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Reisebericht

Äthiopien • Djibouti – Durch die Wüste Danakil

Ulrike Almer, 11.01.2020

ÄTHIOPIEN DSCHIBUTI

Durch die Wüste Danakil

15.11.- 29.11. 2019

Hochmotiviert und neugierig auf die spannende Reise, die vor uns liegt, treffen sich die 12 Teilnehmer (6 aus Deutschland, 6 aus Österreich) mit ihrer Reiseleiterin Gerti zum Kennenlernfrühstück in unserem Hotel in Addis Abeba, bevor wir Richtung Awash Nationalpark aufbrechen. Dort können wir den an den Wasserfällen des Awash ansässigen Krokodilen einen Besuch abstatten. Leider wird es schnell dunkel, sodass uns die anderen Tiere des NP verborgen bleiben.

Am nächsten Tag führt uns der Weg durch die Ahmarberge über bis zu 2400 m hohe Pässe. Wir sehen die ersten Quatfelder, wohl die Haupteinnahmequelle in dieser Region. Quat ist eine in diesen Gebieten weit verbreitete, legale Droge. Die jungen, frischen Blätter der teeähnlichen Pflanze werden gekaut und stundenlang als Knäuel in der Wange hin und her geschoben.

Plötzlich versperren mehr oder weniger große Steinbrocken die Straße! Es handelt sich offenbar um Protestmaßnahmen der Oromo-Volksgruppe gegen die Regierung. Nach unsicheren Minuten und lautstark geführten Verhandlungen dürfen wir diese und noch mehrere solcher Straßensperren passieren, bis wir Harar, die Hauptstadt der äthiopischen Muslime erreichen. Die abendliche Hyänenfütterung ist der Höhepunkt dieses Tages.

Am nächsten Morgen erfahren wir bei einer Stadtführung viel über die UNESCO Weltkulturerbe Stadt, die auch den UNO-Friedenspreis erhalten hat für das beispielhafte, friedliche Zusammenleben verschiedenster Glaubensrichtungen.

An diesem Abend erreichen wir nach einer Fahrt durch unerwartete Regenschauer Dire Dawa, die Eisenbahnerstadt an der Verbindung von Dschibuti nach Addis Abeba. Die neue Eisenbahn wurde wie so vieles in diesem Land mit chinesischer Hilfe gebaut.

Die Visumsfrage für die Wiedereinreise von Dschibuti nach Äthiopien beschäftigt uns schon einige Tage, hat doch eine Teilnehmerin nur ein “Single-entry” Visum und zwei Mitreisende ein “e-Visum”, von dem nicht klar ist, ob es wirklich gelten wird.

Schon die Einreise nach Dschibuti zeigt uns, dass hier die Uhren anders ticken, die Äthiopier wollen die Autos und alle Gepäckstücke genau kontrollieren, der dschibutische Gesundheitspolizist lässt sich nur mit ordentlichem Bakschisch von der Gültigkeit der Gelbfieberimpfung überzeugen. Insgesamt verbringen wir über drei Stunden an diesem trostlosen Grenzort und so erreichen wir Tadjoura am Roten Meer erst bei Dunkelheit.

Der nächste Tag soll uns in die Goda Berge führen, wo es den einzigen Wald Dschibutis gibt. Allerdings regnet es am Morgen und als wir in den Bergen an eine Furt kommen, schießt das Wasser so reißend daher, dass an eine Überquerung nicht zu denken ist. Also über die abenteuerliche Piste wieder zurück wobei wir die Fahrkünste unserer Fahrer bewundern lernen!

Als Alternativprogramm können wir den Nachmittag bei Sonnenschein am “Weißen Strand” mit einem Bad im Roten Meer genießen.

Die Abreise von Tadjoura gestaltet sich schwierig, denn es hat wieder stark geregnet- sehr untypisch für diese Jahreszeit- und die erste große Furt ist durch reißende Wassermassen und riesige Felsbrocken unpassierbar! Erst am Nachmittag ist an ein Weiterkommen zu denken, nachdem Räumfahrzeuge die ärgsten Hindernisse beseitigt hatten. Und auch nur durch die umsichtige, exzellente Fahrweise unserer Fahrer!

Natürlich hat das Reiseprogramm unter diesen Verzögerungen gelitten, den jungen Vulkan Ardekouba sehen wir nur durch eine Regenwand, den tiefsten Punkt Afrikas am Assalsee können wir gerade noch bei Tageslicht erreichen, und die Fahrt zum Lake Abbe mit seinen Kalksteinkaminen muss leider ganz entfallen!

Die Hauptverbindung zwischen Dschibuti und Äthiopien besteht nur aus Schlaglöchern und Staubpisten und wird von hunderten LKW befahren. Nach dieser abenteuerlichen Fahrt (4 Stunden für knapp 100km!), erreichen wir die Grenze bei Galafi. Dort stellt sich die Visumsfrage als geklärt heraus! Trotzdem dauert es wieder eine kleine Ewigkeit bis alle Formalitäten (und Geldübergaben) erledigt sind.

Wir übernachten in Semera, der neuen Hauptstadt des Afarvolkes. Diesem wird eine gewisse Autonomie zugestanden, was bedeutet, dass sie Reisenden ihre Genehmigung zu Besichtigungen in ihrem Land erteilen, was natürlich wieder kostet! Und dann ist es aber noch nicht selbstverständlich, denn trotz offizieller Genehmigung befindet der Dorfvorsteher von Dubti, dass wir “seine” Schlammvulkane nicht besuchen dürfen!

So fahren wir Richtung Norden, weiter in die Danakilwüste hinein. Die Landschaft ist vulkanisch geprägt, erstarrte Lavaformationen, typische Kegelberge, Obsidiane am Straßenrand. Durch die Regenfälle gibt es einige gut gefüllte Wasserstellen, wo sich Mensch und Tier tummeln, und an manchen Stellen hat sich ein zarter, grüner Teppich über die unwirtliche Landschaft gelegt. Dadurch werden Schwärme von Wanderheuschrecken angelockt.

An diesem Mittag treffen wir mit unserer Küchenmannschaft zusammen, die uns in den nächsten Tagen großartig verköstigen wird. Am salzhaltigen Afdera See übernachten wir unter freiem Himmel auf einfachen, aber bequemen Holzliegen. Die Kulisse ist sehr romantisch, Palmen am Seeufer, der unendliche Sternenhimmel über uns. Nach einem Bad im See lässt es sich in den am Ufer liegenden heißen Quellen herrlich entspannen.

Der nächste Tag bringt uns zu der lang erwarteten Besteigung des aktiven Vulkans Erta Ale. Wir erfahren, dass sich der mühsame Anstieg dank neuer Piste und neuem Basislager von 4 auf 2 Stunden verkürzt hat. Allerdings gilt es vorher noch die Afarleute, die am Fuß des Berges wohnen, in stundenlanger Verhandlung zu bestechen- die offizielle Genehmigung und auch der lokale Führer und unser Afar-Polizist sind machtlos!

Der Anstieg am Abend gestaltet sich auch in der Dunkelheit problemlos und wir sind begierig den Lavasee zu sehen! Doch hat es schon vor 2 Jahren eine Explosion des Vulkans gegeben. Danach ist die flüssige Lava unter einem Deckel verschwunden nur mehr einige Entgasungslöcher leuchten in die Nacht. Es ist aber trotzdem sehr beeindruckend dort am Kraterrand zu stehen. Unter der dicken Lavakruste brodelt noch die Schmelze, das dumpfe Grollen weit unten ist zu hören. Die Dämpfe in der Luft, die brüchige, erst vor kurzem erstarrte Lava unter den Füßen, und eine kräftige feurige Fontäne zum Abschied lassen uns die Urgewalten spüren!

Nach einer kurzen Nacht in den Steinhütten am äußeren Kraterrand steigen wir wieder zum Basislager ab, wo uns ein köstliches Frühstück zu neuen Kräften verhilft.

Die Fahrt zu unserem letzten, großen Ziel dem Dallol kann nicht wie geplant über die Wüstenpiste durch die Danakilsenke fortgesetzt werden – unpassierbar durch den vorhergegangenen Regen. Stattdessen fahren wir durch die großartige Gebirgslandschaft auf halber Höhe des Hochlands. Dort begegnen uns die ersten Kamelkarawanen, die das Salz den weiten Weg vom Assale-Salzsee zum Verkauf in die Orte des Hochlands bringen.

Die Nacht verbringen wir in Hamed Ela, wo das Lager für die Touristen mitten im Ort angesiedelt ist. Nach anfänglichen Bedenken verbringen wir eine ungestörte, gemütliche Nacht. Die Fahrt zum Dallol-Krater führt über die Salzkruste des Assale-Sees, mal glatt wie Eis, mal rumplig, dann wieder durch cm-hohes Wasser, was sehr schöne Spiegelbilder bietet.

Die Landschaft des Dallol versetzt uns auf einen fremden Planeten, so unwirklich erscheinen die Schwefelgelben- grünen, roten ,blauen, Formationen und Tümpel, Es dampft und brodelt und zischt. Kaum kann man sich losreißen von diesem surrealistischen Anblick. Auf der Rückfahrt kommen wir zu einer Gruppe von Salzarbeitern, die wir bei ihrer mühsamen, archaischen Arbeit in der Gluthitze der Salzwüste bei 45°C beobachten.

Dann müssen wir uns von der Wüste verabschieden, innerhalb von 150 km geht es von minus 120 m auf 2000 m Seehöhe, von 45°C auf 14°C! In Mekele genießen wir wieder ein Hotelbett und eine heiße Dusche!

Vor dem Rückflug nach Addis Abeba und in die Heimat haben wir noch Gelegenheit auf dem Markt von Mekele in die besondere, ursprüngliche Atmosphäre einer interessanten Kultur einzutauchen.

Ich habe diese Reise sehr genossen, nicht zuletzt durch die gute Organisation und Improvisationsfähigkeit bei den erlebten Wetterkapriolen, und die tolle Reiseleitung durch Gerti Kiermeier. Sie hat durch ihr großes Wissen über Land und Leute, aber auch durch ihren Humor, ihre Gelassenheit und Souveränität unsere Herzen gewonnen. Herzlichen Dank dafür, liebe Gerti!

Wer Vulkane, Wüsten und ein bisschen Abenteuer mag, sollte sich diese Reise nicht entgehen lassen!

Ulrike Almer, Jänner 2020

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