Reisebericht
Sudan
Wenn man im Norden des Sudan auf dem 3500-Jahre alten Schlammziegelbau Dafuffa steht und die Umrisse der früheren Kerma-Metropole überblickt, dann fühlt man sich unweigerlich in alte Zeiten zurückversetzt. Man glaubt die Segel der Händlerboote auf dem nahen Nil zu sehen, das geschäftige Treiben in den Gassen zu spüren und die Rinder zu hören, die hier zu Hunderten als Grabbeigabe geopfert wurden. Der Archäologe Charles Bonnet hat über 50 Jahre den Wüstensand durchsiebt und schrittweise die Anfänge einer afrikanischen Zivilisation zutage gefördert, die sich eigenständig, aber im Austausch mit dem alten Ägypten entwickelte. Ihren wohl imposantesten Ausdruck fand diese Zivilisation im nubischen Königreich Kusch und den Palästen und Pyramiden am Djebel Berkal und in Meroë.
Eine Reise durch den Sudan ist eine spannende historische Spurensuche durch jahrtausendealte Zeitschichten. Man bewundert den Kampf des Mahdi gegen die britische Kolonialherrschaft, trifft in der Thronhalle von Dongola die frühchristlichen Könige Makurias, begegnet in Tempeln und Nekropolen dem ägyptischen Fruchtbarkeitsgott Amun und dem nubischen Löwengott Apademak, und findet im Wadi Sabu die Felsgravuren früher Viehnomaden, die hier schon vor 6000 Jahren Ziegen und Rinder züchteten. Eine Reise durch den Sudan bedeutet dem Nil ein Stück auf seinem Weg zu begleiten, sich von Katarakt zu Katarakt zu hangeln, mit ächzenden unverwüstlichen Fähren über den Strom zu setzen und traumhafte Fluss- und Wüstenlandschaften zu bestaunen. Es bedeutet beeindruckende Persönlichkeiten zu treffen, wie Abdul Ghayum, einem Nilbauern von ‚biblischen‘ Ausmaß, mit einem Händedruck, als würde er die schwere Schwemmerde seit jeher mit bloßer Hand umgraben. Es bedeutet süße Datteln auf den Souks zu naschen, sternenklare Nächte in nubischen Häusern zu verbringen und bei duftendem Ingwer-Kardamon-Kaffee, Ful und Sheyah, die unnachahmliche Gastfreundschaft der Sudanesen zu genießen.
Viel Spaß mit den folgenden Eindrücken von unserer letzten SUDPHA wünscht Euch…
Euer Thomas!