Grönland – zwischen Eisbergen und Inuit – ein Erfahrungsbericht
Eine Reise in die arktische Wildnis
So nah wie wir dort den Eisbergen kamen (man konnte sie sogar anfassen), kommt man den Eisbergen wohl nirgends.
Verzögerung, Umplanung, die erste Wanderung und dann riesige Eisberge
Wer viele Eisberge, das Inlandseis und die Fjord- und Berglandschaft Südgrönlands sehen möchte, ist hier genau richtig! Ich habe diese Reise im Juli 2022 genau deshalb gebucht und wurde nicht enttäuscht.
Unsere Grönlandreise verzögerte sich aufgrund von Flugstreichungen zunächst um einen Tag. Dies kommt aufgrund schlechten Flugwetters oder Problemen bei der Airline wohl manchmal vor. Die Airline kümmerte sich allerdings um einen schnellstmöglichen Ersatzflug und das durchführende Reiseunternehmen stellte das Programm so um, dass wir alle Wanderungen und Sehenswürdigkeiten machen konnten. Unser erster Stopp beinhaltete das Tal der 1000 Blumen. Dort wanderten wir durch ein beeindruckendes, von einem Gletscher geschaffenes Tal vorbei an zahlreichen Wasserfällen zum Gletscher Kiattut hinauf. Der Blick auf den Gletscher mit anschließendem Picknick war nur eins der vielen Highlights auf dieser Wanderung. Der Abstieg ging vorbei an zahlreichen Seen und vielen verschiedenen Blumenarten. Unser Guide punktete dabei mit seinem Wissen über Flora und Fauna. Mit etwas Glück hatten wir dort auch noch Schafe gesehen.
Mit dem Zodiacboot ging es für uns über den Fjord hinüber – vorbei an den ersten Eisbergen – in das Leif Ericson Hostel im niedlichen Ort Qassiarsuk. Man sollte für die Übernachtungen in den Unterkünften auf jeden Fall Ohropax einpacken, da die Schlafräume teilweise mit den anderen Teilnehmern geteilt wurden und dann doch die ein oder andere Schnarchnase dabei war. Am nächsten Morgen ging es über eine Wanderroute vorbei an zahlreichen Schafen und grünen Wiesen zum Sermilik-Fjord zum Kajakfahren. Das Kajakfahren sollte man auf keinen Fall verpassen! Ich hatte noch keine Paddelerfahrung, aber das macht gar nichts. Der Guide erklärt zuvor im Trockenen und dann wird in der Bucht geübt. So nah wie wir dort den Eisbergen kamen (man konnte sie sogar anfassen), kommt man den Eisbergen wohl nirgends. Und was nicht zu vergessen ist: Es gibt in dieser Bucht tausende von Eisbergen auf sehr engem Raum! Sowas kennt man nur aus dem TV. Im strömenden Regen ging es dann zurück in die Unterkunft. Insgesamt gilt für Grönland, dass man am besten zusätzlich einen Regenponcho einpacken sollte. Denn regnet es, dann in Strömen.
Mit dem Zodiac zu Wasser und zu Fuß durch den Gletscher
Am nächsten Morgen ging es für uns auf die erste längere Zodiacfahrt nach Camp Qaleraliq. Die Bootsfahrten sind dank der Polarparka angenehm und für Frostbeulen aushaltbar. Man sollte auf jeden Fall wasserfeste Handschuhe und eine dicke Mütze einpacken, da es bei Nebel am Morgen oder Regen relativ kalt werden kann. Das Camp liegt gegenüber vom Inlandseis, wobei hier allein der Anblick der absolute Wahnsinn ist. Am Fjord trinken häufig die Rentiere und bei Ebbe strandeten dort die Eisberge. Das Camp besteht aus kuppelförmigen Zelten. Man schläft im Zelt auf einer Prigge, eine aufblasbare Isomatte empfehlt sich hier schon. Ohne ging es bei mir auch. Nach der Ankunft ging es für uns noch zum Taseruatsiuaqsee. Vorbei an den Endmoränen, die aufgrund der hohen Sanddünen eher einer Wüste gleichen, ging es zum See und dem Aussichtspunkt. Von dort aus konnte man über die wunderschöne Eiskappe blicken. Unterwegs hatten wir das Glück Schneeperlhühner, verschiedene Pilze und eine große Rentierherde zu sehen. Beim Rückweg durften wir dann über die Sanddünen hinunterrutschen. Insgesamt sind alle Wanderungen, die hier durchgeführt wurden, für Personen mit einer guten Kondition machbar. Man sollte am besten ein zweites Paar Wanderstiefel mitnehmen, da die Schuhe beim Überqueren von Flüssen nass werden können und das Trocknen bei den kalten Temperaturen eher schwieriger ist.
Am nächsten Morgen sind wir mit dem Zodiacboot direkt an die Eiskliffe vom Inlandseis gefahren und konnten dort -aus nächster Nähe- beobachten, wie das Eis in den Fjord stürzte! Im Anschluss ging es dann noch auf eine kleinere Wanderung über das Inlandseis mit gestellten Spikes. Für mich war es die erste Gletscherwanderung und es hat mir unfassbar viel Spaß gemacht. Unser Guide hat uns beim Anziehen und „Laufen lernen“ unterstützt. Dabei habe ich mich vorbei an Gletscherspalten und Eishöhlen immer sicher gefühlt. Insgesamt ein weiteres Highlight der Reise, dass allerdings nur ein oder zwei Stunden dauerte. Im Camp Qaleraliq hatten wir das Glück das Inlandseis bei strahlendem Sonnenschein, Nebel und während Wolkenbedeckung zu sehen. Das Eis hatte immer eine andere Farbe und man konnte das Eis donnern und knacken hören. Ein einmaliges Erlebnis!
Besuch der Stadt Narsaq
Am nächsten Morgen wurden wir aus dem Camp abgeholt und es ging in die erste Stadt namens Narsaq. Die vielen bunten Häuser und der Hafen mit den zahlreichen Eisbergen waren dabei sehr beeindruckend. Leider konnten wir hier auch die Schattenseiten Grönlands kennenlernen: In Grönland haben viele Leute den Tag über nicht viele Aufgaben, man lebt dort mehr oder weniger in den Tag hinein. Aus diesem Grund gibt es dort viele Menschen mit einem Alkoholproblem. Die Leute dort waren jedoch immer freundlich zu uns!
Auf der Weiterfahrt machten wir im Anschluss in Nanortalik halt. Auch diese Stadt ist bunt mit vielen farbenfrohen Häusern und netten Einwohnern. Auf unserer Weiterfahrt ging es durch die Schärenlandschaft: Dies sind Fjorde mit zahlreichen Inseln und einigen teils 15 m hohen Eisbergen! In einer Ortschaft hatten wir dann Mittagspause und konnten so die Eisberge nochmals bewundern. Am Abend kamen wir dann in Uunartoq an. Dort kann man in den heißen Quellen baden, was sehr entspannend war. Leider gibt es dort keine Dusche, weshalb man sich das Bad in den heißen, aber sandigen Quellen überlegen sollte. Dort wurde dann in Zelten gecampt, Abendessen gab es bei einem netten Hunter, der uns frischen Lachs servierte.
Tasiusaq und das Tasermiut Fjord
Auch am nächsten Tag ging es mit dem Zodiac weiter nach Tasiusaq. Wer auf eine atemberaubende Gebirgslandschaft -ähnlich der in Patagonien- gefallen findet, kommt hier auf seine Kosten! Nach einem Ausflug in das Dorf ging es weiter zum Enthalt Tasermiut Fjord. Ich persönlich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Vor der Bergkette schlugen wir unsere Zelte auf. Am Abend wurden wir mit einem unvergesslichen „Alpenglühen“ belohnt. Dort wird es im Übrigen auch nachts nie dunkel. Vor der Dämmerung gibt es bei gutem Wetter den ein oder anderen „Sonnenuntergang“. Das Camp liegt direkt an einem Fluss mit einem riesigen Wasserfall und einer wunderschönen Bergkette im Hintergrund. Wer möchte kann auch kurz im viel zu kalten Fjord baden. Am nächsten Morgen ging es auf eine Wanderung zum Open Book bzw. Nalumasortoq-Massiv. Die Wanderung geht quer über Moose und Flechten, was das Laufen anstrengender macht als die anderen Wanderungen. Unterwegs findet man zahlreiche Pilze und Heidelbeeren. Auch Schneehasen haben wir gesehen. Vor dem unfassbar hohen Massiv mit hängenden Gletschern waren wir dann am Ziel angekommen. Den Tag darauf wanderten wir zum Ulamertorsuaq im Nebel. Dort angelangt warteten wir ca. eine Stunde. Dann lichtete sich der Nebel und die Sonne kam hervor. Innerhalb von fünf Minuten standen wir mit großen Augen vor dem riesigen Berg. Wer mochte konnte noch den letzten Abhang hinauf gehen. Dort konnte man den hängenden Gletscher im Felsmassiv aus nächster Nähe betrachten. Am letzten Tag im Fjord ging es mit dem Zodiacboot zum Tasermiut Gletscher, der bereits zum Inlandeis gehört! Dort konnten wir am Fuße des Gletschers spazieren gehen und die Eismasse bestaunen. Auf dem Rückweg durften wir Grönland von einer noch unbekannten Seite kennenlernen. Der Wind frischte auf und dadurch bekamen wir einen ordentlichen Seegang. Wir wurden im Boot stark durchgeschüttelt. Wer weniger Kraft hat sollte sich bei solchen Fahrten lieber nach hinten setzten, da ist das Boot deutlich ruhiger. Übernachtet wurde in Nanortalik und am nächsten Morgen ging es weiter nach Qaqortoq, der größten Stadt im Süden Grönlands. Unterwegs hatten wir das Glück Buckelwale zu beobachten. Auch die klassische Robbe auf einem Eisberg war zu sehen. Möchte man Wale sehen, hat man auf dieser Reise auf jeden Fall eine hohe Wahrscheinlichkeit dazu! Hier lohnt es sich auf jeden Fall die grönländische Essenskultur zu testen: Moschusochse, Rentier, Fisch und natürlich Robbe. Es gibt dort auch einen Thailänder, der „thailändisch goes greenland“ anbietet. Das kann ich auf jeden Fall empfehlen.
Zum Abschluss Eisberge hautnah
Am letzten Tag wanderten wir über den Königspfad nach Igaliko. Die Wanderung war nett, allerdings im Vergleich zu den anderen Wanderungen kein Highlight. Der Höhepunkt kam dann zum Schluss. Vom Pfad aus ging es mit dem Zodiacboot zum Qoorooq-Gletscher. Dabei durchpflügt das Boot zahlreiche Eisbrocken und -berge. Vorne angekommen gab es dann einen Martini mit Gletschereis, was ein wunderbarer Abschluss war.
Am nächsten Morgen war die Reise dann vorbei und wir wurden am Flughafen abgesetzt. Insgesamt kann ich sagen, dass die Reise sein Geld auf jeden Fall wert war. Die Wanderungen sind auf jeden Fall machbar. Unser Guide und der dazugehörige Praktikant kannten sich sehr gut aus und wir wurden bestens betreut. Bei dem Guide handelte es sich nicht um einen Grönländer, da nur wenige Grönländer im Tourismusbereich arbeiten. Wir hatten das Glück einen grönländischen Praktikanten dabei zu haben, aber auch der Guide erzählt einiges zum Leben und Glauben der Grönländer. Im Krankheitsfall gibt es dort auch Unterkünfte vom Veranstalter, die aufgesucht werden können. Man sollte auf jeden Fall ein zweites Paar Wanderschuhe und wasserfeste Handschuhe einpacken. Man sollte sich auch dessen bewusst sein, dass man häufiger draußen schläft und es manchmal keine Toiletten gibt. In dem Fall gibt es dann die bekannte Schaufel. Wir hatten auch eine Vegetarierin dabei, für die dann auch extra gekocht wurde. Wir waren dementsprechend alle bestens umsorgt!