Die über 6000 m hohen Bhagirathi-Spitzen von ihrer abweisenden Seite.
Die „grünen Augen“ des Gangotri-Gletschers
Pilger und Mutige waschen am Gaumukh im heiligen Wasser des Bhagirathi die Seele rein.
Aufstieg im Bhagirathi-Tal vorbei an Konglomerat-Pyramiden.

Reisebericht

Indien – Traumberge und beeindruckende Kultur

Ute & Frank Nimsch, 03.06.2016

14 Tage Trekkingreise vom 01. – 15.05.2016

Traumberge-Trekking rund um die Ganges-Quelle verbunden mit beeindruckender Kultur

Das Abenteuer begann am 1. Mai mit Sekt, Schokolade und Mainelken am Dresdner Flughafen. Mental gut vorbereitet, haben wir auch den Temperaturschock, von Dresdner Kühle zu 45 °C in Delhi, gut überstanden.

Insgesamt drei Tage sind wir mit dem Bus durch beeindruckende Landschaften gefahren. Über Haridwar erreichten wir Rishikesh, ein heiliger Ort für Hindus auf ihrer Pilgerreise nach Badrinath oder Gangotri. Sogar die Beatles haben hier einige Monate verbracht und sich vom Flair inspirieren lassen. Am Abend durften wir Zeuge einer eindrucksvollen Hindu-Zeremonie an den Ghats sein – begleitet von Musik und ergreifenden Gesängen befanden wir uns mitten im Treiben bunt gekleideter Hindus, die ihre Butterlampen auf den Ganges hinaustreiben ließen.

Mit diesen Bildern im Gedächtnis ging es über Uttarkashi weiter nach Gangotri. Auch eine Panne unseres Busses und die damit verbundene lange Pause an schmaler Straße, hoch über den Schluchten des Himalayas, konnte uns nichts anhaben. Letztendlich hatten wir mit zwei Jeeps eine lustige Fahrt und erreichten sicher unser Ziel.

Im Wallfahrtsort Gangotri waren wir praktisch allein. Die Pilger Saison begann erst am 9. Mai und so konnten wir uns in Ruhe und ungestört im kleinen Örtchen, am Eingangstor zum Garhwal – Himalaya, umsehen. Die Pilgerfahrt an diese heilige Stätte ist einer der Höhepunkte im Leben eines jeden Hindu.

Begleitet wurden wir bei unserem sechstägigen Trekking von unserer Trägermannschaft – lustige und liebenswerte junge Burschen aus Nepal, von unserer vierköpfigen unübertrefflichen Kochmannschaft und natürlich unseren drei kompetenten Guides.

Der leicht ansteigende gut ausgebaute Weg führte uns vorbei an der Kontrollstelle des Gangotri Conservation Projects, durch wundervolle Kiefernwälder, später durch eine sandige und felsige Hochgebirgslandschaft, immer die eisbedeckten Gipfel der drei Bhagirathi-Spitzen (6856 m) vor Augen. Der tosende Bhagirathi River war unser ständiger Begleiter. Die Mutprobe war ein Bad in dessen eiskalten Wasser. Eine Überraschung aber war eine Bärenmutter mit zwei Jungen auf einer kleinen Lichtung am anderen Ufer des Flusses. Ein Schnappschuss ist gelungen – etwas unscharf zwar, aber eben für immer verewigt.

Weiter ging es auf teilweise schmalen Steg, über dem sich riesige lose Blöcke im steilen sandigen Hang türmten. Eine Herde von Blauschafen sprang munter darüber. Sehr wachsam und vorsichtig marschierten wir also durch dieses Gelände.

Um uns besser zu akklimatisieren, schoben wir den Ruhetag vor und blieben einen Tag länger in Bhojbas (3790 m). Eine kurze Wanderung brachte uns nach Gaumukh, der Quelle des Bhagirathi. Das Gletschertor Gaumukh („Kuhmaul“) mit dem Pilgerort Gangotri, gilt zumindest mythologisch, als eigentliche Ganges-Quelle. Wir hatten genügend Zeit, um an diesem heiligen Ort ein reinigendes Bad zu nehmen, um uns von unseren Sünden zu befreien, die prachtvolle Landschaft zu genießen und nicht zuletzt unendlich viele Fotos zu schießen. Ausgeruht und ohne Kopfschmerzen wanderten wir am nächsten Tag auf schon bekannten Pfad. Bald standen wir auf der Seitenmoräne des Gangotri Gletschers und hatten noch einmal einen fantastischen Blick auf die Eiswände von Gaumukh, dem Kuhmaul.

Die folgende Gletscherquerung war bereits ein kleiner Vorgeschmack auf die Traverse am nächsten Tag. Ein Blick Richtung Tapovan ließ uns immer wieder fragen, wo wir denn da nur hochsteigen werden. Die Seitenmoräne unterhalb des Camps war äußerst steil, sandig und mit großen losen Steinen durchsetzt.

Ein ständiges Auf und Ab brachte uns über den Gletscher und nun löste sich auch die steile Wand unseres Aufstieges auf. Entlang eines in die Tiefe stürzenden Gebirgsbaches ging es zwar immer noch recht steil, aber auf gutem Steig hoch auf die Wiesen von Tapovan. Vor uns tat sich eine große ebene Hochfläche auf, über der majestätisch der Shivling (6543m) thront. Der Schnee war gerade erst geschmolzen. Zaghaft zeigten sich vereinzelt erste kleine blaue Blümchen. Ein kleiner Fluss schlängelte sich durch die Ebene und wie von Zauberhand standen da auch schon, verträumt, unsere kleinen roten Zelte. Kaum angekommen, servierte uns die Kochmannschaft ein heißes Getränk – Wahnsinn und lieben Dank! Das Leben kann so schön sein….

Eigentlich ist es nicht weit, blickt man hinüber nach Nandanvan. Aber zu Recht wird diese Etappe als Königsetappe bezeichnet. Sechs Stunden waren wir unterwegs, um von einer Seite des Gletschers auf die andere zu kommen. Der Gletscher ist hier 2,5 km breit, weglos, sehr zerklüftet und mit kleinen Seen und Eiswänden durchsetzt.

Schon der Abstieg über die steile Seitenmoräne hinab zum Gletscher war eine Herausforderung für sich. Unser Bergführer Tje leistete Schwerstarbeit. Immer wieder musste er den richtigen Weg finden, um uns sicher über den Gletscher zu führen. Wir machten Rast an riesigen Eislöchern, schauten durch Gletschertore, traversierten unterhalb von gewaltigen Eiswänden oder auch auf ihnen. Steine stürzten die Eiswände hinab, Eisplatten zerbrachen plötzlich – der Gletscher ist in ständiger Bewegung und wir – mittendrin – so klein in dieser faszinierenden Natur – ein unbeschreibliches Erlebnis. Der Aufstieg über den steilen, teilweise etwas eisigen Hang hoch nach Nandanvan, war dann nur noch Zugabe. Geschafft aber glücklich erreichten wir alle die wundervolle Hochfläche, wo wir wieder von der liebevollen Küchenmannschaft mit kulinarischen Genüssen erwartet wurden. Von diesem Platz hat man einen grandiosen Blick auf den Shivling. Stolz und erhaben ragt er wie eine Rakete in den Himmel. In die dicke Daunenjacke gehüllt gingen wir nun auf Fotopirsch. Neben einer kleinen russischen Trekkinggruppe, die wir immer wieder trafen, waren auch Italiener hier. Eine Viererseilschaft ist in die Wand des Bhagirathi III (6454m) eingestiegen. Sie rechnen in einer Woche mit ihrer Rückkehr. Vergeblich suchten wir sie mit dem Fernglas in dieser gigantischen Wand.

Der Rückweg bis Gaumukh forderte noch einmal unsere ganze Aufmerksamkeit. Steil ging es hinab zum Gletscher an dessen Rand wir im zerklüfteten Gelände abermals den Weg suchen mussten. Die Kür der heutigen Tour war die Überquerung einer kleinen schmalen Gletscherbrücke unter der das eiskalte Wasser gurgelte. Nach einer ausgiebigen und verdienten Mittagsrast am Gletschertor wanderten wir hinab bis Chirbas. Unterwegs trafen wir viele Pilger. Ganze Familien haben sich auf den Weg nach Gaumukh gemacht.

In Chirbas (3550m) standen unsere Zelte mitten unter alten knorrigen Birken, fast wie in einem russischen Märchen. Die Anstrengung der letzten Tage fiel nun von uns ab. Ein paar Regentropfen konnten uns nichts mehr anhaben. Ein letztes Mal genossen wir das wunderbare köstliche Essen, welches die Küchenmannschaft immer für uns zauberte. Eine zuckersüße Torte mit dem Schriftzug „Good Bye“ war der krönende Abschluss ihrer Kochkunst.

Bei bestem Wetter wanderten wir nach Gangotri zurück, wo das Pilgertreiben im vollen Gange war. Wir wurden schon von unserem Busfahrer erwartet. Herzlich bedanken wir uns nun auch bei unseren fleißigen Trägern, übergaben die Trinkgelder und zollten ihrer schweren Arbeit noch einmal höchsten Respekt. Entlang an steilen Berghängen, durch tiefe Schluchten aber auch mitten durch große Ebenen ging es nun über zwei Tage mit Bus und Zug zurück nach Delhi.

Die Besichtigung bedeutender Baukunst in Old Delhi sowie des Taj Mahal und des Red Fort in Agra haben uns trotz 47° C sehr beeindruckt und waren ein weiteres kulturelles Highlight.

An dieser Stelle ein riesen Dankeschön für die perfekte Organisation an das DIAMIR-Team, an unseren deutschsprachigen Reiseleiter Tsering, vor allem aber an unseren Bergführer Tje. Beide wachten stets über unser Wohl und führten uns umsichtig und sicher durchs Gebirge. Danke auch an Ram, unseren Kulturguide für die vielen wertvollen Informationen über Land und Leute und nicht zuletzt an die fantastische Kochmannschaft, die stets unglaubliche kulinarische Genüsse zauberte.

Ute & Frank Nimsch

Ganga Aarti Zeremonie am Ganges in Rishikesh
Auf traumhaften Pfaden durch das Bhagirathi-Tal.
Pilger in Gangotri
Der Shivling die „Rakete des Garhwal“ wacht über dem Gangotri-Gletscher
Riesige Eislöcher auf dem Gangotri-Gletscher
Gletschersee und Eisabbrüche vor den Bhagirathi Spitzen
Im Auf und Ab über den Gangotri-Gletscher
Von der Alm Nandanvan Blick zum Shivling – das Matterhorn des Garhwal!