Reisebericht

Obwohl Albanien längst kein Geheimtipp mehr ist, habe ich keinen Reisebericht dazu auf der Diamirseite gefunden. Das muss sich schleunigst ändern! Dieses Land hat nämlich alles zu bieten, was man für einen gelungenen Urlaub benötigt: wunderschöne intakte Natur, nette gastfreundliche Menschen, gutes Essen und eine interessante Geschichte.

Selbst in einer Woche haben wir bereits einen guten Einblick erhalten, vor allem durch unsere beiden Reiseleiter Nedhi aus dem Kosovo (wo alles noch viel schöner sein soll) und Erenik, einer der besten Bergführer des Landes. Die Gruppe ist ebenfalls international zusammengewürfelt, so dass wir uns auf Englisch verständigen.

Nach Ankunft in Tirana geht es gleich weiter zum Startpunkt der Wanderung in Peshtan. In einem kleinen Hotel werden wir gleich mit einem leckeren Abendessen begrüßt. Das albanische Essen besteht traditionell aus vielen kleinen Gängen regionaler Produkte: Brot, Schmand mit Olivenöl, Oliven, Tomaten, Gurken, Teigtaschen mit Spinat oder Brennnesseln, Huhn, Kartoffeln, gefüllte Paprika…, dazu der allgegenwärtige Bergtee und natürlich selbstgebrannter Raki. Auch Bier war erhältlich, der Islam ist hier weniger streng. Orthodoxe Christen, Katholiken und Muslime vermischen sich problemlos, wohl auch, weil in der Zeit des Kommunismus Religion keine Rolle spielte.

Die erste Wanderung ist nicht so lang, wir kehren zur Rast meist auf irgendeinem Gehöft ein, um unsere Lunchpakete zu verzehren. Zusätzlich wird Kaffee serviert und manchmal dürfen wir frischen Honig löffeln. Auch Bären werden davon angezogen, wir entdecken gleich eine frische Spur!

Die 2. Unterkunft ist ein Privathaus, das für uns geräumt wurde. Es gibt 4 Doppelzimmer, unsere Guides weichen in ein Nachbarhaus aus. Die kräftige Gemüsesuppe am Abend tut gut nach der Wanderung.

Am 3. Tag haben wir eine längere Etappe vor uns, es geht bergauf und bergab, unter anderem zu einem Wasserfall. Dort erwischt uns der erste Regen. Morgens ist es immer klar, im Verlauf bewölkt es sich und nachmittags regnet es häufig. Sonst wäre es aber auch nicht so schön grün: nirgends in Europa habe ich so viele verschiedene Kräuter und Orchideen gesehen!

Die Übernachtung in Hoshteve ist etwas beengt, wir müssen uns mit 10 Leuten auf 3 Zimmer aufteilen. Dafür werden wir mit Hühnchen aus dem Glutofen entschädigt. Am Feuer können wir auch unsere Sachen ein wenig trocknen.

Nach dem Besuch der Kirche am Ort geht es weiter durch Wald und Blumenwiesen. Wir treffen nur selten auf Hirten, andere Wanderer sehen wir so gut wie nie.

Die nächste Unterkunft ist geräumiger und hat besonders herzliche Gastgeber. Dort wird am nächsten Morgen das Gepäck auf Pferde verladen, denn über den Dhembell-Pass führt keine Straße. Die Umrundung der Nemecke-Bergkette wäre zu weit. So wandern wir zu Fuß in die Stadt Permet ein. Das Gepäck ist schon vor uns im Hotel.

Hier ist mehr los als in den Bergdörfern, wir genießen das mediterrane Flair an der Vjosa-Promenade am Abend. Es ist ein gute Vorbereitung auf die touristische Weltkulturerbestadt Girokastra, die wir als nächstes besuchen.

Aber zunächst geht es noch mal auf eine kleine Wanderung zum Sopot-Wasserfall. Entspannung bringt ein Bad in den Thermalbecken von Benje. In Girokastra werden am Abend noch mal alle Spezialitäten von Albanien aufgetischt.

In der zunehmenden Wärme des Vormittags schauen wir uns ein Museum und die Burg an, dann geht es zum Ali Pasha-Aquädukt (eigentlich nur eine weitere Steinbrücke, so dass wir uns den Ab- und Wiederaufstieg sparen). Es folgt nämlich eine längere Autofahrt zurück nach Tirana. Nach den Wanderungen in der einsamen Natur dann doch ein ziemlicher Kulturschock!

Wir reisen wieder einmal wehmütig nach Hause mit dem Wunsch, irgendwann noch mehr von dieser wunderschönen Region zu sehen!

Faleminderit und Danke für diese schöne Reise!

Dr. Ebba Käse