Es ist gutes Wetter angesagt, und um 6 Uhr sind wir bereits an Oles Boot, um hinaus in die Schärenlandschaft und in die verschiedenen Fjorde der Region zu fahren. Kaum gestartet umringen und folgen uns die ersten Möwen, die uns die ganze Zeit begleiten und dabei auch die Aufmerksamkeit der Seeadler wecken werden.
Ankunft und früher Morgen
Aus verschiedenen Richtungen kommend treffen wir uns nachmittags am Flughafen Trondheim in Mittelnorwegen und werden von dort von „Adlermann“ Ole Martin abgeholt. Nach zweieinhalbstündiger Autofahrt erreichen wir seinen Heimatort Lauvsnes in der Region Flatanger, in der er aufgewachsen und seit seiner Kindheit sehr vertraut mit der Natur und den dort lebenden Tieren ist. Im Supermarkt kaufen wir ein fürs nächste Frühstück, im Restaurant des Ortes mit dem schönen Namen „Zanzibar Inn“ direkt am Fjordufer gibt es ein leckeres Abendessen. Danach beziehen wir Oles Gästehaus, ein sehr gemütliches, skandinavisch gestaltetes Haus, ebenfalls direkt am Wasser gelegen.
Den Abend nutzen wir für eine inhaltliche Vorbereitung auf die kommenden Tage, bezogen auf das Verhalten der Seeadler sowie auf unsere fotografischen Herausforderungen bei ihrer Fotografie.
Der nächste Morgen: früh klingelt der Wecker – wie ab jetzt jeden Morgen. Es ist gutes Wetter angesagt, und um 6 Uhr sind wir bereits an Oles Boot, um hinaus in die Schärenlandschaft und in die verschiedenen Fjorde der Region zu fahren. Kaum gestartet umringen und folgen uns die ersten Möwen, die uns die ganze Zeit begleiten und dabei auch die Aufmerksamkeit der Seeadler wecken werden.
Seeadlerbeobachtungen
Bald ist er über uns, der erste Seeadler, zieht zwei, drei Kreise um unser Boot, lotet die Windverhältnisse aus und schwebt dann langsam, an die Landung eines Flugzeuges erinnernd, hinunter zum Wasser, um seinen Fisch zu holen. Die Geräusche unserer Kameraauslösungen schwirren durch die Luft, lediglich die Spiegellosen rattern leise.
Über 50 Anlandungen erleben wir an diesem Tag – wunderbare Möglichkeiten zu üben, wie der Adler in fokussierter Schärfe im Rahmen des Suchers gehalten werden kann. Über 25 Adlerpaare leben in der Region und ihr Nahrungsbedarf ist nun, in der Phase der Aufzucht ihrer Jungvögel, besonders hoch.
Eine zweite Bootstour am Abend zeigt uns, dass es manche Adler auch bevorzugen, ihre Beute im direkten Sturzflug zu ergreifen, schön anzusehen und gleichzeitig äußerst schwierig zu fotografieren ! Schwarze Schmarotzerraubmöwen (Skuas) kommen immer mal wieder am Boot vorbei, manchmal sehen wir auch Küstenseeschwalben, Taucher auf der Wasseroberfläche oder Grillteisten in der Luft, Schweinswale tauchen auf und einmal durchschwimmt sogar ein Rehbock den Zwischenraum zwischen 2 der kleinen Inseln.
Gefüllte Tage mit fotografischen Abenteuern
So sind unsere Tage prall gefüllt mit 2 Bootsfahrten, einer Mittagspause, die die einen zu einem kurzen Schlaf nutzen, die anderen zu einer Wanderung auf den Hausberg. Am Nachmittag setzen wir uns täglich in der Runde zusammen zur Bildbesprechung, sodass bei auftauchenden Problemen nach Lösungen gesucht werden kann und möglichst durch die Bilder der Anderen noch zusätzliche Inspirationen für die eigene Fotografie geweckt werden.
Als das Wetter an einem Tag zu windig und zu nass ist, besuchen wir Ole Martins Ansitzversteck im nahe gelegenen Wald, schön und großzügig gebaut mit einer langen Wasserfläche, in der sich die Eichhörnchen, Meisen, Buch- und Grünfinken, Erlenzeisige, Gimpel und Eichelhäher spiegeln, wenn sie sich ihre Erdnüsse oder Sonnenblumenkerne holen. Über Stunden sind wir fasziniert von immer wieder neuen Eindrücken und Überraschungen, was gerade, oft unerwartet, passiert. Manchmal passiert auch gar nichts, aber das erleben wir mehr als guten ruhigen Gegenpol.
Am meisten beeindrucken uns aber immer wieder neu die Möwen und Seeadler auf den Bootsausfahrten. Nicht umsonst ist der Adler weltweit ein Wappentier und ebenfalls ein in der Mythologie oft auftauchender Vogel und Akteur. Seine Grazie, seine Direktheit, seine Kraft, Schnellig- und Genauigkeit im Beutegriff betören. Auch ist es sehr interessant zu beobachten, wie die einzelnen Adlerpaare ihr Territorium an den Grenzen des Reviers in Luftkämpfen verteidigen. Fotografisch variieren wir inzwischen immer mehr unsere Arbeitsweise, benutzen Langzeitbelichtungen, Wischertechniken, arbeiten gezielt mit Unter- oder Überbelichtung sowie Gegenlicht oder drehen kleine Videosequenzen.
Unsere vier Tage sind (viel zu) schnell um, als wir am fünften Morgen wieder nach Trondheim zum Flughafen aufbrechen, fällt der Abschied schwer. Yes, we will miss Flatanger and the Eagles !