Klosterfestival in Mongar
Am Flughafen von Trashigang
Sandra Marcon in Bhutan am Punakha Dzong
Flug von Paro nach Trashigang

Reisebericht

Bhutan believe – der Glaube an das Glück

Sandra Marcon, 16.08.2023

Liebe Reisegäste,

nach zweieinhalb Jahren Abschottung war Bhutan Ende September 2022 endlich aus seinem Dornröschenschlaf erwacht und ich nutzte im Dezember 2022 die erstbeste Gelegenheit, um mir die Situation vor Ort genauer anzuschauen und um zu verstehen, was sich hinter dem intensiven Anstieg der „Eintrittsgebühr“ verbirgt. Die lokale Tourismusbranche ist darüber natürlich nicht erfreut, also wie glücklich sind die Menschen eigentlich noch im „Land of Happiness“?

Beim fast wolkenlosen Himmel machte der Panoramaflug seinem Namen alle Ehre und ich konnte meinen Blick nicht von den vielen Achttausendern losreißen und nach gefühlt kurzer Zeit starteten wir die spektakuläre Landung ins Paro-Tal… Am nächsten Morgen flog ich mit einer etwas kleineren Maschine von Druk Air über die Tausend Täler Bhutans, am Horizont eingerahmt von den Siebentausendern an der Grenze zu Tibet, ganz in den Osten des Landes, nach Trashigang. Solch klares und stabiles Wetter hat man meistens im November und Dezember – optimale Reisezeit, auch für Trekkingtouren.

In knapp zwei Wochen erlebte ich, wie sich das Land auf dem Weg von Ost nach West verändert: Im wilden und ursprünglichen Osten, Heimat der besten Webkunst, wo das meiste Gemüse angebaut wird und der Käse für Bhutans Nationalgericht Hema Datsi herkommt, leben viele Nomadenvölker und die Familien sind noch groß und haben einen besonderen Stellenwert. Über den aussichtsreichen Thumsing-La-Pass (3800 m) erreicht man das Zentrum des Landes. In den lieblichen und weitläufigen Bumthang-Tälern, Heimat der meisten Bienenvölker Bhutans, kehrt etwas Ruhe von den bisherigen weiten Fahrstrecken ein und es bleibt Zeit für Wanderungen und Begegnungen mit der Bevölkerung. Über Trongsa, der Stadt an den Berghängen mit seinem architektonisch kunstvollen Dzong, gelangt man ins westliche und wunderschöne Punakha-Tal, eines der Hauptanbaugebiete für Reis und Chili. Nach dem Besuch der Hauptstadt Thimphu, die inzwischen zu einer modernen Metropole herangewachsen ist und einen deutlichen Kontrastpunkt zum Rest des Landes bildet, wartet im Paro-Tal der Aufstieg zum berühmten Tigernest als krönenden Abschluss der Reise.

Mein Fazit: Trotz der teilweise langen Fahrtstrecken lohnt sich dieser tiefgründige Einblick in das Land des Donnerdrachen! Der Besuch eines der vielen lokalen und farbenfrohen Festivals, bei denen wir Touristen gern als Gäste gesehen werden, ist ein Höhepunkt jeder Bhutan-Reise.

Mittlerweile war ich nun im westlichsten Tal des Landes, im Haa-Tal, angekommen und begab mich auf Trekking auf dem in letzter Zeit sehr stark mediatisierten Trans Bhutan Trail (TBT). Hier wird wieder der Spagat zwischen Tradition und Moderne deutlich, den das kleine Königreich tagtäglich lebt. Der TBT verbindet tatsächlich die vielen schönen Täler miteinander und führt durch das ganze Land. Früher war er unabkömmlich für seine Bewohner, aber heute geht alles schneller über die Straßenverbindungen. Es ist historisch gesehen natürlich spannend, auf den alten Verbindungswegen zu wandern und dabei sehr vielfältige Vegetation und ursprüngliche Dörfer zu erkunden. Aber man sollte sich darüber bewusst sein, dass die Aussichten von den Pässen nicht immer so spektakulär sind, wie bei den bekannten Trekkingrouten wie z.B. Druk Path Trek oder Jomolhari Trek. Und dass nach einem langen Wandertag nicht immer ein Bauernhaus zum Übernachten direkt am Wegesrand wartet…

Aufgrund der neuen hohen Eintritts- bzw. Nachhaltigkeitsgebühr von 200 USD pro Tag (die Kosten für Reiseleitung, Übernachtung, Transport, Essen und Eintritte kommen obendrauf) machten sich anfangs alle Bhutaner, die vom Tourismus leben, große Sorgen, ob nach wie vor genug Touristen ins Land kommen werden. Zum Glück reist die Nachfrage nach Bhutan nicht ab und inzwischen gibt es Ermäßigungen auf die Nachhaltigkeitsgebühr, wenn man länger als 4 Tage im Land bleibt. Hoffentlich geht das neue Konzept des Königshauses (Bhutan – believe) auf, indem die zusätzlichen Gelder für die Sicherung der Service-Qualität bei Reiseleitern und Hotels, für den Erhalt der Infrastruktur und für Ausbildungsmöglichkeiten der Jugend eingesetzt werden soll… Was aber eh nicht mit Geld zu bezahlen oder zu messen ist: Der starke Glaube an die buddhistischen Lebensphilosophien und die damit einhergehende warmherzige und ehrliche Gastfreundschaft steckt in allen Bhutanern und wird jeden Touristen berühren: Als Gast bekommt man in Bhutan so oft das Gefühl, etwas Besonderes oder sogar König zu sein! Und das macht letztendlich beide Seiten glücklich… :-)

Eure Sandra Marcon, Team Himalaya

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