Markha Valley Trek, Techa Gompa auf Hügel
Leh, Blick vom Tsenmo-Hügel übers Indus-Tal zum Stok Kangri
Stok Kangri, am Gipfelgrat
Markha Valley Trek, oberhalb Camp Thachungtse (4400 m)

Reisebericht

Indien/Ladakh – Eine faszinierende Fernsicht vom Gipfel

Olaf Schau, 17.03.2016

Trekking im Markha Valley und Besteigung Stok Kangri (6121 m)

Das Flugzeug durchbricht die dicke Wolkendecke und bald schon sind die ersten Vorberge des indischen Himalaya zu sehen. Unsere Reisegruppe ist auf dem Flug nach Leh, dem Hauptort von Ladakh, auch als Klein-Tibet bekannt. Bald schon sind die Berge schneebedeckt und träge schieben sich Gletscher durch die Täler. Die Krönung des Panoramafluges ist der Blick auf die ferne Pyramide des K2 über dem Gipfelmeer des Karakorum; sogar glauben wir den Nanga Parbat zu sehen! Im Anflug auf Leh sehen wir unseren Tourhöhepunkt, den Stok Kangri von oben. Wenig später, beim Tee im Garten unseres gemütlichen Hotels, sehen wir unser Gipfelziel über bunten Blumengärten.

Die ersten Tage sind Einstimmung auf das Trekking und den Buddhismus. Wir besichtigen die prächtigsten Klöster und streifen durch das geschäftige Leh.

In Geländewagen auf teils staubiger Piste entlang der Zanskar-Schlucht erreichen wir den Ausgangspunkt des Markha Valley Trekkings. Unsere Begleitmannschaft bestehend aus Guide, Koch (hervorragend, wie sein Team) und Pferdeführern hat die gesamte Ausrüstung für unser Zelttrekking dabei. „Unser“ Tal öffnet sich nach Osten, der Zanskar zwängt sich aus enger felsiger Schlucht. Da die Brücke nach einem plötzlichen Hochwasser im Mai 2015 weggerissen wurde, kann der reißende Fluss nur mit einer Seilbahn überwunden werden, natürlich handbetrieben, was sonst! Nach der Warterei auf die Überfahrt stürmen wir dann fast los, endlich bewegen! Der erste Teil des Markha Valley über Skiu und Markha selbst zeigt sich am Talboden, wo das Wasser über Kanäle zur Bewässerung fließt, in erstaunlich grünem Kontrast zu den in vielen Ockertönen der kargen Bergflanken. Pappeln, Gerstenfelder, üppige Sanddornbüsche und Blumen in den Gärten der Häuser in typisch tibetischer Bauart bestimmen den Weg. In nahezu jeder Siedlung steht ein Teezelt, was meist aus einem ausgemusterten Fallschirm besteht. Zur Mittagszeit verzehren wir dort den Inhalt unserer Lunchboxen und lassen uns süßen indischen Milchtee dazu schmecken. Natürlich hat es auch schon die Cola bis in diesen nicht mehr so entfernten Flecken geschafft.
In einem kleinen Lehmhüttchen an einem Kanal vermute ich eine Mühle, und ja und richtig! Drinnen dreht sich wassergetrieben das steinerne Mühlrad und es wird geröstete Gerste zu Tsampa vermahlen. Das Grundnahrungsmittel der Tibeter, welches meist vermengt mit Buttertee besonders von Mönchen gegessen wird.
Einige Flussdurchquerungen, wo teils das Wasser beim normalgroßen Wanderer bis über die Knie reicht, sind besonders am zweiten Tag eine willkommene Abkühlung bei strahlender Sonne und gefühlten Temperaturen an die 30°C. Unsere Campingplätze sind nie weit vom Markha-Fluss entfernt, so dass es sich einige von uns am Tagesende dort erfrischen – ein schöner einfacher Luxus im Gebirge.
Fast ein wenig Entdeckerdrang regt sich, als annähernd weglose Täler abzweigen, sich Felstürme in den blauen Himmel recken oder ein Pfad zu einem wenig besuchten Kloster abzweigt. „Powerplätze“ – in buddhistischen Sinne – sind mit einem oder mehreren Chörten besetzt, um dort den Göttern zu huldigen. Meist stehen drei Chörten als Einheit und stellen mit den Farben Weiß, Blau und Orange-Rot das Mitgefühl, die Stärke und die Weisheit dar.
Die Tierwelt des kargen Hochgebirges wird im Aufstieg nach Nimaling interessant, wenn sich zahlreiche putzige Pfeifhasen flink zwischen den Steinen bewegen und sich auch Murmeltiere beobachten lassen. Eine große Herde Blauschafe, recht scheue Tiere, sehen wir im Abstieg vom Kongmaru La.
Von der Talweitung bei Hankar erblicken wir die ersten Schneeberge, den Doppelgipfel des Kang Yatze II (6150 m und 6401 m), in dessen Nähe auf der Hochebene Nimaling bald unsere Zelte stehen werden. Die Etappen dahin führen durch einen besonders schönen Teil des Tales, welche, wie der Abstieg vom Kongmaru La durch die enge felsige Schlucht bis Chuskurmo, meine absoluten Favoriten sind! Die sechs Trekkingtage rundet ein Besuch des ältesten Klosters von Hemis ab, welches für sein jährliches Klosterfest mit Maskentänzen berühmt ist.
Nach einer Nacht im komfortablen Hotelbett geht es auf das zweitägige Anmarschtrekking zum Stok Kangri. Am Nachmittag vor dem Gipfeltal sehen wir uns schon das Gelände bis zum kleinen Gletscher an und proben die gemeinsame Aufstiegstaktik, welche wir, nun schon mal vorweggenommen, am Folgetag erfolgreich umsetzen und alle Gipfelaspiranten erreichen den höchsten Punkt bei unglaublich faszinierender Fernsicht! Unser Koch überrascht uns im Basislager auf 5000 m mit einem frisch gebacken Kuchen! Zwei Tage später sind wir wieder wohlbehalten und glücklich in Leh und die Reise in der angenehm harmonischen Gruppe zu Ende.

Euer Olaf Schau, Team Expeditionen & Indien
o.schau@diamir.de

Markha Village
Beginn des Markha Valley Trek mit einem kleinen Pass auf dem Weg nach Skiu
Markha Valley Trek, 1. Tag nach Skiu
Markha Valley Trek, Chörten auf dem Weg nach Markha
Trekker im Markha Valley
Markha Valley Trek, Camp Nimaling, Esszelt
Erste (tiefste) Flussquerung von Skiu nach Markha
Markha Valley Trek, Etappe Markha-Thachungtse, Begleitmannschaft mit Pferden
Markha Valley Trek, Etappe Markha-Thachungtse
Blick vom Kongmaru La (5130 m) auf Kang Yatze II I )(6400 m) und II (6190 m)
Markha Valley Trek, Fluss bei Thanchungtse
Markha Valley Trek, Abstieg nach Shang Sumdo
Markha Valley Trek, Zanskar River bei Chilling, Seilbahn
Stok Kangri (6121 m), am Gipfelgrat (ca 6100 m) im September
Stok Kangri, Gipfelbild mit EXPSTM-290815
Camp vor Markha (3700 m), südlich vom Fluss, auf großer Wiese