Schon im Vorfeld der Reise deutete sich an, dass es nicht einfach werden würde. Zunächst wurde einer der Inlandflüge gestrichen, eine Überlandfahrt organisiert, wenige Tage vor Abreise entfiel dann auch der Rückflug von Agadez nach Niamey. Das bedeutete die kurzfristige Organisation einer Militär- bzw. Polizeieskorte und vieler Fahrzeuge.
Gerewol
Überlandbusse nehmen wegen der Gefährlichkeit der Strecken angeblich keine Touristen mit. Wir waren nicht die einzige Gruppe, da das Gerewol-Festival international bekannt ist. So fuhren wir in einer Kolonne von etwa 20 Wagen, davon etwa 7 mit schwer bewaffneten Einheiten. Dies war Abschreckung genug, so dass wir nicht überfallen wurden. Allerdings kam es dadurch auch zu 2 halbtägigen Verzögerungen, da ein Teil der Eskorte angeblich keinen Befehl hatte bzw. nach Niamey zurückbeordert wurde. So ganz werden wir nie erfahren, was der Grund war.
Das Gerewol-Festival verlief noch ohne Probleme. Es handelt sich um eine Art Heiratsmarkt der Wodaabe. Heiratsfähige junge Männer präsentieren sich in Festtagskleidung und mit bunt geschminkten Gesichtern zum Gerewol-Tanz. Dieser läuft sehr subtil ab, es werden hauptsächlich die Augen gerollt, mit der Gesichtsmuskulatur gezuckt und die Arme zu gehaltenen Tönen in verschiedenen Stimmlagen leicht bewegt. Ältere Männer korrigieren die Performance. Der beste Tänzer wird nach etwa einer Woche gekürt. Wir schauten uns das 2 Tage lang an. Die örtliche Agentur hatte ein Zeltlager organisiert, von dem aus wir auch die vielen zum Festival angereisten Nomadenfamilien besuchen durften. Die Regenzeit fiel in diesem Jahr besonders gut aus, was allerdings auch zu vielen Überschwemmungen mit Schädigung von Häusern und Straßen führte. Aber es war überall sehr grün und das Vieh konnte an den zahlreichen Wasserstellen trinken. Trotzdem gab es kaum Mücken.
Abalak
Das Zeltlager musste in Abalak in einer Auberge nochmals aufgebaut werden, nachdem wir wegen der Eskort-Probleme 3 Stunden auf sehr schlechter Piste Richtung Niamey und dann zurück fuhren, als dann schließlich doch das OK für die Weiterfahrt kam. Informationen flossen nur spärlich, wir mutmaßten schon, dass eine nationale Krise ausgebrochen wäre, aber es waren nur die hier besonders stark ausgeprägten bürokratischen Probleme
Agadez und Zinder
In Agadez gab es dann endlich die lang ersehnte Dusche, die bei über 40 Grad im Schatten und staubiger Piste dringend nötig war. Als willkommene weitere Abkühlung konnte am Abend auch noch kaltes Bier organisiert werden, keine Selbstverständlichkeit in einem muslimischen Land! Zuvor schauten wir die Altstadt an. Hier ist ein Zentrum der Touareg, die eine Zeremonie mit Tanz und Musik vor dem Sultanspalast feierten. Wir hatten natürlich auch eine Audienz beim Sultan.
Am nächsten Tag hatten wir nochmals Gelegenheit die Altstadt von Agadez anzuschauen, da wir wieder einen halben Tag auf die Eskorte warten mussten. Dadurch erreichten wir Zinder erst bei Dunkelheit. Ab Zinder hatten wir jedoch keine weiteren Probleme und trennten uns auch von der größeren Gruppe. Der hiesige Sultanspalast ist besonders schön gestaltet und es gibt, wie auch in Agadez, ein Heinrich-Barth-Gedenkhaus. Verglichen mit Reisen zu seiner Zeit erscheinen unsere Probleme wirklich klein!
Maradi
Durch die Überlandfahrt konnten wir ein weiteres Highlight in Maradi genießen. Einerseits waren wir dort im besten Hotel der ganzen Reise untergebracht, andererseits können wir der Erntedank-Zeremonie der Hausa beiwohnen. Die Interaktionen der Tänzer und Musiker waren sehr ergreifend, auch wenn wir natürlich nicht alles verstanden.
Niamey
Nachdem wir auch die letzte ganztägige Fahrt gut überstanden hatten, erreichten wir Niamey. Dort gibt es zum Abschluss der Reise ein weiteres Highlight, eine Fahrt auf dem Niger in einem beschatteten bequemen Boot. Wir sahen sogar einige Hippos.
Fazit der Reise: teilweise sehr anstrengend aber sehr lohnenswert!