Reisebericht
Pakistan: Die Menschen im Herzen – den Wandel vor Augen
„Warum Pakistan?“ wurde ich gefragt. Natürlich ist Pakistan ein Land, welches Reisenden allein durch seine Natur Unglaubliches zu bieten hat. Im Norden treffen drei Gebirge zusammen – Himalaya, Hindukusch und Karakorum. So oft bin ich schon mit Google-Earth über die Region gezoomt – und nun wollte ich endlich selbst entlang des Indus nach Norden reisen und die Stätten großartiger Geschichte besuchen, sei es aus der Zeit des Buddhismus oder des Great Game während des englischen Empires in Indien. Hier, wo die Kontinentalplatten zusammenstoßen und der Himalaya jährlich 2 cm nach oben geschoben wird. Hier, wo man nur mit Genehmigungen durch die Stammesgebiete fahren kann.
Ein weiterer und viel wichtiger Grund aber war die Rückkehr in das im Himalaya abgelegene Dorf Sakargah, in dem ich bereits 2006 drei Monate zusammen mit den einheimischen Arbeitern eine beim großen Erdbeben im Oktober 2005 zerstörte Schule wiederaufbaute. Eines der vielen Hilfsprojekte des Alpinclubs Sachsen und der Bergwacht Sachsen, unterstützt von DIAMIR, über welches wir berichteten. Was also lag näher, als mit DIAMIR zu reisen und eine der Gruppenreisen in eine Individualreise zu wandeln und unseren zusätzlichen Wünschen anzupassen.
Wir wählten die Rundreise „Farbenpracht und Vielfalt zu Füßen des Karakorum“, um in kurzer Zeit möglichst viele kulturelle Höhepunkte und facettenreich das Land zu erleben. Zu unserer großen Freude wurde organisiert, dass Amir Ahmed uns als Guide begleitete, der bereits 2006 Projektleiter und Dolmetscher beim Schulbau war. Das Wiedersehen mit den Arbeitern im Dorf, den nun erwachsenen Kindern von damals und natürlich der Besichtigung der beiden von DIAMIR errichteten Schulen waren ein Höhepunkt der Reise. Unser Baby Sheema, deren Geburt ich am 08.06.2006 miterleben durfte, ist eine junge hübsche Frau geworden, die derzeit die High School in Bana besucht und hierbei von der ganzen Familie unterstützt wird. Ihr Wunsch ist es „Doktor“ zu werden – und es ist unerheblich, ob sie es zum Studium schafft oder als Krankenschwester oder Hebamme in Sakargah den Frauen helfen wird. Wer die Berichte von 2006 gelesen hat, weiß, wie wichtig jeder Fortschritt ist. Ohne mit zu schnellen Veränderungen in das Leben einzugreifen, hat unsere Schule das Dorf und die Menschen verändert. Aber die Herzlichkeit der Menschen ist geblieben. Mein Mann, der eigentlich ein Fremder ist, durfte die Frauen der Familien, zumindest aus einiger Entfernung, sehen. Mit Sheema haben wir uns beide unterhalten. Und auch nach unserer Rückkehr in Deutschland schrieben junge Männer, die mittlerweile studiert hatten und bedankten sich für den Wiederaufbau der Schulen. Es muss in den Bericht: Nach 16 Jahren lernte ich Sheemas älteren Bruder kennen. Stolz erzählten damals die Eltern, dass er, der 5-jährige, eine besondere Schule (Koranschule) in einer anderen Stadt besucht. Sheemas Bruder ist ein charismatischer junger Mann, der es trotz fehlender Englisch-Kenntnisse schaffte, einen herzlichen Kontakt zu uns zu entwickeln, aber während das Mädchen Sheema nun Ärztin werden möchte, mussten wir erkennen, dass ihr größerer Bruder nicht Lesen und Schreiben konnte. Ich denke, besser kann man die durch unsere Schule und unsere Hilfe und Anwesenheit im Dorf eingetretene Veränderung nicht verdeutlichen.
Herzliche Grüße – Haike Lieder