Sonne ohne Ende – Südafrika ruft
Mit dem Mietwagen zu den schönsten Orten der Regenbogen-Nation
„Wir fuhren den Kariega River flussaufwärts und schon jetzt war klar: Uns stünden ein paar ganz besondere Tage bevor.“
Noch einmal Kapstadt
Über den Wolken war die Sonne bereits aufgegangen, als der Pilot früh am Morgen zum Landeanflug ansetzte. Johannesburg, Südafrikas Wirtschafts- und Finanzzentrum, breitete sich unter uns aus - ein riesiges Geflecht aus Straßen, Häusern, Industrieanlagen, Sportplätzen und Grünflächen.
Eigentlich war die letzte Nacht im Flugzeug ganz passabel gewesen, ja sogar bequem. Wir starteten also frisch und ohne Jetlag in unser Südafrika-Abenteuer. Der O. R. Tambo International Flughafen empfing uns mit ebenso regem Treiben wie zuvor das Gewusel in den Straßen unter uns. Es blieb noch etwas Zeit für einen Muffin, bevor uns unser Anschlussflug zu unserem Ausgangspunkt der Reise nach Kapstadt brachte.
Ich kannte Kapstadt bereits. Recht gut sogar. Schon einmal verbrachte ich drei Wochen hier und entdeckte die Stadt und seine „surroundings“ für mich. Nun wollte ich auch meinen Freund einweihen. Und die Garden Route sollte gleich noch mit dazukommen.
Kapstadt: Tafelberg, Victoria & Alfred Waterfront, Clock Tower
Für die kommenden Tage stand erst einmal Sightseeing auf dem Programm. Mit unserem Mietwagen, einem kleinen roten Flitzer (ganz untypisch, denn die meisten Autos dort sind weiß), waren wir flexibel und konnten uns den Tag frei einteilen.
Das Wahrzeichen der Stadt, den 1086 m hohen Tafelberg, erklommen wir bei herrlichem Sonnenschein in etwa 6-7 Minuten mit der Seilbahn. Eine gute Entscheidung, wie sich später herausstellte. Zu Fuß hätten wir das Plateau erst erreicht, als der Berg bereits in sein berühmtes weißes Tischtuch aus Wolken gehüllt war. So eröffnete sich uns jedoch ein herrlicher Ausblick auf die Stadt, den Signal Hill und Lions Head und auch die Bergkette der 12 Apostel.
Am Nachmittag schlenderten wir die Victoria & Alfred Waterfront entlang. Das ist die Hafenanlage der Stadt, die auch bei den Kapstädtern selbst insbesondere am Wochenende sehr beliebt ist. Es finden sich hier zahlreiche Cafés, Restaurants, Souvenirläden und Shoppingmöglichkeiten. Zwischendurch sorgen immer wieder Artisten und Straßenmusiker für Unterhaltung und Touristen nutzen das reichhaltige Angebot an Ausflügen und Aktivitäten. Am Ende der Victoria & Alfred Waterfront liegt der Clock Tower, der regelmäßig einen frischen Anstrich bekommt und dieses Mal rot leuchtete. Hier befindet sich auch der Ausgangspunkt für die Überfahrt auf Robben Island. Wir buchten uns ein Ticket für den Folgetag.
Robben Island
Die Insel, etwa 12 km vor Kapstadt im Atlantischen Ozean gelegen, bot u. a. für zahlreiche Apartheid-Gegner und Freiheitskämpfer für viele Jahre kein Entkommen. Der berühmteste unter ihnen Nelson Mandela. Heute ist sie wichtiges Naturdenkmal und Gedenkstätte. Ein Besuch startet mit einer Fahrt über die Insel, bevor ehemalige Häftlinge und Wärter anschließend durch die Gefängnistrakte führen. Heute leben hier nur noch einige Arbeiter und Museumsbetreiber mit ihren Familien. Die letzten Gefangenen verließen 1996 die Insel.
Unterwegs auf der Kap-Halbinsel
Den nächsten Tag nutzen wir für die Erkundung der Kap-Halbinsel. Erster Halt war das kleine Städtchen Muizenberg, das berühmt für seine lange Strandpromenade und die kleinen bunten Holzhäuschen, die Edwardian Beach Houses, ist. Sie dienen als Umkleidekabinen. Auch wenn das Baden hier an der False Bay mit rund 20 Grad Wassertemperatur noch immer nichts für Warmduscher ist, ist es zumindest etwa 5 Grad wärmer als an der kühlen Atlantikküste.
Etwas südlich von Simon's Town erreichten wir den Boulders Beach. Zwischen den abgerundeten Felskuppen lebt eine Brillenpinguinkolonie. Als Besucher kommt man hier über Holzstege ganz nah an die Tiere heran, ohne sie zu stören, und kann sie beim Baden und Putzen beobachten. Während die einen gerade aus dem Wasser watscheln, necken sich die anderen am Strand. Ein tolles Erlebnis!
Nächstes Ziel auf unserer Fahrt gen Süden auf der Kap-Halbinsel war das Kap der Guten Hoffnung. Von vielen Seefahrern einst gefürchtet, ist es heute beliebter Anziehungspunkt und steht bei nahezu jedem Besucher auf dem Programm. Vom Leuchtturm am Cape Point aus kann man bei gutem Wetter Seevögel, Wale, Delfine und Robben beobachten. Das Kap liegt im wunderschönen Cape of Good Hope Nature Reserve, in dem nicht nur die einheimische Fynbos-Vegetation zu sehen ist, sondern auch Wildtiere wie Zebras, Strauße, Buntböcke oder Paviane beobachtet werden können. Wir fahren weiter.
Diesmal wieder Richtung Norden, an der Westküste der Halbinsel entlang. Unterwegs können wir nicht anders, als die kleinen Haltebuchten entlang der Straße zu nutzen, um den sensationellen Ausblick auf das Meer und die Landschaft auf dem einen oder anderen Foto festzuhalten.
Schließlich erreichen wir den Chapman's Peak Drive. Der etwa 10 km lange Abschnitt zwischen Noordhoek und Hout Bay zählt zu den schönsten Panoramastraßen des Landes. Nun zahlt sich aus, dass wir die Halbinsel im Uhrzeigersinn befahren. In Südafrika herrscht Linksverkehr, und so hatten wir nicht nur die Haltebuchten in Fahrtrichtung, sondern können nun gegen Ende des Tages am Chapman's Peak einen fantastischen Sonnenuntergang genießen.
Botanische Gärten von Kirstenbosch
Ein absolutes Muss bei einem längeren Aufenthalt in Kapstadt ist ein Besuch in den Botanischen Gärten von Kirstenbosch am Fuße des Tafelbergs. Ursprünglich von Cecil Rhodes zum Schutz der einheimischen Vegetation angelegt, ist es eine Oase der Erholung im quirligen Kapstadt. Wir schlendern durch die verschiedenen Themengärten, folgen dem Pfad durch die Baumwipfel und machen ein Nickerchen auf den einladenden Wiesen, nach unserem leckeren Burger, der übrigens ganz traditionell auf einem Brettchen mit Papier gereicht wird.
Wir beschlossen, den Tag bei einem gemütlichen Sundowner am Bloubergstrand etwas nördlich von Kapstadt ausklingen zu lassen. Hier hat man nicht nur einen wunderschönen Blick auf den Tafelberg und das zu Fuße liegende Kapstadt, es lassen sich auch zahlreiche Wind- und Kitesurfer beobachten, die hier beste Bedingungen für waghalsige Sprünge vorfinden.
Wir genossen die Stadt, das Flair, die lockere Art ihrer Bewohner. Doch wir waren auch gespannt, was die kommenden Tage noch für uns bereithalten würden.
Am südlichsten Punkt Afrikas
Mit unserem Flitzer fuhren wir raus aus der Stadt. Über das kleine Städtchen Hermanus, das regelmäßig etwa zwischen Juni und November auf sich aufmerksam macht. Denn dann kann man die nach Norden in die warmen, subtropischen Gewässer vorbeiziehenden Wale von Land aus beobachten. Wir fuhren weiter. Es ging zum Cape Agulhas. Das Kap ist weitaus weniger frequentiert als das Kap der Guten Hoffnung, dafür aber der wahre südlichste Punkt des gesamten Kontinents. Der Markierungspunkt ist recht unspektakulär. Faszinierend jedoch die Vorstellung beim Blick aufs Meer, dass hinter einem ganz Afrika liegt und vor einem gleich zwei gewaltige Ozeane aufeinander treffen: der Atlantik und der Indik.
Zu Gast auf einer südafrikanischen Farm
Die Fahrt zurück ins Landesinnere führte durch die Overberg Region, vorbei an Farmland und riesigen Rinderherden. Es erinnerte uns ein wenig an die abgeernteten Felder im Herbst bei uns zu Hause. Nahe Heidelberg erreichten wir unsere Unterkunft, eine Gästefarm, völlig abgelegen mitten im Nirgendwo. Unsere Gastgeber empfingen uns sehr herzlich und wir fühlten uns sofort wohl. Auf dem Zimmer wartete Portwein zur Begrüßung auf uns „oder wenn man nachts nicht schlafen kann“. Die Köchin verwöhnte uns mit den köstlichsten Gerichten. Allen voran das saftig zarte Straußensteak, frisch für uns im offenen Hauskamin gegrillt.
Am nächsten Morgen, noch vor dem Frühstück, nahmen uns die Arbeiter für eine Farmrundfahrt mit. Wir trieben die Schafe hinaus auf die Koppeln, erfuhren, dass die Farm sich heute vor allem auf die Schaf- und Rinderzucht spezialisierte, und dem brütenden Straußenpärchen stahlen wir ein Ei aus dem Gelege für das anschließende kräftigende Frühstück. Noch ein Sprung in den Hauspool, bevor wir zu unserem nächsten Ziel aufbrachen.
Unterwegs in der Stadt der Straußenbarone
Über den Tradouw Pass entlang der Route 62 ging es durch die Halbwüste der Karoo in die Straußenstadt Oudtshoorn. Ihre Blütezeit erfuhr die Stadt in den 20er Jahren. So manch einer, der sich mit der Straußenzucht ein goldenes Näschen verdiente, bezeichnete sich damals als „Straußenbaron“ und errichtete sich einen Palast zum Wohnhaus. Viele dieser Häuser sind inzwischen zu schicken Gästehäusern von den Familien umfunktioniert worden. Den Charme der damaligen Zeit haben Sie behalten. Wir fühlen uns in eine andere Zeit versetzt.
Bei Biscuits und Kaffee in den Swartbergen
Mit unserem qualifizierten Guide Charly, der nebenbei auch Arzt und Pastor ist, sind wir für den nächsten Tag zu einem Ausflug in die angrenzenden Swartberge verabredet. Wir wollen hinauf zum Swartbergpass, der nicht immer geöffnet ist. Doch wir haben Glück. Die letzten Höhenmeter schafft unser kleiner Flitzer gerade so. Oben angekommen klettern wir auf ein paar Steine und blicken in die Ebenen der Kleinen zur einen und der Großen Karoo zur anderen Seite. Von hier geht es zu Fuß weiter zu Charlys Berghütte. Eine von drei, die es hier oben gibt.
Bei einem Biscuit und Kaffee berichtet er uns von seinen Erlebnissen hier oben in den Bergen. Er liebt es, hierherzukommen, um die Berge, die Natur, die klare Luft und Ruhe zu genießen. Später fahren wir die steile und kurvenreiche Straße auf der anderen Seite der Berge hinab. Unten im Tal erfrischen wir uns am Wasserlauf eines Flusses. Im kleinen Städtchen Prince Albert werden wir mit lokalen Köstlichkeiten verwöhnt, bevor es über den beeindruckenden Meiringspoort Pass zurück nach Oudtshoorn geht. Ein ereignisreicher Tag geht zu Ende.
Planänderung und auf der Suche nach den „Big Five“
Der nächste Tag hielt eine etwas weniger erfreuliche Überraschung für uns parat. Ein Plattfuß verhinderte zunächst unsere Weiterfahrt Richtung Addo-Elefanten-Nationalpark, den wir eigentlich am Nachmittag erreichen wollten. Zum Glück hatten wir ein Reserverad, das schnell montiert war und uns zur nächsten Werkstatt brachte. Unser kaputter Reifen wurde hier nicht etwa ausgetauscht, sondern repariert! Umgerechnet gerade einmal 3,60 Euro hat uns das Ganze gekostet. Die bekamen wir am Ende unserer Reise sogar noch vom Autovermieter ersetzt. Die verlorene Zeit konnten wir nicht wieder aufholen, und so blieb uns der Addo Park leider verwehrt. Aber wir nahmen es gelassen. Waren wir doch um ein Abenteuer reicher und froh, dass uns der Plattfuß nicht „on the road“ passiert war.
Nach einer Zwischenübernachtung ließen wir den Addo Park links liegen und fuhren weiter Richtung Osten. Ein absolutes Highlight auf unserer Reise erwartete uns die kommenden drei Tage. Das kleine Städtchen Kenton-on-Sea war Ausgangspunkt unseres eigentlichen Safari-Erlebnisses in einem privaten Game Reserve. Hier wollten wir die „Big Five“ erleben.
Exklusive Safari im Kariega Game Reserve
Wir parkten unser Auto und warteten im Garten auf die anderen Gäste, die mit uns einchecken sollten. Ein pensioniertes Pärchen aus der Schweiz, das die Tage zuvor bereits auf Safari im Krüger Park war, und ein südafrikanisches Pärchen aus Port Elizabeth, das ihren 20. Hochzeitstag feierte. Nun waren wir vollzählig und Andrew, unser Ranger für die kommenden Tage, holte uns mit einem Boot ab. Wir fuhren den Kariega River flussaufwärts und schon jetzt war klar: Uns stünden ein paar ganz besondere Tage bevor.
Die letzten Meter zu unserer Bush Lodge legten wir in einem offenen Toyota Landcruiser zurück. Es dauerte nicht lange, bis wir unsere erste Tiersichtung an Land hatten. In der Lodge angekommen waren wir überwältigt. Alles war so liebevoll gestaltet und geschmackvoll eingerichtet. Der gemeinsame Aufenthaltsraum hielt von gemütlichen Sitzecken bis hin zu einer kleinen Bibliothek alles für uns bereit. Im Außenbereich drangen die Geräusche des Busches und eines kleinen Wasserlaufs zu uns hoch. Der Ausblick war grandios!
Die nächsten Tage verbrachten wir mit ausgiebigen Pirschfahrten im riesigen Areal des Game Reserves. Wir sahen eine Vielzahl an Wildtieren und Vögeln. Nashörner, Giraffen, Büffel, Elefanten, Zebras, Antilopen, Schakale, ja sogar Löwen, teilweise mit ihren Jungen, und einige nur ganz wenige Meter von unserem Fahrzeug entfernt. Zwischendurch wurden wir immer wieder verwöhnt, mit kleinen Gute-Nacht-Geschichten, die wir am Abend in unserem Zimmer vorfanden, wärmenden Decken für die Pirschfahrten in den kühleren Morgenstunden oder leckeren, typisch afrikanischen Gerichten.
Entlang der Garden-Route zum Tsitsikamma-Nationalpark
Nach unseren aufregenden Safari-Erlebnissen im Busch ging es für uns wieder Richtung Westen. Über Port Elizabeth und den Surfer-Hotspot Jeffreys Bay erreichten wir den Tsitsikamma-Nationalpark an der Garden Route. Wie praktisch, dass nach der doch recht langen Autofahrt gleich neben unserer Unterkunft eine der gerade überall im Land aufblühenden Mikrobrauereien lag.
Nach dieser wohltuenden Erfrischung spazierten wir zum „Big Tree“, dessen Alter auf 800 Jahre geschätzt wird. Yellowwood-Bäume wie der Big Tree waren typisch für die Tsitsikamma-Wälder. Nach Jahren der Forstwirtschaft hat man inzwischen wieder beachtliche Wälder geschaffen und so ist auch das Freizeitangebot entsprechend groß. Wandern oder Paddeln zur Mündung des Storms River, mehrtägiges Trekking entlang Südafrikas berühmtestem Wanderweg, dem Otter Trail, oder ein Bungee-Sprung von der Bloukrans Bridge. In den Wäldern oder an der Küste ist für jeden das Passende dabei.
Von der Lagunenstadt Knysna zu den Cape Winelands
Wir fuhren weiter. In Knysna, das auch bei den Südafrikanern selbst sehr beliebt zum Urlauben ist, unternahmen wir eine Bootsfahrt auf der riesigen Laguna und spazierten entlang weitläufiger Strände in der Nähe. Die Waterfront schien wie eine kleinere Version der Kapstadts. Eine gute Gelegenheit für uns, noch ein paar Souvenirs zu erstehen, bevor wir uns auf zu unserer letzten großen Etappe der Reise machten.
Über den wunderschönen und spektakulären Outeniqua-Pass fuhren wir in die Weinregion. Zunächst nach Montagu, der Stadt des Landes, in der die besten Trockenfrüchte hergestellt werden. Es blieb Zeit für den Besuch des örtlichen Museums, das die Geschichte und das Erbe des Ortes anschaulich aufarbeitet. Schließlich erreichten wir bei Robertson ein 100 Jahre altes Weingut, mitten in den Weinstöcken gelegen und mit herrlichem Ausblick auf die Langeberge. Seit 5 Generationen wird hier Wein hergestellt.
Gleich in der Nähe nahmen wir am nächsten Tag eine etwas außergewöhnliche Weinverkostung vor. Wir stellten unseren eigenen Wein her. Wir verkosteten zunächst verschiedene Rebsorten und probierten wenn man sie mischte, bis wir schließlich unsere eigene Flasche Wein verkorkten und als Andenken mitnehmen durften.
In Franschhoek angekommen, neben Paarl und Stellenbosch einer der bekanntesten Weinstädte am Kap, nahmen wir am vorletzten Tag unserer Reise an einer ganztägigen privaten Weintour teil. Auf unserer „Chocolate, Cheese and Olive Tasting Tour“ steuerten wir die verschiedensten Weingüter und Kellereien rund um diese drei Städte an. Einige Weingüter waren ganz neu und sehr modern, andere wiederum urig und ganz traditionell. Eines hatten sie alle gemeinsam: Die Weine waren hervorragend. Weißweine, Rotweine, aber auch Schaumweine und Rosés – immer wieder kombiniert mit verschiedenen Speisen. Es waren richtige Geschmacksexplosionen, die wir erlebten. Wie schade, dass wir nicht mehr Zeit hatten!