Unsere Touristenführerin
Felsengrab der Nabatäer in Mada‚in Salih (Hegra), Al-‘Ula
Kamelreiter in der Ostprovinz
Pilger in Dschidda (Jeddah)

Reisebericht

Im Königreich der Sa'ud

Joachim Seeländer-Jacobsen, 31.01.2020

Kaum ein Land der Welt hat sich so lange und so konsequent dem Tourismus verschlossen wie Saudi-Arabien. Doch die Umsetzung der „Vision 2030“, des 10-Jahres-Programms zur wirtschaftlichen und sozialen Neuausrichtung des Königreichs, erlaubt seit kurzem auch touristische Reisen – eine Chance für alle, die das Land jetzt unverfälscht erleben möchten.

Entsprechend gespannt ist unsere Gruppe, als unser Flugzeug zum Landeanflug auf Dschidda ansetzt, der ersten Station auf unserer DIAMIR-Reise. Was wird uns bei der Einreise erwarten? Wird unser Gepäck auf Unislamisches und Verbotenes gefilzt werden, wie es vor wenigen Jahren noch üblich war? Vorsichtshalber tragen wir keine christlichen Symbole oder bedruckte Kleidungsstücke, die Anstoß erregen könnten. Doch die Einreiseformalitäten dauern nur wenige Sekunden, begleitet von einem freundlichen Lächeln und einem „Welcome to Saudi-Arabia“. Diese Freundlichkeit und demonstrative Gelassenheit, auch in religiösen Dingen, wird uns auf der ganzen Reise begleiten.

Am nächsten Morgen tauchen wir in die Altstadt von Dschidda ein, in der rund 300 der ursprünglich über 600 Stadtpaläste dem Ansturm der Moderne standgehalten haben. Erbaut aus Korallenstein und verziert mit Tausenden von hölzernen Balkonen und Fenstern, sind diese Bauwerke in ihrer Größe und Schönheit nur mit der Architektur im Jemen vergleichbar. Im kleinen überdachten Markt drängen sich vor allem Wanderarbeiter, Pilgerreisende und deren Nachfahren, die heute die große Mehrheit der Bevölkerung von Dschidda ausmachen.

Weiter im Norden befindet sich die archäologische Schatzkammer des Landes: Al-‘Ula. An einem Knotenpunkt der historischen Weihrauchstraße finden sich inmitten einer atemberaubenden Felslandschaft die Löwengräber und Schriftgravuren von Dadan sowie die Monumentalgräber von Mada‘in Salih, dem früheren Hegra. Die Stätten stammen aus der Zeit von 600 v. Chr. bis 100 n. Chr. als die Oase die Hauptstadt des lihyanitischen Reichs und später Provinzstadt des Nabatäerreichs war. Noch hat der große Run auf Al-‘Ula nicht eingesetzt, die von Archäologen und UNESCO entwickelte Infrastruktur ist aber bereits vorbildlich auf die erhoffte Zukunft eingestellt.

Auch an anderen Orten werden die Restaurierungsarbeiten demnächst abgeschlossen sein – dies betrifft vor allem die Wehrburgen, welche in vielen Jahrhunderten als Schutz gegen Invasionen aus dem Norden errichtet wurden. Daneben erleben wir eine Vielzahl privater Sammlungen und selbst Freilichtmuseen, die von Familien und Clans in liebevoller Kleinarbeit unterhalten werden: ein beeindruckend authentischer Brunnen, von Kamelen betrieben, Gastfreundschaft im Beduinenzelt, restaurierte Märkte, Wohnquartiere und Moscheen, die mit Lehm, Holz und Kalkputz ein Zeugnis ausgeklügelter Baukunst darstellen.

Im Zeichen der Architektur stehen schließlich auch die Besuche in Dammam und Riad, den beiden pulsierenden Großstädten im Osten des Königsreichs. Entlang der breiten Boulevards manifestiert sich der traumhafte Ölreichtum des Landes, mit Gebäuden, die sehr oft an das islamische Bauerbe anknüpfen. Fotografieren ist überall erwünscht, weshalb eine gute Kamera in Saudi-Arabien auf jeden Fall ins Handgepäck gehört.

Festung Zabal (Za'abal) in Sakaka, Wehrburg im Norden des Landes
Brunnen in der Nadschd-Region (Najd)
Im Zentrum von Riad (Riyadh)
Moschee in traditioneller Lehmarchitektur der Nadschd-Region (Najd)