Farbtupfer in der Kalahari: der Farbkätzchenstrauch
Auge in Auge mit Botswanas wilden Tieren: Leopard bei einer Nachtpirsch
Weder zu überhören noch zu übersehen: die Weißflügentrappe
Elefant im Abendlicht

Reisebericht

Kalahari, Kwando, Kwara – ganz nah dran an Botswanas Tierwelt

Sandra Petrowitz, 12.12.2017

Fotosafari Botswana vom 13.11.-25.11.2017

Das geht ja gut los! Schon als unser kleiner Buschflieger auf der Piste in der Kalahari aufsetzt, kündigt sich die erste Begegnung mit Botswanas Tierwelt an: Unter einer ausladenden Baumkrone gleich neben dem Airstrip liegen Löwinnen samt Jungtier. Die erste Pirschfahrt am Spätnachmittag führt uns zu Giraffen, Löffelhunden und Schakalen, aber auch die kleinen Wunder am Wegesrand wie der Afrikanische Monarch, eine Schmetterlingsart, und die gelb-rosa Blüten des Farbkätzchenstrauchs (der heißt wirklich so) bleiben nicht unentdeckt. Apropos Farbe: Während es um uns herum wetterleuchtet, rumpelt und blitzt, stehen wir zum Sundowner an einem trockenen Plätzchen und sehen tief beeindruckt zu, wie sich der Himmel im Westen in allen Farbtönen von Apricot über Violett bis Orange und Rot verfärbt.

Löwen in der Morgensonne, Oryxantilopen, Springböcke, Geier bei der Mahlzeit an einem Oryxkadaver, Steinböckchen – es gibt jede Menge zu sehen und zu fotografieren. Unter den unglaublich vielen Vogelarten sticht die Weißflügeltrappe heraus, die mit ohrenbetäubendem Gekakel ihre Runden dreht. Kein Wunder, dass die Namibianer sie Gackeltrappe nennen! Eine kleine Wanderung mit den Buschleuten der San offenbart Einblicke ganz anderer Art – wir lernen, wie sie mit einfachsten Mitteln Wildfallen anlegen, Feuer machen und zu welchen Zwecken sie traditionell die Pflanzen der Kalahari verwenden.
Ähnlich ereignisreich geht es weiter: Unsere Fotoreise führt uns in drei Camps, die allesamt in Privatkonzessionen liegen. Zuerst geht es in die nördlichste Ecke Botswanas, in die Kwando Concession nach Lebala. Hier haben wir gleich am ersten Abend Gelegenheit, die vom Aussterben bedrohten Afrikanischen Wildhunde bei der Jagd zu beobachten – und erfahren, was es heißt, offroad zu fahren. Die Möglichkeit, die Fahrspuren zu verlassen und direkt im Gelände unterwegs zu sein, ist nur in den Privatkonzessionen gegeben und ein unschätzbarer Vorteil beim Beobachten und Fotografieren. Gnus, Impalas, Flusspferde, Kudus, Käuzchen, Löwinnen, Warane, Warzenschweine, Schildkröten, Zebras, Elefanten, Hyänen – die reiche Tierwelt Botswanas liefert uns immer wieder neue Motive. Es ist ein ganz besonderes Erlebnis, wenn Elefanten in wenigen Metern Entfernung an einem vorbeiziehen – und Minuten später in einer Staubwolke baden. Die Leopardensichtung ist leider nur für eines der beiden Fahrzeuge erfolgreich, aber dafür sind die glücklichen Fotografen von ihren Bildern zu Recht absolut begeistert!

Im Lagoon Camp, unserer dritten Station, haben einige von uns das Glück, ein wenige Minuten altes Impala bei seinen ersten wackligen Schritten zu beobachten. Ein Honigdachs zeigt sich, wir versuchen uns an Elefantenporträts, erwischen nach vielen vergeblichen Versuchen doch noch eine geduldige Gabelracke, bestaunen eine Geierversammlung an einem Kudukadaver, die von einer Tüpfelhyäne aufgemischt wird, und finden heraus, dass Löwen keineswegs immer mutig sind, sondern sich manchmal hinter einem Baum zu verstecken versuchen. Dumm nur, wenn der Baumstamm lediglich halb so breit ist wie der Löwenkopf …
Lagoon bietet auch in der Mittagspause jede Menge Motive: In den alten Bäumen treiben sich allerhand fotogene Vogelarten herum, darunter Baumhopfe und ein Graubrust-Paradiesschnäpper. Baumhörnchen springen durchs Camp, Bienenfresser brüten in der Nähe der Unterkünfte, und als wir am Abend nach der Bootsfahrt auch noch einen Leoparden aus wenigen Metern Entfernung im Licht des Suchscheinwerfers beobachten dürfen, nur wenige Fahrminuten vom Camp entfernt, kommt uns das vor wie vorgezogene Weihnachten.

Es kann nicht mehr besser werden? Willkommen in Kwara! Zu Fuß gehen wir auf Eulenpirsch, und dann fahren uns unsere Guides doch tatsächlich zu einer Leopardenmutter mit ihrem drei Monate alten Jungtier. Schlagartig ist ein ganzes Safarifahrzeug voll Fotoreisegäste hochgradig verliebt. Es ist aber auch zu spannend, dem Kleinen beim Trinken und Herumtollen zuzuschauen, beim heldenhaften Einfangen von Mutters Schwanzspitze sowie bei den ersten Versuchen, sich zu putzen. Mama Leopard lehrt den Nachwuchs klettern (merke: wer sich den Baum hinaufgekrallt hat, muss irgendwie auch wieder hinunter), lässt den Blödsinn, den die kleine Katze im Kopf hat, sehr gelassen über sich ergehen und pfeift den Leopardenzwerg nur zurück, als er in seiner Neugier dem Auto zu nahe kommen will.
Wir stehen noch bei Familie Leopard, da kommt über Funk die Nachricht: Gepard gesichtet – also los! Der Gepard schert sich ebenso wenig um uns wie die Leoparden, und so können wir ihn – in der ersten Reihe sitzend – auf seinem Streifzug durchs Buschland begleiten. Auf dem Rückweg stoßen wir auf kämpfende Zebras, die versuchen, einander in die Fesseln zu beißen.

Eine Tour mit dem Mokoro, dem traditionellen Einbaum des Okavangodeltas, verschafft uns schließlich Gelegenheit, das Delta aus einer weiteren Perspektive kennenzulernen – und Atem zu holen nach gefühlten vier Wochen voller spannender Momente. Das Sichten und Bearbeiten der Bilder wird mindestens so lange dauern wie die Reise …