkunft mitten in der Altstadt und mitten unter den kubanischen Familien. Das Frühstück wurde auf der Terrasse vorbereitet und war immer einfach, reichlich und stets liebevoll zurechtgemacht. Viel Obst und Eier von den meist eigenen Hühnern standen immer auf dem Speiseplan. Von einer Dachterrasse konnten wir die Altstadt überblicken und den Sonnenuntergang über Trinidad beobachten. Abends begann das Leben in der alten, farbenfrohen Kolonialstadt mit Musik auf allen Plätzen und in allen Restaurants, sowie Mojitos ohne Ende.
Eine Katamaran-Fahrt zu Paradies Cayo Blanco
Der nächste Tag bot ausgiebige Entspannung bei einer wundervollen Katamaran-Fahrt zum Inselparadies Cayo Blanco. Man konnte tauchen oder sich an diesem völlig einsamen Inselstrand einfach nur sonnen und abkühlen. Mittags wurde das Essen extra für uns in einem kleinen Holzhaus zubereitet, das wir allerdings vor sehr zutraulichen Leguanen verteidigen mussten – wir waren schließlich in IHR Inselparadies eingedrungen. Auf der Weiterfahrt nach Camagüey sahen wir im Valle de los ingenios endlose Zuckerrohrplantagen und überblickten das grüne Tal vom siebenstöckigen Torre de Iznaga aus, einem 1860 erbauten Aussichtsturm zur Überwachung der in den Zuckerrohrplantagen arbeitenden Sklaven. Camagüey erkundeten wir mit Fahrradtaxis. Am darauffolgenden Tag fuhren wir mit kleinen Pferdekutschen durch die Stadt Bayamo. Diese umweltfreundliche Fortbewegung machte den besonderen Charme Kubas aus. Auf Highspeed trifft man hier vergebens. Dementsprechend ist die Mentalität der Kubaner: man nimmt sich Zeit, zu leben und für das Miteinander.
In Bayamo fanden wir für die Mittagspause ein tolles, rustikales Restaurant. Dank der ungeheuren Flexibilität, Risikofreude und dem Organisationstalent unserer beiden Reisebegleiter hatten wir uns für dieses Lokal entschieden, nachdem das im Reiseplan vorgesehene und bestellte Großrestaurant völlig überfordert war.
Auch das ist ein Positiv-Punkt bei allen DIAMIR-Reisen: Wünsche der Gäste zu erfüllen, wann und wo immer das möglich ist.
Santiago de Cuba
Nächstes Ziel: Santiago de Cuba. Hier hatten wir zum Glück mehr Zeit als in Havanna, um in die Stadt einzutauchen und die abendliche spontane Salsamusik in den Straßen zu genießen. Bei ausgiebigen Spaziergängen besuchten wir die Festung El Morro und das älteste Haus der Stadt, die Casa Diego Velazquez, ca. 1530 erbaut und prächtig restauriert. In der weltberühmten Moncada-Kaserne erfuhren wir eindrucksvolle Details zum Datum 26.7.1953, dem Tag, an dem eine Gruppe junger Revolutionäre unter dem damals 26-jährigen Rechtsanwalt Fidel Castro die Kaserne zu stürmen versuchte und scheiterte. Ein Besuch der Grabstätte Fidels auf dem Friedhof Santiagos unter Hunderten Kubanern und Touristen zeigte uns, wie tief Fidel noch heute im Volk verehrt wird. Schulklassen kamen sehr diszipliniert und mit Rosen in den Händen zu Fidels Grabstätte.
Zuckerrohrplantagen, Obstbäumen und Palmen
Am nächsten Tag erlebten wir zwischen Zuckerrohrplantagen, Obstbäumen und Palmen im kleinen Ort Biran die Jugendzeit Fidels hautnah. Das Geburtshaus von Fidel und seinem Bruder Raul Castro, die Finca Manacas, war das Zentrum der großen Zuckerrohrplantage, die sein Vater mit 200 Angestellten bewirtschaftete. 1926 hier geboren, besuchte Fidel die Grundschule vor Ort, die für die Kinder der Zuckerrohrarbeiter eigens errichtet wurde. Hier lernte er schreiben, lesen und rechnen.
Es war schon ein sonderbar-ehrfürchtiges Gefühl, diese historischen Orte erleben zu können. Die Finca Manacas besteht aus mehreren Wohn- und Wirtschaftsgebäuden, ist weitestgehend original möbliert und heute zu einem Wallfahrtsort für alle geworden, die Kuba besuchen.
Nationalpark Pinares de Mayari
Ein weiteres Naturschauspiel erwartete uns im Nationalpark Pinares de Mayari, wo wir in rustikalen Holzhäusern mitten in den Pinienwäldern übernachteten. Morgens weckte uns laut krähend der Hahn, der nicht wusste, dass wir in dieser herrlichen Natur endlich einmal ausschlafen wollten. Auf einer ziemlich schweißtreibenden Wanderung zum 300 m tief fallenden Wasserfall Salto de Guayab erklärte uns der regionale Guide die Tier- und Pflanzenwelt dieses größten zusammenhängenden Kiefernwaldes Kubas und schärfte unseren Blick für viele seltene Pflanzen am Wegesrand. Als wir nach fast drei Stunden Abstieg zum und Aufstieg vom Wasserfall ziemlich geschafft am Ausgangspunkt ankamen, hatte unser toller Busfahrer in der Küche mitgeholfen und für uns wunderbare Hühnchen mir Reis und vielen Früchten zubereitet. Da waren alle Strapazen vergessen.
Entspannte Tage am strand von Guardalavaca
Den Abschluss bildeten fast zwei Tage am Traumstrand von Guardalavaca, wo man herrlich entspannen, Sonne genießen und nach Herzenslust baden konnte. Die Hotelanlage des All Inclusive Hotels Brisas Guardalavaca war riesig. Ein wunderschönes Abendessen mit toll singendem Kellner – extra für uns – rundete diesen traumhaften Karibikurlaub ab.
Rückblick und Fazit
Wir haben viel Interessante und vor allem Liebenswertes von Kuba und seinen Bewohnern erfahren. Unsere Reisegruppe bestand aus viel gereisten Menschen, die sich im Laufe der Jahre die nötige Toleranz angeeignet hatten, mit der man Lebensgewohnheiten und Traditionen anderer Länder akzeptieren muss, wenn man sie bereist. So hatten wir auch immer Verständnis und Hochachtung für die Kubaner, die ihr einfaches Leben mit soviel Zuversicht und Lebensfreude meistern und noch immer ihre Idole Fidel Castro und Che Guevara zutiefst verehren. Es hat uns an nichts gefehlt. Hotels und Casas Particulares waren sauber und modern ausgestattet. Das Essen war immer hygienisch einwandfrei, ausreichend und mit Reis, Früchten, Hühnchen, Rindfleisch, sowie Ei-Varianten abwechslungsreich gestaltet. Unbedingt zu erwähnen sind die täglichen, eisgekühlten Cocktails mit dem obligatorischen Rum.
Wir haben ein Land mit weitestgehend glücklichen und zufriedenen Menschen erlebt, denen es von der Bildung bis zum Gesundheitswesen an nichts fehlt, weil der Staat für alles aufkommt. Und: in dem es keine zivilisationsbedingten Müllberge gibt.
Es war ein bisschen wie Schwelgen in alten DDR-Zeiten.
Wer sich dieses Feeling noch einmal leisten möchte – dem sei Kuba wie es jetzt noch ist, sehr zu empfehlen.
Ich danke DIAMIR ganz herzlich für die, wie immer perfekte Organisation dieser Reise und dem uns begleitenden Reiseleiter sowie unserem zuverlässigen Busfahrer und Hobby-Koch. Auf dieser Reise wurden wir zusätzliche von Violeta begleitet, die für DIAMIR vor allem Reisen in Südamerika organisiert. Sie hat mit ihrer Lebensfreude, ihrem Organisationstalent und ihren Sprachkenntnissen diese Reise ungeheuer bereichert. Wir waren am Schluss wie eine große Familie.