Unterwegs in Botswanas unbekanntem Süden
Eine Reise durch die Weiten der Kalahari
Ein erfahrener Guide ist Gold wert: Die Boomslang, die in einem Busch die verlassenen Vogelnester durchstöberte, hätten wir nie gefunden, wenn unser Guide Shaka nicht das Alarmgezeter der Bartweber gehört hätte, was ihn vermuten ließ, dass eine Schlange in der Nähe ist.
Der wenig bekannte Süden Botswanas
Botswana ist ein Wüstenland. Wer nur den Norden mit dem Okavango-Delta erlebt, kann sich das kaum vorstellen. Die Mitte und den Süden des Landes jedoch prägen die Dornstrauch- und Trockensavannen der Kalahari. Aufgrund der Niederschlagsmenge ist die Kalahari streng genommen keine Wüste wie zum Beispiel die benachbarte Namib; sie hat aber in Teilen wüstenhaften Charakter. Wer sich dort auf Safari begibt, das riesige Central Kalahari Game Reserve (CKGR) – eines der größten Wildreservate der Welt – und den Kgalagadi Transfrontier Park (KTP) erkundet, der ist auf eher unbekannten Routen unterwegs.
Eine Tierdichte wie im Okavango-Delta darf man im wesentlich trockeneren Süden nicht erwarten. Dafür hat man die Chance, auf ganz andere Arten zu stoßen: auf Oryxantilope und Springbock, Schabrackenhyäne und Löffelhund. Löwen, Leoparden, Geparden und Schakale durchstreifen die Savanne, dazu gibt es zahllose Vogelarten wie Strauße, Sekretäre, Trappen, Flughühner, Falken und Singhabichte, die im Norden eher Seltenheitswert haben.
Tierbeobachtungen abseits des Okavango-Deltas
Ja, meist muss man suchen, und manchmal sucht man vergeblich, aber das erhöht die Spannung eher noch. Ein erfahrener Guide ist Gold wert: Die Boomslang, die in einem Busch die verlassenen Vogelnester durchstöberte, hätten wir nie gefunden, wenn unser Guide Shaka nicht das Alarmgezeter der Bartweber gehört hätte, was ihn vermuten ließ, dass eine Schlange in der Nähe ist. Zahllose Spuren von Löwen, Leoparden und Geparden tatsächlich in Sichtungen zu verwandeln, ist eine hohe Kunst. Umso mehr hat es mich für ihn und für die kleine Gruppe Wagemutiger gefreut, die sich mit uns gemeinsam auf die Pilotreise begeben hatte, dass die Schabrackenhyäne sich, wie von Shaka erhofft, eines Morgens tatsächlich zeigte – es war erst seine zweite Begegnung mit dieser Tierart.
Eindrücke und Erlebnisse in der Kalahari
Zum ganz besonderen Naturerlebnis tragen die Weite der Landschaft und ihre Einsamkeit bei. Manchmal fährt man stundenlang, ohne ein anderes Fahrzeug zu sehen. Das Grasland der Zentralkalahari, unterbrochen von Bauminseln und Busch, scheint bis zum Horizont zu reichen. Die im Mondlicht silbern wogenden Halme erwecken manchmal den Eindruck, man befände sich auf See. Nachts taucht man ein ins Reich der Stille, die nur von den Zikaden und vielleicht einem Schakal unterbrochen wird, und steht fassungslos unter einem bis ins Unendliche reichenden Sternenhimmel. Wir hatten noch dazu das Glück, dass auf dem Weg in den Kgalagadi Transfrontier Park einige Regenschauer den Staub aus der Luft wuschen, was zwar bedeutete, dass wir ein paar Regentropfen abbekamen und es morgens für die Jahreszeit vergleichsweise kalt und feucht war; es erlaubte uns aber auch sagenhafte Einblicke in die Milchstraße.
Der Kgalagadi Transfrontier Park…
… im Südwest-Zipfel Botswanas mit seinen flachen Pfannen und dem dichten Buschland dazwischen ist ein ganz besonderes Habitat. Unsere Geduld wurde auf die Probe gestellt, aber zum Schluss waren Löwen und Leopard doch geneigt, sich zu zeigen. Vorher haben wir uns von den quirligen Kap-Borstenhörnchen unterhalten lassen und Geier beim Landeanflug auf die Wasserstelle fotografiert, einer Puffotter beim Überqueren der Straße und einem Flecken-Uhu beim Schlafen zugesehen und uns beim Blick über die heißen, trockenen Pfannen immer wieder gedacht, es ist ein Wunder, dass es in dieser scheinbar lebensfeindlichen Umgebung so viel Leben gibt …