Reisebericht

Iran – Damavand Expedition

Lutz Günther, 03.03.2009

14 Tage Bergexpedition Damavand (5671 m) vom 30.08. – 13.09.2008

Als wir am Morgen des 14. September 2006 auf dem 5.167 m hohen Ararat standen und im Osten auf das von einer geschlossenen Wolkendecke verborgene Persien blickten, war der Keim für ein neues Bergabenteuer gelegt. Denn irgendwo dort weit im Osten musste ein noch höherer Berg, als der auf dem wir standen, aus dem Wolkenmeer ragen – der 5.671 m hohe Damavand (persisch, der frostige Berg).

Zwei Jahre später am 30. August starteten wir, die Mitglieder des Bischofswerdaer Klettervereins KC Pilztürmer 57 Ines Johne, Ilonka und Ralf Kluge, Kristina Schultze, Uwe Borisch, Steffen Knorre, Lutz Günther zusammen mit den zwei Bergfreunden Ellen Götz und Andreas Häsni zu einer Expedition zum Vulkan Damavand in den Iran, wie seit 1936 Persien genannt wird.

Die Bergfahrt hatten wir mit Hilfe einer Bergsport-Reiseagentur organisiert und so waren alle notwendigen Formalitäten mit den iranischen Behörden geklärt und uns standen einheimische Bergführer zur Seite. Die Restriktionen der schiitischen Mullahs wie das Tragen des Kopftuches galt auch für unsere weiblichen Reisemitglieder und durch das Alkoholverbot lernten wir die unglaubliche Vielfalt der Geschmacksmöglichkeiten von alkoholfreiem Bier, wie Zitrone, Erdbeere, Ananas, Granatapfel u.s.w kennen.

Über eine gut ausgebaute aber kurvenreiche Gebirgstraße fuhren wir in das Alborz-Gebirge. Zunächst über Asphalt, später auf einer erdigen Piste erreichten wir gut durchgeschüttelt die Moschee Gusfandsara auf 2950m Höhe unser Lager 1.

Nach einem Tag Akklimatisierung nach dem Motto „go high – sleep down“ ging es dann weiter aufwärts zum Lager 2, welches auf 4.150 m Höhe liegt. Vor wenigen Tagen fand hier das Rohbaufest der neuen Berghütte statt, welche das alte, kleine, bunkerförmige Gebäude ablösen soll. Auf ideal eingeebneten Terrassen bauten wir unsere Zelte auf. Die neusten Informationen zur Wetterlage deuteten eine Verschlechterung in den nächsten Tagen an.

Also wagten wir ohne weitere Akklimatisierung am nächsten Tag den Aufstieg (04.09.2008). 1.500 Höhenmeter stapften wir über Schutthänge und Felsrippen aufwärts. Über 5.000 m verschlechterte sich das Wetter und damit auch die Sicht. Und je weiter wir hinaufkamen, erreichten uns immer mehr Schwefelwolken. Einmal stand ich genau in so einer Schwade und glaubte ersticken zu müssen. Im dichter werdenden Schneetreiben erreichten wir endlich nach 6 Stunden Aufstieg den höchsten Punkt des Kraterrandes. Ein Aufreissen der Wolkendecke erlaubte uns nur einen kurzen Blick in den Schnee bedeckten Krater. Das ungemütliche Wetter hatte sich inzwischen zu einem Schneegewitter entwickelt und unser Abstieg wurde zu einer dramatischen Flucht. Wir drückten uns flach in den Schnee und rannten nach den Blitzentladungen weiter abwärts. Dieses Abenteuer endete außer einer schmerzhaften Kopfverletzung und dem anschliessenden Verletztentransport zum Glück für alle glimpflich.

Die anschliessende Kulturreise brachte uns diese so fremde und unbekannte Welt der schiitischen islamischen Republik und die Jahrhunderte alte Kultur Persiens etwas näher. Wir besuchten die Rosenstadt Shiraz, das schöne Isfahan, die heilige Stadt Quom und viele Moscheen, Basare, Paläste, Zitadellen, Mausoleen und zoastrische Feuertempel, welche die verschiedensten Völker und Dynastien, wie Achämeniden, Parther, Sassaniden, Araber, Seldschuken, Mongolen, Timuriden, Safaviden, Qajaren, hinterließen.

Besonders beeindruckend für mich war der Besuch des gigantischen Ruinenareals von Persepolis – eine der drei Hauptstädte des alten Achämenidenreiches und das Kennenlernen einer aktiven zoastrischen Religionsgemeinde.