Singende Träger
Kinder in Poga
Panorama des Baliem Valleys
Trekking im Baliem Valley

Reisebericht

Indonesien – Westpapua

Michél Pretzsch, 10.12.2013

Wir sind zurück. Zurück aus Papua. Der Region mit diesem geheimnisvoll klingenden Namen, welchen ich von jeher mit Abenteuer und Unberührtheit assoziierte. Und nach drei Wochen auf der anderen Seite der Welt kann ich unverfroren sagen: Ich sollte nicht enttäuscht werden.

Neben verdorrten Grashalmen und einem großen Haufen Schmutzwäsche im Gepäck – sowie mit der einen oder anderen Blase am Fuß – kam ich mit einer derartigen Vielzahl von Eindrücken wieder zurück nach Dresden, wie ich sie auf einer Reise bisher nur selten gesammelt habe.

Doch von Anfang an: Nach einem langen und anstrengenden Flugmarathon erreichten wir an Bord einer rund fünfzig Jahre alten Boeing 737-200 schließlich die Provinzhauptstadt Wamena. Diese rund 20.000 Einwohner beherbergende wilde Ansammlung von Häusern und Hütten, deren abenteuerlichen Straßen von Fahrradrikschas und Jeeps bevölkert sind, ist der Ausgangspunkt für sämtliche Touren ins malerische Baliem-Tal. Flankiert von über 4000 Meter hohen, wolkenverhangenen Bergketten leben in diesem die Völker der Dani und Lani, welche wir auf der nun folgenden Trekkingtour kennenlernen sollten.

Unmittelbar nach unserer Ankunft fuhren wir weiter nach Obia, wo uns die Männer dieses Dani-Dorfes mit ihren traditionellen Kriegsspielen empfingen. Von den Strapazen der Anreise und der Zeitumstellung noch leicht benebelt, kam man sich beim Anblick der mit riesigen Speeren bewaffneten, sowie mit bunten Federn, Schweinehauern und prachtvollen Penisköchern geschmückten Papua vor, als sei man in eine andere Welt geworfen worden. Von der Neugier und den hallenden Gesängen der Dani mit neuen Lebensgeistern beflügelt, kletterten wir über einen Zaun ins Innere des Dorfes. Nun beteiligten sich auch die Frauen an den Gesängen und Tänzen, bis das Fest mit der Tötung eines Schweines seinen Höhepunkt erreichte. Das Schwein wurde anschließend mit Süßkartoffeln und Farnen als Beilage im traditionellen Erdofen zubereitet. Der ein oder andere „Abenteurer“ unserer Gruppe ließ es sich dann auch nicht nehmen, von diesem Festmahl zu probieren und so seine Kräfte für die kommenden Tage aufzustocken. So fielen wir schon am ersten Abend unseres Aufenthaltes in Westpapua mit derart faszinierenden Bildern im Kopf in unsere Zelte, dass wir gespannt waren, was uns die kommenden Tage noch alles erwarten sollte.

Unsere Trekkingtour durch die Ausläufer des Baliem-Tales begann mit einer mehrstündigen Jeepfahrt nach Poga. Begleitet von den Gesängen unserer Träger, welche sich im Nieselregen auf den übervollen Ladeflächen der Jeeps festklammerten, kämpften sich unsere Fahrzeuge unermüdlich durch den rötlich-braunen Schlamm der Insel Neuguinea. Bei unserer Ankunft in Poga bildete sich um uns herum sofort eine kleine Menschentraube, welche auf dem kurzen Marsch bis zu unserem Lagerplatz auf vielleicht 150 Kinder und Erwachsene anwuchs. Jede unserer Bewegungen wurde neugierig und mit großen Augen verfolgt. Es war offensichtlich, dass noch nicht viele Touristen ihre Spuren in diesem entlegenen Winkel der Erde hinterließen.

Nach einer kalten Nacht unter dem ungewohnten Sternenhimmel der südlichen Hemisphäre ging es am nächsten Tag endgültig ins Gelände. Wir folgten dem Verlauf des Poga-Flusses im Tal entlang, bis sich unser enger Pfad den Hang hoch orientierte. Steile Abstiege, zehrende Aufstiege, rutschige und unsichere Tritte sowie immer tiefer werdende Schlammpfützen wurden in den nächsten Tagen unsere stetigen Begleiter. Wir liefen entlang von blühenden Süßkartoffelfeldern, durch duftende Buschlandschaften und im tiefsten, tropfnassen Regenwald. Die weit hallenden Gesänge unserer Trägermannschaft waren dabei unsere ständigen Begleiter. Auf jeder Bergkuppe, bei jeder Pause und in jeder noch so kleinen Hütte wurden mit tiefster Leidenschaft und Inbrunst die Reiselieder der Papua gesungen. Klänge, welche sich tief in meine Erinnerungen eingebrannt haben. Lieder, die ich auf ewig mit dieser Reise in Verbindung bringen werde.

Die Lebensfreude der Papua und die einzigartige Landschaft des Baliem-Tales ließen einen gewissen Wehmut in uns aufkommen, als es nach zwölf Tagen an der Zeit war das Hochland zu verlassen. Mit gut sechsstündiger Verspätung schraubte sich unser Flieger schließlich aus dem engen Talkessel heraus in den Himmel und steuerte in Richtung Jayapura. Nichts als grüne Wälder und breite, mäandernde Flüsse waren den gesamten Flug über unter uns zu sehen. Eine beeindruckende Naturlandschaft, von der wir in den vergangenen Tagen nur einen winzig kleinen Teil erkundet hatten.

Mit dem Kleinbus und weiter per Boot ging es an den Strand bei Depapre. Am türkisblauen Meer unter dem Schatten der Palmen konnten wir hier noch ein paar Tage entspannen und beim Schnorcheln in die bunte Unterwasserwelt eintauchen, bevor sich unsere Zeit in Papua dem Ende zuneigte.

Via Bali flogen wir zurück nach Deutschland. Die angehangene Fotoreihe ist nur ein Versuch, wenigstens ein paar Bilder dieser empfehlenswerten Trekkingreise mit der Welt zu teilen.

Ein freudiges „Wah! Wah! Wah!“ aus Dresden sendet Michél Pretzsch.

Danimann beim Schweinefest
Schweinefest – der Erdofen ist fertig!