Ceviche – Perus Klassiker
Knoblauch in unzähligen Varianten auf dem Mercado de Santa Anita
Lima, Mercado Santa Anita
Lima: Stadtviertel Barranco

Reisebericht

Peru - Die Höhepunkte im Schnelldurchlauf

Conny Petrat, 10.01.2024

Kulinarische Köstlichkeiten, archäologische Stätten und ein bunter Berg in Peru

Kaum in Lima angekommen, ging es direkt zur ersten Tagestour und auch der erste Pisco Sour ließ nicht lange auf sich warten… Eine Tour gastronomico sollte es werden, in Peru, das gerade erst bei den World Travel Awards zur World's Leading Culinary Destination 2023 gekrönt wurde. Auch das „Central“, das „Beste Restaurant der Welt 2023“ befindet sich in Lima, Peru. Dies ließ einiges erwarten und ich wurde nicht enttäuscht. Die Tour begann mit einem kurzen Abstecher in das Künstler-, Gastro- und Ausgehviertels Limas, Barranco, wo sich u.a. auch das „Central“ befindet, bevor wir aus den Touristenvierteln raus auf der Panamericana, vorbei an Sanddünen, am Mercado de Santa Anita ankamen, dem größten Markt von Lima. Hier gibt es alles, was das Herz begehrt, in unglaublichen Mengen und zu sehr günstigen Preisen. Obwohl ich schon einige endemische Früchte aus der Region kenne, konnte ich doch noch die ein oder andere neue Frucht probieren, wie z.B. Chirimoya, Lucuma oder Pepino Dulce, allesamt sehr lecker! Ein absolut authentisches Markterlebnis, ohne viel Klimbim, dafür aber mit allen Aromen und Gerüchen von frischem Obst und Gemüse. Besonders die Knoblauch- und Zwiebelstände waren hier eindrücklich! 
Danach ging es wieder in Richtung Innenstadt, nach Surco, zum peruanischen Kochkurs. Was typisch peruanische Speisen anbelangt, war mir bisher nur Ceviche bekannt… und ich war kein Fan…Dennoch ging ich offen und mit Appetit und Neugier an die Sache. Der Kurs begann mit einem kleinen Crashkurs in der Zubereitung des allseits beliebten Pisco Sour – einfach aber lecker. Dazu gab es vornweg ein paar typische Snacks zum Knabbern, Platano-Chips & Canchitas de Maiz. Damit war ich eigentlich schon um den Finger gewickelt! Wir haben dann 3 typische Vorspeisen zubereitet: natürlich Ceviche, dann Causa LImena, ein Kartoffelpüree, sowie Aji de Gallina, eine Art Dip, mit kleinen Kartöffelchen. Und was soll ich sagen? ich habe reichlich von allem probiert, besonders lecker fand ich aber tatsächlich das Ceviche und ich habe auch nach dem Kurs noch jeden Tag während der Reise Ceviche gegessen, und zwar bewusst. Als Hauptgericht gab es dann noch Lomo Saltado, welches traditionell im Wok zubereitet wurde. Auch einfach mega-lecker. Perus kulinarische Köstlichkeiten konnten mich definitiv überzeugen – sogar das Ceviche.

In Cusco warteten dann andere Ausflüge auf mich, denn hier stehen natürlich die bekannten archäologischen Stätten der Inka im Focus, allen voran Machu Picchu. Bevor es aber zum Highlight einer jeden Peru-Reise ging, stand erstmal die City-Tour in Cusco auf dem Programm. Nach ein paar Stunden Akklimatisierung in der Höhe ging es dann auch schon los. Erster Halt war der Qoricancha-Sonnentempel, eines der wichtigsten religiösen Zentren des Inka-Reichs, bzw. das Kloster Santo Domingo, welches die Spanier dann praktisch obendrauf gebaut haben. Ein etwas bedrückendes Gefühl, zu sehen, wie derartige Baukunst einfach ausradiert und sich darüber erhoben wurde…Danach ging es zur imposanten Kathedrale von Cusco, eines der beliebtesten architektonischen Monumente der Stadt. Auch hier stand original wohl einst ein Inka-Tempel für den Gott Wiracocha. Dieser wurde während der spanischen Eroberung zerstört, um die katholische Kathedrale an dieser Stelle zu errichten. Seit 1983 gehört sie zum UNESCO-Welterbe.

Damit ging es dann aus der Altstadt raus und auf die Berge um Cusco herum. Hier findet sich die Festungsanlage von Sacsayhuaman, wo jährlich am 24. Juni das Inti Raymi (Sun Party) stattfindet. Der Blick von dort auf Cusco und die Umgebung ist beeindruckend und auch die Baukunst der Inka erstaunt einen immer wieder aufs Neue: bis zu 9m hohe & teilweise mehr als 120 Tonnen schwere Steine wurden hier verarbeitet, alle passen mit absoluter Genauigkeit.

Nicht weit von Sacsayhuaman befinden sich zahlreiche weitere archäologische Stätten, wie z.B. Qenqo, ein zeremonielles Zentrum der Inka mit seinen unterirdischen Labyrinthen, in denen wohl Totenfeiern abgehalten wurden. Zum Schluss ging es dann noch ins Cusco-Textilzentrum und auf eine Alpaka-Farm. Hier wurde uns der Unterschied erläutert zwischen verschiedenen Fellen der Tiere und Fälschungen. Besonders das allererste Fell des Alpakas (Baby Alpaka) ist extrem weich und damit hergestellte Kleidungsstücke entsprechend kostenintensiv. Die Tiere auf der Farm waren sehr zutraulich. Obwohl für mich gefühlt jedes Alpaka auf der Reise ein kleines Highlight war, war es doch nochmal etwas Besonderes, den Tieren auf der Farm so nah zu kommen und sie sogar füttern zu dürfen. 

Am nächsten Tag stand nun wohl der wichtigste Ausflug meiner Reise auf dem Programm: der Besuch der Ruinenstadt Machu Picchu. Ab Cusco ist das als Tagesausflug möglich, allerdings war schnell klar, dass es doch schöner ist, wenn man für diesen Besuch eher 2 Tage mit einer Übernachtung in der näheren Umgebung einplant. Da mein Zeitplan aber nun mal recht begrenzt war, musste ich dieses Südamerika-Highlight an einem Tag abhaken und entsprechend früh in den Tag starten. Um 4 Uhr wurden wir in Cusco abgeholt und es ging im Kleinbus ca. 1,5 Stunden durch das Heilige Tal, noch leicht verschlafen aber schon jetzt mit atemberaubenden Ausblicken auf die Berglandschaft des „Valle Sagrado“. In Ollantaytambo, dem einzigen verbliebenden Beispiel für Stadtplanung aus der Inka-Zeit, in der sich viele Gebäude, Inka-Terrassen und enge Gassen noch in ihrem ursprünglichen Zustand befinden, wurden wir von unserm Guide für Machu Picchu empfangen und zur Zugstation des Inkarail gebracht. Machu Picchu liegt nämlich hoch in den peruanischen Anden und ist nur zu Fuß über mehrere Tage entlang des Inka-Trail, oder mit dem Zug zu erreichen. Die Fahrt nach Aguas Calientes, dem „Machu Picchu Dorf“ im Tal, dauert ca. 1,5 Stunden und ist ein Highlight für sich.

Die Umgebung ist abgesehen von der Bahnstrecke vollkommen naturbelassen, es gibt keine Straßen oder gar Autos. Mit dem „The 360°“-Inkarail-Zug hat man die Aussicht in alle Richtungen aus dem Zug und kann die Veränderung der Vegetation auf der Strecke von karg und steinig bis grün und waldig genau verfolgen. Ganz ehrlich, ich bin kein großer Bergfreund und auch sonst nicht unbedingt ein „Naturmädel“, aber diese Strecke von Ollantaytambo bis Aguas Calientes war für mich persönlich eines der beeindruckendsten Reiseerlebnisse bisher. Man wusste gar nicht, wo man zuerst hinschauen sollte, die Landschaft war wirklich wunderschön, von Anfang bis Ende, und die Zugfahrt absolut empfehlenswert. Von Aguas Calientes ging es dann mit Kleinbussen, die nur zwischen Ort und archäologischer Stätte hin und her tingeln, über Serpentinen knapp 500m in die Höhe, rauf auf 2.430m und die Erkundung der Ruinenstadt konnte starten. Durch die 4 Rundgänge, zwischen denen man wählen kann, um die Ruinenstätte zu erkunden, entzerrt sich der Besucherstrom deutlich und jeder hat die Chance, zwischendurch zu verweilen, die Alpakas auf der Anlage zu beobachten und natürlich die obligatorischen Bilder vor der weltbekannten Kulisse zu schießen. Unser Rundgang ging ca. 3 Stunden und ließ genug Zeit, dieses beeindruckende Monument auf sich wirken zu lassen. 

Die Stadt umfasste wohl über 200 auf Terrassen gelegene steinerne Bauten, die über Treppen verbunden waren. Die meisten Terrassen und etwa 3000 Stufen, die Kanalverbindung zur außerhalb befindlichen Wasserquelle und Außenmauern sind bis heute erhalten, Teile der Wohnbauten wurden rekonstruiert. Eine gigantische Kulisse, die demütig macht, vor allem, wenn man sich versucht vorzustellen, wie es möglich war, eine solche Anlage an dieser Stelle derart ausgeklügelt zu erbauen.

Trotz der Höhe war diesmal keine Sonnencreme notwendig, denn es herrschte eher Nieselwetter, und ich war froh, dass ich mir nicht extra noch welche besorgt, stattdessen aber einen schicken Kunststoff-Regenponcho eingepackt hatte. Dennoch tat das Wetter dem Erlebnis Machu Picchu keinen Abbruch. Und auch hier oben ist man wieder absolut baff von den Aussichten auf die umliegenden Anden-Berggipfel, mit denen man gefühlt fast auf einer Höhe ist, und die extrem steil abfallenden Bergwände, vom dichten grünen Dschungel bewachsen, die einen Aufstieg unmöglich erscheinen lassen.

Nach dem Rundgang ging es dann wieder zurück nach Aguas Calientes für ein gemeinsames Mittagessen und danach stand auch schon die Rückfahrt mit dem Zug nach Ollantaytambo an. Gern hätte ich von Aguas Calientes noch etwas mehr gesehen, daher fände ich eine Übernachtung dort empfehlenswert, um den Besuch eines so weltberühmten Ortes noch etwas besser verarbeiten zu können. Gegen 19 Uhr war ich dann zurück im Hotel in Cusco und absolut knülle… dabei stand am nächsten Morgen ja schon die nächste und finale Tagestour an…

Spontan und etwas naiv hatte ich den Plan für meinen letzten Tag in Cusco kurzfristig umgeworfen. Eigentlich war noch ein Halbtagesprogramm mit weiteren archäologischen Stätten im Heiligen Tal sowie ein Besuch der Salzterrassen in Maras geplant. Da ich aber den ganzen Tag zur Verfügung hatte und zuvor schon einiges vom sogenannten „Regenbogenberg“ gehört hatte, reizte mich dieser Ausflug doch etwas mehr und ich hatte, ehrlicherweise ohne mich zuvor viel zu informieren, während wir am Vortag in Ollantaytambo auf den Zug nach Aguas Calientes gewartet hatten, schnell diesen Tagesausflug gebucht… Auch hier ging es früh um 4 Uhr los und schon auf der Fahrt erwähnte der Guide mehrfach, dass die Wanderung zwischendurch anstrengend werden könnte, da wir auf über 5000m hochlaufen und dort der Sauerstoffgehalt der Luft sehr knapp wird. Hier bekam ich langsam Muffensausen… mir war so gar nicht klar, dass der Berg auf dieser Höhe liegt und ich habe auch weder Höhen- noch Trekkingerfahrung. Aber es gab kein Zurück und ich wollte es auch unbedingt schaffen. 

Nach wieder recht langer Fahrt von ca. 2 Stunden gab es eine Pause und zunächst ein leichtes Frühstück, bevor es dann nochmal im Kleinbus für weitere 50 Minuten bis zum Startpunkt der Wanderung ging. Hier, auf ca. 4200m, war die Luft nun schon spürbar dünner. Aber auch hier wurde man direkt mit wunderschönen Aussichten auf die Anden belohnt, überall grasende Alpakas und sogar schneebedeckter Gletscher direkt vor der Nase! 

Auch der Vinicunca, wie der Regenbogenberg tatsächlich heißt, ist früh morgens noch schneebedeckt. Bis man aber die Aussichtsplateau erreicht, ist der Schnee aber in der Regel schon geschmolzen und die sieben verschiedenen Farben, die parallel zueinander verlaufen, werden sichtbar. Die Wanderung zum Gipfel ist nicht besonders anstrengend, jedoch machen die Höhenmeter und der geringe Sauerstoffgehalt den Aufstieg zu einer Herausforderung. Mit einem Trekkingstock gings los: zunächst ein kurzer steiler Aufstieg, dann relativ gerade (ca. 4km), dann nochmal die letzten paar hundert Meter sehr steil und felsig und am Schluss muss man noch eine lange Treppe hinauf. Bis zum letzten steilen Teil vor der Treppe ist es möglich, ein Pferd mit Führer zu mieten, auch noch auf der Strecke. Während man selbst den Weg entlang hechelt, rennen die Einheimischen gefühlt 10x am Tag mit Touristen auf ihren Pferden den Berg hoch und runter, als wäre es nichts… auch ich habe mich dann auf Anraten des Guides, schon an relativ fortgeschrittener Stelle, nochmal dazu entschieden, die letzten paar 100m aufs Pferd umzusteigen, um Kraft & Sauerstoff zu sparen für den letzten Aufstieg. Denn dort kommen die Pferde nicht mehr hoch, es ist steil, felsig und rutschig, hier muss man also zwingend zu Fuß gehen. Ich muss ehrlich sagen, dass ich diesen Ausflug gänzlich unterschätzt habe, insbesondere die Höhe und die entsprechende Sauerstoff-Knappheit. Unterhaltungen konnte ich während des Aufstiegs nicht führen, selbst trinken wollte ich nichts währenddessen, da mir dies Sauerstoff geraubt hätte und ich einfach nur permanent versucht habe, mich auf meine Atmung zu konzentrieren und so das Herzrasen im Zaum zu halten. Auf der Treppe musste man dann wirklich jeweils nach 4-5 Schritten eine Atempause einlegen. Scheinbar ging es aber nicht nur mir so, sondern so gut wie jedem, der vor, neben und hinter mir ging. Umso stolzer war ich dann, als ich tatsächlich endlich oben angekommen war, auf 5020m Höhe, und die Aussicht auf den Vinicunca und ins rote Tal genießen konnte, einfach wunderschön und beeindruckend.

Bei einem typischen Coca-Te, der gegen die Höhenkrankheit hilft, habe ich dann erstmal meine Kräfte gesammelt. Das obligatorische Foto vor dem Regenbogenberg habe ich mir natürlich auch nicht nehmen lassen. Danach ging es noch rüber zu den „Manos de Pachamama“, eine recht neue Attraktion an diesem ohnehin schon recht touristischen Ort. Die Steinhände bilden einen coolen Fotospot mit Aussicht auf den Regenbogenberg sowie das rote Tal und die Gebirgszüge in der Ferne.

Der Rückweg war dann wesentlich entspannter, da es bergab natürlich geringerer Anstrengung bedurfte. Dennoch erreichte mich ein recht starker Kopfschmerz doch noch ganz zum Schluss, was natürlich an der fehlenden Gewöhnung an die Höhe lag. Glücklicherweise waren wir dann schnell auch schon auf dem Rückweg und es ging stetig bergab, runter von der Höhe. Nach einem sehr leckeren Mittagessen hatte sich der Kopfschmerz dann auch größtenteils wieder gegeben. Für mich war dieser Ausflug neben Machu Picchu fast das Highlight der Reise, einfach weil ich selbst aktiv etwas neues kennenlernen konnte und über meine eigenen Grenzen gegangen und vor allem aus meiner Komfortzone rausgegangen bin. 

Und wie sollte es anders sein, meine kleine Peru-Reise sollte natürlich mit einem Pisco-Sour enden, genauer gesagt mit einem Pisco-Sour Workshop, auf den ich am Abend noch in einer Bar im Zentrum Cuscos eingeladen wurde. Alternativ durfte ich mich hier an einem Pisco-Maracuja versuchen, richtig lecker und eine schöne Abwechslung zum Abschluss!

Blick über Cusco
Kathedrale von Cusco
Sacsayhuaman hoch oben über Cusco
Blick über das Heilige Tal
Flusslauf des Rio Urubamba im Heiligen Tal
Mystisch: Machu Picchu im Nebel
Machu Picchu vor imposanter Bergkulisse
Machu Picchu: Verwunschenen Paradies
Alpaka in malerischer Andenlandschaft
Perus bunter Höhepunkt: Regenbogenberg Vinicunca
Possierliche Tierchen und Models in einem, Lamas am Vinicunca
Regenbogenberg: Pferde als Helfer für den Aufstieg