Spaß bei der Moorschuhwanderung in Soomaa
Bär in Sicht!
Kanutour im Soomaa-Nationalpark – natürlich stromabwärts
Sonnentau im Hochmoor in Soomaa

Reisebericht

Oh du wildes, wunderschönes Estland

Elisa Seifert, 25.09.2023

Als Produktmanagerin dieser Reise und Baltikum-Fan freute ich mich sehr auf die Chance, eine unserer ausgebuchten Reisetermine unserer Naturreise nach Estland im September 2023 zu begleiten. Also wurden das Fernglas und die Wanderschuhe in den Koffer gepackt, die Kamerakkus geladen, die beste, kuscheligste Diamir-Fleecejacke angezogen und los ging es! Mit dabei: 7 weitere supernette, lustige, reisefreudige und überaus unterhaltsame Damen, die unserem waschechten Naturguide Bert, als reine Frauengruppe, ordentlich einheizen sollten. Kleiner Spoiler: es sollte eine wunderbare, harmonische Woche werden (auch für Bert :-)) – trotz (oder vielleicht wegen) des erheblichen Östrogenüberschusses.

Direkt nach Ankunft ging es also ganz in den Westen des Landes, in den wunderbar-ursprünglichen Matsalu-Nationalpark, mit seinen endlosen Wäldern, weiten Feldern und der unmittelbaren Nähe zur Ostsee. Kaum die Taschen im urgemütlichen, liebevoll gestalteten Gästehaus ausgepackt und das erste Mal in den Genuss der fantastischen Küche der Gastgeber gekommen, lud Reiseleiter Bert auch schon zur ersten Pirsch durch die hiesigen Wälder ein. Zunächst fröhlich schnatternd, später andächtig-aufmerksam schleichend, bewegten wir uns durch den dichten, einsamen Wald. Zum ersten Mal überzeugte uns Bert von seinen authentischen Lockrufen, indem er einen Sperlingskauz imitierte. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten und so huschte prompt ein Exemplar der kleinsten Eule Europas durchs Dunkel! Der Abend wurde dann noch gekrönt von der kurzen Sichtung eines Elchs, bevor wir uns alle auf unsere gemütlichen Betten freuten.

Am folgenden Tag erkundeten wir die der Ostseeküste vorgelagerte Inselwelt. Per Fähre nach Hiiumaa und weiter mit einem Fischerboot, ließen wir uns den Ostseewind um die Nasen wehen und beobachteten die seltenen Ringelrobben, wie sie neugierig ihre runden Köpfchen über die Wasseroberfläche streckten. Mein persönliches Highlight des Tages: unser Mittagspicknick auf See, im schunkelnden Bötchen mit Sonne im Gesicht und fröhlicher Gesellschaft. So schmecken das liebevoll zubereitete Sandwich und der heiße Kaffee gleich noch besser.

Am Abend sollten wir erneut in den Genuss der herausragenden Adleraugenqualität unseres Guides Bert kommen: nichtsahnend fahren wir durch estnische Feld- und Wiesenlandschaften, als Bert in die Eisen unseres Minivans geht und uns aufgeregt zuraunt: EIN LUCHS! Aufregung macht sich breit, hektisch wird nach Kameras und Ferngläsern zwischen den Sitzen gegrabscht und alle Hälse recken sich in die besagte Richtung, bis wir ihn alle sehen. Tatsächlich: tiefentspannt, auf einem Heuballen, der sich herrlich vom frisch gemähten Feld abhebt, thront das wunderschöne, majestätisch-anmutende, seltene Tier, als wäre es das selbstverständlichste der Welt, sich hier so zu präsentieren. Bert bestätigt uns (und wir merken es auch an seiner Begeisterung), dass wir heute riesiges Glück haben, dieses Tier in seiner ganzen Pracht beobachten zu können. Luchse sind sehr scheu, Meister der Tarnung und schwer zu entdecken. „Unser“ Luchs aber, springt vom Heuballen, flaniert übers Feld, um sich auf dem nächsten Ballen entspannt niederzulassen. Unsere Kameras laufen heiß und kurzerhand verleihen wir unserem Guide den neuen Spitznamen „Su(P)BERT“ – absolut verdient!

Ein paar Tage später reisten wir weiter in den Soomaa-Nationalpark und wieder kehren wir in einem Gästehaus ein, dass uns mit seinem Charme, seiner liebevollen, detailreichen Gestaltung und seiner Gastfreundlichkeit überrascht. Direkt am Fluss Raunda gelegen, umgeben von Wiesen und Auen; hübsche Holzhäuschen zwischen Blumenrabatten – ein Ort zum Wohlfühlen. Eines meiner persönlichen Höhepunkte der Tour: die Moorschuhwanderung im Kuresoo-Moor. Wer bei diesem Unterfangen an Frodo aus „Herr der Ringe“ denkt, wie er auf seinem Weg nach Mordor durch die „Totensümpfe“ watet, ins schlammige, matschige Wasser fällt und von Wassergeistern umzingelt wird, liegt vollkommen falsch. Stattdessen tragen einen die Moorschuhe über den weichen, federnden Boden, der bespickt ist mit Moltebeeren, Sonnentau und Zwergbirken. Die Landschaft ist in ein Kleid aus orange, braun und sattem grün gehüllt und man fühlt sich ein bisschen wie in einer anderen Welt. Uns scheint die Sonne ins Gesicht und so freuen sich die meisten unserer Gruppe über den erfrischenden Sprung in einen der Moorteiche! Erfrischt, verjüngt (so sagt man, durch das Moorwasser) und von den Erlebnissen beschwingt treten wir den Rückweg an.

Den fulminanten Abschluss unserer Reise sollte die Übernachtung in der Bärenhütte inmitten des Waldes im Alutaguse-Nationalpark darstellen. Doch vorher durchquerten wir das kleine Land mit unserem Minivan, kamen alle etwas zur Ruhe und ließen die Gedanken schweifen…Dieses kleine baltische, wohl oft unterschätze Land mit seinen gerade mal 1,3 Millionen Einwohnern, wartet so mit so viel Fortschrittlichkeit, Moderne und dennoch Raum für gelebte Traditionen auf. Die Menschen, die wir trafen, strotzten vor Energie und Engagement für ihr Land, ihre sagenhafte Natur und den Schutz ihrer Tiere. Die Esten sind stolz auf ihre Herkunft, ihre Eigenheiten, ihre Naturschätze – und das zurecht. Wir haben uns hier auf Anhieb wohlgefühlt und den einen oder anderen wird es mit Sicherheit hier noch einmal herziehen – mich, in jedem Fall.

Doch mittlerweile haben wir den Ausgangspunkt zur Bärenhütte erreicht. Mittlerweile geübt im Schweigen und bedächtigen Gehen, bestreiten wir den halbstündigen Spaziergang in den Wald. Und erneut werden wir überrascht: diesmal von putzigen Marderhunden, die bereits kurz nach unserer Ankunft in der Hütte, neugierig schnuppernd vor unseren Scheiben herumwuseln und von unseren Ferngläsern und Kameraobjektiven verfolgt werden. Die niedlichen Geschöpfe erinnern an eine Mischung aus Waschbär und Fuchs und unterhalten uns prächtig. Bis plötzlich einer von ihnen erschrocken innehält, in eine Richtung starrt und fluchtartig das Weite suchte. In diesem Moment wissen wir alle – jetzt kommt etwas Größeres! Und dieses „Größere“ lässt auch nicht lange auf sich warten. Wie im Film knicken erst Gräser um, hinterlassen eine Schneise, bis plötzlich ein gewaltiger, pelziger brauner Kopf ca. 15 m Luftlinie von uns zum Vorschein kommt. Erstaunlich, dass der Braunbär nicht unsere aufgeregten Herzen schlagen hören kann. Es wurde geknipst und gestaunt, was das Zeug hält und von unserer 2. Tourenleiterin Triin erfahren wir: es handelt sich um ein Männchen, stattlich und gut für den Winterschlaf vorbereitet, ca. 4-6 Jahre alt. Im Laufe des Abends zeigen sich uns 2 weitere, weibliche Bären – ein wirklich unvergessliches, einmaliges Erlebnis….

Nach so vielen Tagen in der Natur, geht es zurück nach Tallinn. Natürlich wollen wir diese mittelalterlich-anmutende, charmante, lebendige Hauptstadt auch noch kennen lernen und erkunden. Hier auf dem Marktplatz lässt es sich außerdem wunderbar auf die Erlebnisse der vergangenen Tage anstoßen. Eine grandiose, die Baltikum-Liebe befeuernde Reise, die mir noch lange in Erinnerung bleiben wird, geht zu Ende.

Kanutour im Soomaa-Nationalpark – natürlich stromabwärts
Hier geht es nur mit Moorschuhen entlang
Auf Moorschuhwanderung im Soomaa-Nationalpark
Details am Wegesrand
Soomaa Holiday Village
Vogelschutzgebiet in Haeska
wunderschönes wildes Estland
Luchs erspäht! Was für ein Erlebnis
Luchs erspäht! Was für ein Erlebnis
Efrischendes Bad im Moorsee
Unser Reiseleiter und Naturexperte Bert
Unsere Reisegruppe Estland September 2023
Kanutour auf dem Raunda-Fluss im Soomaa-Nationalpark
Ein tolles Erlebnis: Braunbärenbeobachtung in Estland
Marderhund
Auf dem Beobachtungsposten in der Bärenhütte
Bärenhütte im Alutaguse-NP
Auf geht`s zur Bärenhütte im Alutaguse-NP
Kulinarische Hochgenüsse in Estland
Cranberries im Soomaa-Hochmoor
Stopp bei der Bootstour im Matsalu-NP
Abendliche Bootstour im Flussdelta des Kasari-Flusses
Picknick auf See – was will man mehr