Am Nachmittag entdecken wir Spuren eines weiteren Tigers an anderer, weit entfernter Stelle. Zum Glück sind die vielen Rhinozerosse leichter zu erspähen.
Zum Aussichtsgipfel Poon Hill
„Es geht los!“, aufgeregt hämmere ich an die Zimmertüren der Reiseteilnehmer. Kurz vor sechs Uhr, eine kleine Lodge in Tadapani, einem winzigen Platz tief in den Rhododendronwäldern des Annapurna Nationalparks. Erstmals seit zwei Tagen erlaubt das Wetter einen Blick auf die majestätischen Himalayagipfel über dem Modi Khola. Zum Glück müssen wir nur wenige Meter gehen, um einen idealen Aussichtsort zu erreichen. Es ist immer wieder ein erhabener Moment die filigranen Fels-und Eisgrate über den dampfenden Urwäldern zu erblicken. Schnell gewinnen die Schatten der Wälder in der aufgehenden Sonne an Kontur, leuchten unzählige Magnolien-und Rhododendronblüten im ersten Sonnenlicht. Da muss das Frühstück warten! Auf den ersten Metern unserer heutigen Etappe nach Gorepani hält uns immer wieder märchenhaftes Licht auf: Leichter Nebel zieht durch verfilzten Urwald, wie Scheinwerfer bahnen sich Sonnenstrahlen ihren Weg durch die Baumkronen. Zum Glück hält das Wetter auch am nächsten Morgen, um am Poon Hill in über 3200 Metern Höhe einen weiteren Tagesanbruch zu bestaunen. Zwischen zwei Achttausender, dem Dhaulagiri und der Annapurna, klafft die tiefe Schlucht des Kali Gandaki, hinter den braunen Gipfeln der Dhampusregion erahnt man bereits das tibetische Hochland. Ein Ort für weitere Reiseträume, nun, muss es beim Träumen bleiben?
Im Chitwan-Nationalpark
„Tiger, Tiger“, ich glaube in diesen Sekunden würde unser Wildlifeguide am liebsten seine Freude herausschreien, aber es bleibt beim hektischen Flüstern. Wir folgen mit unseren Augen seinem nervös hin und her zuckenden Zeigefinger. Ja, tatsächlich, sicher gut 200 Meter entfernt steht der König der Wälder an einem Nebenarm des Trisuli Flusses. Wittert er uns etwa? Er blickt in unsere Richtung und taucht kurze Zeit später im dichten Elefantengras unter. Wir verharren noch lange, aber die Begegnung bleibt wie ein Traum zurück. Am Nachmittag entdecken wir Spuren eines weiteren Tigers an anderer, weit entfernter Stelle. Zum Glück sind die vielen Rhinozerosse leichter zu erspähen. Ob im Wald, oder in Wasserlöchern badend, kein Problem. Zudem können wir uns an Languren, Hirschen, Antilopen und Krokodilen sattsehen. Ausgangspunkt ist die am Rande des Nationalparks gelegene Tiger Tops Tharu Lodge, die hervorragende Unterkunft und Verpflegung bietet.
Ein Frühling in Orange in Thimi
Wie soll man etwas beschreiben, das nahezu unbeschreiblich ist? Ich könnte über trommelfellbebende Trommeln und Blechinstrumente erzählen, von in Ektase versunkenen Trägern göttlicher Sänften. Oder vom Gefühl, wenn man gerade das Gesicht mit orangenem Farbpulver verschmiert bekommt und der „Täter“ einem breitgrinsend „happy new year“ wünscht. Das einstmals weiße T-Shirt strahlt auch in knalligem Orange, die Kamera steckt in einem dichten Plastikbeutel, auf dem Chip sind Hunderte Aufnahmen eines unfassbaren Neujahrsfestes der Newar-Bevölkerung. Später wird man daheim die Bilder anschauen und zweifeln: War ich wirklich bei diesem Farbexzess dabei, mittendrin? Wäre doch jammerschade wenn alles nur immer ein Traum wäre. Aber vieles kann auch zur Wirklichkeit werden, weit ist es nicht bis Nepal.